Heston Blumenthal wegen Steuerhinterziehung angeklagt
Schwere Vorwürfe gegen Heston Blumenthal: Der 52-Jährige muss sich wegen angeblicher Steuerhinterziehung und fehlender Lohnauszahlungen vor Gericht verantworten.
Die Causa Blumenthal
Laut Berichten der Zeitungen Sunday Age und Sun-Herald laufen alle Restaurants Blumenthals in einer Firma auf der Karibikinsel Nevis zusammen, die als Steueroase bekannt ist. Zudem gäbe es Verbindungen zwischen seinem Lokal Dinner by Heston Blumenthal in Melbourne und einer Firma namens Tipsy Cake Pty Ldt, die eine Briefkastenfirma auf Nevis sein soll. Pikantes Detail: Die Tipsy Cake Pty Ldt ist in den berüchtigten Panama Papers zu finden, die 2016 an die Öffentlichkeit gelangten und vertrauliche Unterlagen über Offshore-Kunden enthielten.
In einem Statement eines Sprechers des The Fat Duck heißt es, dass es solche Unternehmensstrukturen gäbe, um international agieren und auf individuelle Märkte in verschiedenen Ländern eingehen zu können. Das Unternehmen bezahle aber alle in Australien anfallenden Steuern ordnungsgemäß.
25 Überstunden pro Woche – unbezahlt?
Zudem wird dem Sternekoch vorgeworfen, Überstunden nicht zu bezahlen. Seine Mitarbeiter im Restaurant in Melbourne müssten wöchentlich an die 25 Überstunden leisten und würden nicht dementsprechend entlohnt werden. Daraus folge, dass seine Mitarbeiter nur einen Stundenlohn von etwa 15 bis 17 AUD, umgerechnet etwa 10 Euro, erhalten, obwohl der Mindestlohn in Australien bei 18,93 AUD (ca. 12 Euro) läge, rechnet die australische Presse vor.
Nachdem das bekannt wurde, teilte ein Sprecher mit: "Ich glaube nicht, dass es solche Missstände gibt." Man werde die Vorwürfe aber prüfen und betonte auch, dass das nur das Restaurant in Melbourne betreffe, Mitarbeiter im Dinner by Heston Blumenthal in London würden keine unbezahlten Überstunden machen müssen.
Ich glaube nicht, dass es solche Missstände gibt.
Ein Sprecher des Dinner by Heston Blumenthal in Melbourne über die angeblich fehlende Bezahlung von Überstunden
Steueroasen zu nutzen ist kein Verbrechen in Australien ebenso wie die Nicht-Bezahlung von Mitarbeitern. Während Angestellte, die beispielsweise ihren Arbeitgeber bestehlen, dafür im Gefängnis landen können, bleibt der sogenannte Lohndiebstahl ungestraft. Diese Thematik wird in Australien schon seit geraumer Zeit diskutiert. Die Regierung hat Pläne, dafür Strafen von bis zu zehn Jahren Haft zu verhängen.
Blumenthal zählt zu den Spitzenköchen Großbritanniens. Sein Restaurant The Fat Duck in Bray hält die Guide-Michelin-Höchstwertung von drei Sternen. Zudem betreibt er fünf weitere Restaurants: The Crown at Bray, The Hinds Head, ebenfalls in Bray, Dinner by Heston Blumenthal in London und Melbourne sowie das The Perfectionists Café am Londoner Flughafen Heathrow.
www.dinnerbyheston.com.au