30 Jahre Restaurant Rosin: Frank Rosin im Exklusivinterview

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des 2-Sterne-Gourmettempels in Dorsten blickt Spitzenkoch und TV-Star Frank Rosin im Exklusivinterview mit ROLLING PIN auf drei Jahrzehnte Restaurant Rosin zurück.
Feber 28, 2021 | Fotos: Raphael Gabauer, Dominik Girek

Drei Jahrzehnte ist es her, dass Spitzenkoch, Gastronom und TV-Star Frank Rosin sein Restaurant im beschaulichen Dorsten eröffnete. Im Exklusivinterview blickt er auf die bewegte Zeit seit der Restaurantgründung zurück – und verrät, was die größte Herausforderung war und warum er ganz bewusst nicht expandiert.

Frank Rosin
Im Alter von 24 Jahren eröffnete der gebürtige Dorstener sein Restaurant

Drei Jahrzehnte ist es her, dass Spitzenkoch, Gastronom und TV-Star Frank Rosin sein Restaurant im beschaulichen Dorsten eröffnete. Im Exklusivinterview blickt er auf die bewegte Zeit seit der Restaurantgründung zurück – und verrät, was die größte Herausforderung war und warum er ganz bewusst nicht expandiert.

Frank Rosin
Im Alter von 24 Jahren eröffnete der gebürtige Dorstener sein Restaurant

Frank, 30 Jahre Restaurant Rosin. Wie hat das genau angefangen?
Frank Rosin: Das ging alles sehr schnell. Ich bin aus Kalifornien zurück ins Münsterland gekommen und musste mich innerhalb von sieben Tagen entscheiden, ob ich mich selbstständig mache oder nicht.
Warum?
Rosin: Weil es eine Gaststätte gab, die ich übernehmen konnte. Das war eine echte Münsterländer Gastwirtschaft und sie brauchten eine zügige Entscheidung. Im Grunde genommen entsprach die Restauration auch überhaupt nicht meinem Stil, aber nach intensiven Verhandlungen habe ich mich zur Übernahme entschlossen und unterschrieb einen Pachtvertrag von zehn Jahren. Das war für mich damals eine Unendlichkeit.

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Das Rosin Restaurant ist ein echtes Kaliber. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Oliver Engelke tischt Rosin klassische wie kreative Kost auf

Ein Restaurant dieses Kalibers – 2 Sterne – mitten in einem Kaff namens Dorsten. Denkst du, das würde heute auch funktionieren, dort ein Restaurant mit einem solchen Standing zu gründen?
Rosin: Ich kann nicht in die Glaskugel schauen und weiß nicht, wie sich heute alles entwickeln würde, aber ich würde sagen, dass im angrenzenden Ruhrgebiet im Umkreis von etwa 60 Kilometern bis zu sechs Millionen Menschen leben. Und da wir in Dorsten die direkte Anbindung an drei Autobahnen haben und somit direkt im Speckgürtel  des Ruhrgebietes liegen, kann uns von dort jeder, der möchte, in ca. einer halben Stunde erreichen. Das heißt, das Restaurant liegt letztlich an der Grenze zu einer der größten Metropolen Europas – größer als Berlin!

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Rückblickend betrachtet: Was war für dich der Moment der größten Herausforderung in diesen 30 Jahren?
Rosin: Das ökonomische Überleben. Das war auf jeden Fall die größte Herausforderung.
Gab es da einen Moment, der besonders kritisch war?
Rosin: Klar.  Die Sendung „Rosins Restaurants“ auf Kabel 1 läuft auch deshalb so gut, weil ich aus eigener Erfahrung spreche und manches selbst erlebt habe. Mir ging’s die ersten zehn bis 15 Jahre auch nicht besonders gut. Ich habe mir alles selbst aufgebaut…
Da gab es keinen Investor im Rücken?
Rosin: Nein. Meine Mutter hat mir einmal Geld geliehen, ansonsten gab es da gar nichts und niemanden.
Wie hast du es dennoch geschafft, das Restaurant wirtschaftlich auf Schiene zu bringen?
Rosin: Mit dem Aufbau eines Netzwerkes, guter Zusammenarbeit und natürlich Fleiß und extremer Zielstrebigkeit. Das Kochen war eine Gabe. Das Unternehmersein, das war die wirkliche Herausforderung.

Mein Vater hat mir immer gesagt: ‚Mach eine Sache, denn nur eine Sache kannst du richtig machen.‘

Großes Thema – und womöglich auch Erfolgsrezept – ist bei dir die Mitarbeiterführung. Wie sehr hat sich das in diesen drei Jahrzehnten für dich verändert? War dir das von Anfang an bewusst oder hast du erst über die Jahre erkannt, dass es anders – Stichwort Fachkräftemangel – nicht geht?
Rosin: Man kann sagen, das war eine Milleniumsentscheidung. Genau im Jahr 2000 habe ich die Entscheidung getroffen, das Potenzial der Mitarbeiter als größtes Investment anzusehen. Was habe ich vom besten Stück Fleisch, wenn es nicht auch gut verarbeitet und präsentiert wird? Der Faktor Mensch findet in unserem Job  bei der Auszeichnung eines Restaurants die höchste Beachtung. Die Atmosphäre, die Stimmung – alles ist letztlich menschengemacht. Deswegen finde ich auch, dass nur die Nennung eines Küchenchefs als „Kopf“ eines Restaurants nichts taugt. Wenn geschrieben steht: ‚Der Koch so und so vom Restaurant so und so‘ kommen keine anderen Mitarbeiter vor. Warum nicht? Wenn man vom FC Liverpool spricht, dann spricht man ja auch nicht nur von Jürgen Klopp, sondern von der ganzen Mannschaft. Das wurde mir einfach irgendwann klar. Mein Küchenchef Oliver Engelke ist mittlerweile mein Alter Ego. Jochen Bauer, der Restaurantleiter und Susanne Spies, unsere Sommeliére sowieso. Diese Menschen standen nicht hinter, sondern neben mir, auch im Zuge der Unternehmensentwicklung.

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Angenehm entspannt und elegant ist das Flair im Rosin

Hat es dich eigentlich nie gedrängt, gastronomisch zu expandieren? Die Reichweite hättest du ja, um gastronomisch quer durch die Bundesrepublik präsent zu sein.
Rosin: Die Angebote waren da, mannigfaltig sogar. Aber für mich schien mir das irgendwie nicht das Richtige. Mein Vater hat mir immer gesagt: ‚Mach eine Sache, denn nur eine Sache kannst du richtig machen.‘ Und letztlich ist es ja so: Das Wissen, dass man auch mit nur einem ernsthaft betriebenen Restaurant erlangt, ist wie ein eigener Forschungsauftrag. Das ist unheimlich viel wert! Diese Erkenntnisse habe ich immer weitergegeben, auch mit einem Profit Center. Ich habe einfach gemerkt, dass es mehr Geld einbringt, zehn Restaurants zu beraten als zu eröffnen.
Was wünschst du dir für die nächsten 30 Jahre?
Rosin: Frieden, Gesundheit und dass man aus den Problemen, die uns in den vergangenen zwölf Monaten beschäftigt haben, lernt!

Restaurant Rosin

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