Chefdays 2015 – Marianne Botta: Du bist, was du isst
Liebe geht durch den Magen: Im Volksmund ist die Verbindung zwischen Ernährung und Psyche längst verankert – in der Schulmedizin hingegen wollte man es noch nicht so recht glauben. Mittlerweile zeigen aber mehrere groß angelegte Studien, dass die Ernährung einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden hat. „Wer sich gesund ernährt, leidet weniger unter Depressionen“, fasst die diplomierte Lebensmittelingenieurin Marianne Botta die Studienergebnisse zusammen.
Feurig, frisch, fröhlich
Aber was ist gesund? „Das ist zum einen die mediterrane Ernährung mit Fisch, Olivenöl, Vollkornprodukten oder die Nordic Diet mit frischem Gemüse, Salat und Früchten, Vollkorn wie Hafer und Roggen.“ Botta empfiehlt kurz vor dem Verzehr geerntetes Grünzeug. Darin sind die flüchtigen Pflanzenstoffe enthalten. Das sieht nicht nur besser aus, sondern hilft auch der guten Laune auf die Sprünge. Im Gegensatz dazu gehören hochverarbeitete Produkte, Weißmehl und Süßigkeiten zu den eher ungesunden Lebensmitteln. „Verbannen braucht man sie natürlich nicht – eine abwechslungsreiche Ernährung ist der richtige Weg“, erklärt Botta, die Kurse und Beratungen zum Thema anbietet. Gemeinsam mit Roland Trettl, ehemaliger Executive Chef des Hangar-7, veröffentlichte sie 2011 das Buch „Smart Food – Intelligent essen“.
Was sich positiv auf die Psyche auswirkt und wach, konzentriert und nicht zuletzt glücklich macht, hat auch Folgen für den Körper: „Über 100 Millionen Nervenzellen gibt es im Darm. Damit ist er neben dem Rückenmark und dem Gehirn das wichtigste Nervensystem des Körpers.“ Allergien oder Unverträglichkeiten, die mit dem Immunsystem zusammenhängen, sind unter anderem auch auf eine gestörte Darmflora zurückzuführen. „Allerdings ist die Ernährung immer nur ein Aspekt einer Erkrankung. Daneben spielen natürlich auch individuelle Einflüsse sowie Bewegungsmangel eine Rolle“, weiß Botta. Die Darmflora ändert sich stetig über die Jahre. Wer drei Wochen lang nur Fast Food isst, verändert sie. Andersherum lässt sich ein gesundes Milieu mit frischem Gemüse, Salaten, Obst, probiotischen Milchprodukten und Vollkorn heranbilden. Und wer einen gesunden Darm hat, fühlt sich wohl. Das weiß jeder, der einmal Bauchschmerzen hatte.
Scharfe Gewürze wie Cayenne, Chili oder schwarzer Pfeffer sowie Senf, Meerrettich und Kurkuma führen im Körper zu einer Endorphin-Ausschüttung. Die Glückshormone hemmen den Schmerz auf der Zunge. Danach machen sie, was ihr Name schon verrät: glücklich. Kurios sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur edelsten aller Gewürze: Muttermilch schmeckt nach Vanille, löst damit gute Gefühle und Erinnerungen aus und macht zufrieden.
Marianne Botta geht noch einen Schritt weiter: „Nicht nur die Inhaltsstoffe oder schöne Erinnerungen sorgen für ein gutes Gefühl. Auch der Genuss als solches macht glücklich. Das bedeutet für die Gastronomie: kleine Portionen mit guten Produkten servieren.“ Fettige Speisen und Übersättigung rufen laut Botta ein schlechtes Gewissen hervor und sind damit die größten Miesmacher. „Alles, was schön ist, tut auch gut und Genuss ist schön.“ So wie die Liebe, die durch den Magen geht.