Karriere in Prag

Der Tourismus boomt in Tschechiens Hauptstadt – doch wie steht es um die Karrierechancen? Die besten Erfolgs-Tipps für die Goldene Stadt!
November 13, 2015 | Fotos: Shutterstock, Vienna International Hotelmanagement AG, Starwood Hotels & Resorts Worldwide, Golden Well, The Augustine Hotel, InterContinental Hotels & Resorts, Mandarin Oriental Prague, beigestellt

Karriere in Prag- Über den Dächern der Stadt

Die Goldene Stadt macht ihrem Namen wieder alle Ehre: Bei der „Travelers’ Choice 2011“ des Onlineportals „TripAdvisor“ in der Kategorie „Top 10 Luxury Hotels in the World“ räumte Prag mit drei Hotels unter den besten vier mächtig ab und katapultierte sich nach drei Jahren Wirtschaftskrise in der Beliebtheit der Touristen weit nach vorne. Doch nicht nur für das einerseits vergnügungssüchtige und andererseits kulturell ambitionierte Touristen-Volk, sondern auch für Hotelmitarbeiter ist die Stadt zu einem Must-have geworden. In der Arbeits-Vita machen sich diese vier Buchstaben nämlich recht gut. Alexander Schreiter ist einer, der diese ab 1. März 2011 in seinem Lebenslauf verewigen wird – als General Manager des „InterContinental Prague“.

„Prag ist für mich eine der interessantesten Städte Europas und hier eines der besten Hotels zu leiten, ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme.“ Was es dafür braucht, erklärt Marlies Stiegler, Human Resources Managerin der Vienna International Hotelmanagement AG: „Zu den Softskills zählen Erfahrung im Ausland und diese idealerweise in den CEE-Ländern (Anm.: Central and Eastern Europe).

Karriere in Prag- Über den Dächern der Stadt

Die Goldene Stadt macht ihrem Namen wieder alle Ehre: Bei der „Travelers’ Choice 2011“ des Onlineportals „TripAdvisor“ in der Kategorie „Top 10 Luxury Hotels in the World“ räumte Prag mit drei Hotels unter den besten vier mächtig ab und katapultierte sich nach drei Jahren Wirtschaftskrise in der Beliebtheit der Touristen weit nach vorne. Doch nicht nur für das einerseits vergnügungssüchtige und andererseits kulturell ambitionierte Touristen-Volk, sondern auch für Hotelmitarbeiter ist die Stadt zu einem Must-have geworden. In der Arbeits-Vita machen sich diese vier Buchstaben nämlich recht gut. Alexander Schreiter ist einer, der diese ab 1. März 2011 in seinem Lebenslauf verewigen wird – als General Manager des „InterContinental Prague“.

„Prag ist für mich eine der interessantesten Städte Europas und hier eines der besten Hotels zu leiten, ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme.“ Was es dafür braucht, erklärt Marlies Stiegler, Human Resources Managerin der Vienna International Hotelmanagement AG: „Zu den Softskills zählen Erfahrung im Ausland und diese idealerweise in den CEE-Ländern
(Anm.: Central and Eastern Europe).

tiefrote Wände, blauer Pölstermöbel, der Kellner in Bewegung, ein Restaurant in Prag

Hinzu kommen ein solider Führungsstil, Trainingsskills, eine hohe Umsatzstärke und starke Ergebnisorientiertheit. Als Hardskills für Posten in unseren Hotels in Prag sind Fremdsprachen wie Englisch, Grundkenntnisse im Tschechischen und Sales- und Revenue-Erfahrung essentiell.“ Wer diese Fähigkeiten in seinem Expat-Rucksack gepackt hat, der kann sich allerdings über ein breites Spektrum an Jobs freuen. Michael Specking, seit Juli 2007 Generaldirektor des Hotels „Hilton Prag“ und seit zwei Jahren zudem auch in dieser Position für das „Hilton Prague Old Town“ zuständig, kennt die Karrierechancen deutschsprachiger Expats in Prag: „Das Angebot ist sehr groß. Für F&B, die Roomsdevision, den Finance-Bereich und die höchsten Managementebenen werden im Moment viele Jobs ausgeschrieben.“ Stiegler bestätigt: „Es herrscht ein Fachkräfte- beziehungsweise ein Spezialistenmangel auf dem Prager Hotelmarkt, da in den letzten Jahren viele internationale Hotelketten eine Dependance hier eröffnet haben.

„In Prag gibt es 10.000 Betten mehr als im benachbarten Touristenmagnet Wien.“

Abteilungsleiter und Hoteldirektoren mit internationaler Osteuropa-Erfahrung werden bei der Jobvergabe bevorzugt.“ Zur Verdeutlichung: In Prag gibt es 10.000 Betten mehr als im benachbarten Touristenmagnet Wien. Wer jedoch denkt, dem Messias gleich in die tschechische Hotellerie einschweben zu können und mit Palmwedeln in Form von großen Gehaltsschecks begrüßt zu werden, der irrt. Denn Prag etablierte sich in den letzten Dekaden zu einer wichtigen Ost-West-Drehscheibe mit internationalem Flair. Oder, wie Insider meinen: „Hier bescheißt nur mehr jeder zweite Taxifahrer,
in Moskau noch jeder.“

ein Restaurant in Prag

Und somit hat Prag das klassische Expat-Stigma weiter in den Osten hinein verschoben. „Den deklarierten Expat-Status gibt es kaum noch“, meint auch Schreiter. Was das bedeutet, weiß Hilton-GM Specking: „Die meisten Neueinsteiger in Prag bekommen lokale Dienstverträge und die nur bis zu 35 Prozent versteuert werden.“ Oder, wie es Stiegler knallhart ausdrückt: „Die Zeiten der hochbezahlten Expat-Jobs sind vorbei.“ Doch ist das Leben hier beiweitem nicht so teuer wie in Deutschland, es liegt auf etwa 80-Prozent-Niveau. „Daran angeglichen, kommt das Realverhältnis dem österreichischen und dem deutschen sehr nahe da die vergleichbaren Lebenshaltungskosten in Prag niedriger sind“, so Specking.

So verdient man im Front Office etwa 1800 Euro brutto oder im F&B-Bereich liegt das Gehalt ein wenig höher, bei etwa 2200 Euro brutto. Während die Wichtigkeit der Bezahlung eine rein persönliche Hürde darstellt, weht jedem potentiellen Prag-Bewerber die Konkurrenz aus der Tschechei wie eine steife Brise entgegen. Zwar gilt die duale Ausbildung der mitteleuropäischen Staaten immer noch als das Nonplusultra der Hotellerie, so holen die tschechischen Fachkräfte aber auf. Da jedoch der Expat-Status nicht mehr gilt, es keine Auflagen für die Beschäftigung von EU-Bürgern gibt und somit vom Arbeitgeber in beiden Fällen nicht mehr bezahlt werden muss, halten deutschsprachige Kollegen diesen Trumpf noch immer in Händen.

Goldener Schnittpunkt

Von der Vorstellung eines tristen und grauen Prags hat man sich heute schon lange verabschiedet. Doch steckt die Vergangenheit im Detail. „Prag ist auf dem besten Weg, eine moderne Metropole mit Traditionscharakter zu werden. Innerhalb von zwei Jahrzehnten ist man hier gewaltig gewachsen, aber es steckt noch immer ungeheuer viel Potential in dieser Stadt. Teil davon zu sein oder zu werden, ist ein Anreiz, hier beruflich Fuß zu fassen“, ist sich Specking sicher.

Der Karrierecheck

Die Kriterien im Check
Was Sie wissen müssen.

Karrierechancen

Vorteile sind die deutsche Muttersprache und die gute Ausbildung. Gibt es aber einen besseren Bewerber aus der Tschechei, ist man raus.

Arbeitszeiten

Sind EU-konform, sprich vertraglich geregelt mit 39 Stunden pro Woche. Aber wie überall wird harte Arbeit eher belohnt und Überstunden sind Teil des Jobs.

Jobangebot

Jobs in vielen Positionen und Kategorien sind zu haben. Anders als in klassischen Expat-Ländern, werden hier auch Junior-Levels vergeben.

Arbeitsumfeld

Angenehm, hat man erst einmal die harte Schale der Tschechen durchbrochen. Dann kann man sich der Loyalität und des Vertraues sicher sein. Tipp: Hartnäckig bleiben!

Verdienst/Benefits

Expat-Verträge sind in Prag mittlerweile zur Ausnahme geworden. Gehälter werden nach Local-Verträgen ausbezahlt und diese erreichen nicht das Level der Löhne Mitteleuropas. Durch günstige Lebens­haltungskosten wird das Verhältnis aber egalisiert.

Interview mit Andreas Heidingsfelder

Andreas Heidingsfelder

Zur Person

Andreas Heidingsfelder
GM, Sheraton Prague Charles Square,
www.sheratonprague.com

„Sprungbrett für Karriere“

Internationale Erfahrung für die Zukunft

Kick-Off

Prag ist die Drehscheibe zwischen Ost und West. Wer hier als Junior den Fuß hineinbekommt, kann auf sich aufmerksam machen und Meilensteine für den Aufstieg sammeln. Der General Manager des Sheraton Prague Charles Square Hotel, Andreas Heidingsfelder, über Herausforderung und den Charme der Goldenen Stadt.

ROLLING PIN: Hat Prag die Hülle des Ostblocks endgültig abgelegt?

Andreas Heidingsfelder: Definitiv, wenn auch die Vergangenheit in der Mentalität der Tschechen noch eine große Rolle spielt. Vor 12 Jahren war die Stadt noch in ein Grau in Grau getaucht, heute trifft die Bezeichnung „Goldene Stadt“ wahrlich wieder zu.

RP: Auch umgelegt auf das Hotelbusiness?

Heidingsfelder: Ja. Möglichkeiten gibt es genug, man muss sich nur darauf einstellen, dass man nicht mehr als Expat die Benefits genießt, die es noch vor 15 Jahren in Europa gab. Die Leute bleiben nicht stehen und auch die Tschechen haben sich in unserem Business stark entwickelt. Bezahlt wird heute großteils nach Local-Verträgen, alles andere sind Ausnahmen und wahrscheinlich an einer Hand abzuzählen.

RP: Also gibt es keine speziellen Packages oder Benefits für Mitarbeiter aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz?

Heidingsfelder: Das hängt natürlich auch vom Verhandlungsgeschick des jeweiligen Kandidaten ab und von der Position. Je höher, desto größer die Wahrscheinlichkeit von Zusatzleistungen seitens des Arbeitsgebers.

RP: Warum sollte man trotzdem als Hotelfachmann oder als gastronomischer Mitarbeiter nach Prag gehen?

Heidingsfelder: Weil diese Stadt zum einen großen Charme und Flair hat und zum anderen ein Sprungbrett für eine große internationale Karriere ist.

RP: Wie das?

Heidingsfelder: Der Expat-Status mag vielleicht in dieser Form nicht mehr funktionieren, aber der Wandel schaffte neue Jobmöglichkeiten. Es ist auch möglich, hier in einer Junior-Position zu beginnen und sich dann hochzuarbeiten. Wer klug handelt und mitdenkt, schafft eine Beförderung binnen eineinhalb Jahren. Zudem ist es eine sehr angenehme First-Destination, da man hier im Ausland tätig ist, dennoch nicht weit weg von daheim.

RP: Auf was sollte man in Bezug auf Mitarbeiterführung speziell achten, wenn man hier zu arbeiten beginnt? Haben Sie einen Tipp?

Heidingsfelder: Ich habe das Gefühl, als seien meine Mitarbeiter hier ein wenig sensibler. Sprich: Man muss mit mehr Geduld an die Sache herangehen und Feedback ist noch wichtiger als in Deutschland!

Interview mit Clemens Hoerth

Clemens HoerthZur Person

Clemens Hoerth
General Manager, Mandarin Oriental, Prague

Der Deutsche bekleidete seit seinem Beitritt bei der „Mandarin Oriental Hotel Group“ im Jahre 1997 diverse Führungspositionen.
2006 übernahm er die Leitung des Hauses in Prag.
www.mandarinoriental.com

„Nichts übers Knie brechen!“

Zurückhalten, zusehen und die richtige Entscheidung treffen

Kultur-Guide

In Tschechien und in Prag herrschen die gängigen Kulturregeln. Doch eines sollte man wissen: Wer anfangs versucht, sich lautstark zu profilieren, wird letztendlich kleinlaut zurücktreten. Clemens Hoerth und sein Leitfaden für den Erfolg.

ROLLING PIN: Prag ist nicht Ihre erste Station im Ausland –aber welche hat Sie am besten auf diese Stadt vorbereitet?

Clemens Hoerth: Das war bestimmt Asien. Dort habe ich mir das nötige Feingefühl besorgt und habe meine Softskills dahingehend geschliffen. Dieses Wissen hilft mir in Prag sehr weiter. Hier muss man zuerst die Kultur und die Vergangenheit des Landes betrachten, dann seine Schlüsse daraus ziehen und danach handeln. Ein 08/15-Rezept auf Biegen und Brechen in Prag umzusetzten, funktioniert nicht. Damit manövriert man sich schnell ins Aus.

RP: Gibt es Gründe, warum Ihrer Meinung nach Deutsche oder Österreicher Vorteile bei einer Bewerbung hätten?

Hoerth: Abgesehen von der sehr guten Ausbildung halte ich Deutsche und Österreicher für sehr flexibel in ihrer Einstellung zur Arbeit und auch für abenteuerlustig. Zwei Eigenschaften, die sehr willkommen sind.

RP: Stellen Sie selbst gerne deutsche Landsleute ein?

Hoerth: Bei mir zählt nur das Können. Wenn ein tschechischer Bewerber mit derselben Qualifikation im Rennen ist, bekommt dieser den Vorzug. Denn die Landessprache zu sprechen, bringt enorme Vorteile.

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