Gibt es sechs Geschmackssinne?
Eine reine Geschmacksfrage
Süß, salzig, sauer, bitter und umami – die fünf Geschmacksrichtungen sind jedem hinlänglich bekannt. Nun könnte das Wahrnehmungsspektrum aber erweitert werden: US-amerikanische Wissenschaftler der Oregon State University haben in einer Testreihe herausgefunden, dass Menschen langkettige Kohlenhydrate schmecken können. Solche Kohlenhydrate sind beispielsweise in Kartoffeln, Pasta und Brot enthalten. Und der neue Geschmack hat auch schon einen Namen: stärkehaltig.
In einer zweiteiligen Versuchsreihe wurde 22 Probanden Flüssigkeiten verabreicht, in denen in unterschiedlichen Anteilen Kohlenhydrate gelöst waren. Aufgabe der Teilnehmer war, den Geschmack zu beurteilen.
Lebensmittelwissenschaftlerin und Autorin Juyun Lim beschrieb den Eindruck der Testpersonen laut dem Gastroportal Munchies folgendermaßen: „Sie haben den Geschmack ,stärkehaltig‘ getauft. Asiaten beschrieben ihn als reisähnlich, Weiße eher als brot- oder pastaähnlich. Es ist, als würde man Mehl essen.“
Sie sieht in diesen Ergebnissen auch einen Widerspruch zu bisherigen Annahmen, dass Menschen die langkettigen Kohlehydrate als süß wahrnehmen. Deshalb bekamen die Probanden in Teil zwei der Untersuchung Lactisole zur Einnahme, einen Stoff, der das Süße-Empfinden unterdrücken kann. Die Teilnehmer konnten den stärkehaltigen Geschmack aber nach wie vor wahrnehmen.
Für Lim der erste Beweis dafür, „dass wir Stärke selbst als Geschmack wahrnehmen können“.
Bis die neue Geschmacksrichtung aber offziell anerkannt werden kann, ist es noch ein weiter Weg. Forscher müssen zuerst herausfinden, welche Rezeptoren beim Essen komplexer Kohlenhydrate beteiligt sind.