Störe stehen unter strengem Schutz. Doch wie schockierende Studien kürzlich ergaben, scheinen Vorschriften oft hinter kommerziellen und kulinarischen Interessen zu stehen.
Störe stehen unter strengem Schutz. Doch wie schockierende Studien kürzlich ergaben, scheinen Vorschriften oft hinter kommerziellen und kulinarischen Interessen zu stehen.
In der Studie prüften Forscher:innen fast 150 Kaviar- und Störfleischproben. Die Resultete zeigten: Schutzmaßnahmen von Stören in der Donau vor Wilderei scheinen oft nicht auszureichen. Denn: Die Proben wiesen über Erbgut- und Isotopenanalysen einen teils illegalen Ursprung nach. Die beobachtete Intensität der Wilderei untergrabe jede Schutzbemühungen, schrieb das Team um Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin in „Current Biology“.
Das Fazit der Autoren lautet: „Der Handel mit Kaviar und Stören muss dringend verbessert werden, um die Zukunft der Bestände zu sichern.“
Als Kaviar werden die Eier verschiedener Stör-Arten bezeichnet, die unter anderem im Schwarzen Meer und im Kaspischen Meer gefangen werden. Der hohe Preis und die anhaltende Nachfrage haben einen Großteil der Arten an den Rand der Ausrottung gebracht. Kaviar wird in der Regel durch Schlachtung der Störe gewonnen.
Schockierende Ergebnisse
Heutzutage darf Kaviar fast ausschließlich nur noch von gezüchteten Stören stammen. Der in der Studie festgestellte Verkauf von Kaviar, der gegen die CITES- und EU-Verpflichtungen verstoße, stelle die Wirksamkeit der Kontrollen in Frage, so Mitautorin Jutta Jahrl. Sie ist beim ebenfalls an der Studie beteiligten WWF Österreich Managerin eines Stör-Schutzprojekts. In der Studie wertet das Team die Ergebnisse als „alarmierend“.
Auch wenn Wilderei und illegaler Wildtierhandel oft als Problem von Entwicklungsländern betrachtet würden, seien die Ergebnisse ein Beweis, dass ein hoher Anteil von gewilderten Störprodukten aus der EU und von Beitrittskandidaten komme, schreiben die Forscher:innen.
Außerdem berichten sie, dass ein Teil der Produkte als Wildprodukte ausgegeben wurde, obwohl sie tatsächlich aus Aquakultur stammten. Die Ergebnisse deuteten also auch darauf hin, dass es immer noch eine Nachfrage nach Produkten aus wildem Stör gibt.
Das fördere die Wilderei und sei ein Hinweis darauf, dass Verbraucher:innen Produkte aus Aquakultur nicht als vollständigen Ersatz akzeptierten. In einzelnen Fällen zeigte sich bei den Untersuchungen noch, dass in angeblichen Störprodukten keine Spur des Fischs zu finden war.
Vom Aussterben bedroht
Das Fischen von Stören ist laut der Studie in der Donau angesichts bedrohter Bestände verboten, jedes einzelne Individuum sei wichtig für deren Überleben.
Seit 1998 seien alle Störarten durch das Washingtoner Artenschutzabkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten, frei lebenden Tier- und Pflanzenarten (CITES) geschützt, außerdem solle ein internationales Kennzeichnungssystem für Kaviarprodukte seit 2000 dem illegalen Handel entgegenwirken. (dpa)