Sommelier Stefan Neumann: Alles auf ROT!
Glaubt man Romanautor Uwe Timm, so ist die Farbe Rot wahrlich eine besondere. Scharlachrot. Karminrot. Purpurrot. Von keiner anderen Farbe gibt es so viele benannte Schattierungen wie von Rot, meint er in seinem nach der Farbe benannten Roman „Rot“. Und tatsächlich hat es den Anschein, als würde eine Rotweinrebsorte versuchen, möglichst viele Rottöne zu imitieren: der Zweigelt. Von Rosé bis Dunkelrot gelingt ihm das auf beeindruckende Art und Weise.
Glaubt man Romanautor Uwe Timm, so ist die Farbe Rot wahrlich eine besondere. Scharlachrot. Karminrot. Purpurrot. Von keiner anderen Farbe gibt es so viele benannte Schattierungen wie von Rot, meint er in seinem nach der Farbe benannten Roman „Rot“. Und tatsächlich hat es den Anschein, als würde eine Rotweinrebsorte versuchen, möglichst viele Rottöne zu imitieren: der Zweigelt. Von Rosé bis Dunkelrot gelingt ihm das auf beeindruckende Art und Weise.
Damit einher geht jedoch auch die Tatsache, dass jede dieser Farbfacetten eine andere Stilistik ins Glas bringt. Zweigelt kann von fruchtig-leicht bis tief und charaktervoll viele unterschiedliche Ausprägungen zeigen. Und das ist vielleicht genau das Trumpf-Ass, weshalb diese so typisch österreichische Rebsorte in den vergangenen Jahreneinen nahezu kometenhaften Aufstieg innerhalb der österreichischen Weinwelt hingelegt hat. Weshalb der Zweigelt nun ganz offensichtlich zum großen Sprung an die Spitze der internationalen Weinelite ansetzt. Und damit nach dem sensationellen Welterfolg des Grünen Veltliner in den vergangenen zehn Jahren zum zweiten österreichischen Weinaushängeschild werden dürfte.
Überraschende Entwicklung
Tatsächlich stehe der Grüne Veltliner aus Österreich heute auf dem Einkaufszettel jedes Top-Sommeliers und jedes Weineinkäufers, sagt Master Sommelier Stefan Neumann. Nachsatz: „Das hätte ich mir vor zehn Jahren auch nicht gedacht.“ Der Österreicher war viele Jahre als Director of Wine im Zweisterner „Dinner by Heston Blumenthal“ aktiv – heute ist er international als Wine Consultant tätig. Er sieht sehr deutliche Parallelen zwischen der Entwicklung des Grünen Veltliner und jener des Zweigelt.
Zweigelt ist ein Wein, der auf den ersten Schluck überzeugt. Das ist ein wichtiger Aspekt.
Stefan Neumann, Master Sommelier
So sei die rote Rebsorte genauso zugänglich wie flexibel. Genauso wie der Grüne Veltliner funktioniert auch der Zweigelt mit und ohne Holz. Neumann: „Zweigelt ist zudem ein Wein, der auch viele Nicht-Weinkenner auf den ersten Schluck einfach überzeugt. Das ist ein enorm wichtiger Aspekt, um wirklich breit erfolgreich zu sein!“ Hinzu kommt, dass dieser Rotwein, sofern er geradlinig im Stahltank ausgebaut wurde, sowohl kühl als auch rotweinwarm genossen werden kann. „Gerade im Sommer kann ein gekühlter Zweigelt großartig schmecken“, sagt der Top-Sommelier. Gleichzeitig aber wird diese Rebsorte durch den gezielten Einsatz von Barrique sehr bewusst gestärkt, ist deshalb längst genauso für anspruchsvolle Connaisseurs hochspannend. „Diese Entwicklung ist für mich besonders bemerkenswert und überraschend“, sagt der Fachmann.
Herkunft als Schlüssel zum Erfolg
Grund für diese spektakulären Ausprägungen des Zweigelt ist seiner Meinung nach die in den vergangenen Jahren intensiv betriebene Betonung der typischen Herkunftsgebiete, die für diesen Wein auch ideal sind – wie etwa der Neusiedlersee DAC. Diese Regionsdefinition wird in der globalen Weinwelt sehr deutlich als Qualitätsgarantie wahrgenommen. Ein Mechanismus, der übrigens auch die Grundlage für den durchschlagenden Erfolg des Grünen Veltliner bildete, wie Neusiedlersee DAC-Geschäftsführer Torsten Aumüller betont. „Es ist auch für den Zweigelt eine Frage der Lage! Hier am Neusiedlersee haben wir, was der Zweigelt mag und braucht: Sonne und Wärme, moderate Niederschläge, gemäßigte Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht dank direkter Seelage und Winzer und Winzerinnen, die ihr Handwerk verstehen. Das alles zusammen gibt ihm unsere regionale Identität und Qualität“, so Aumüller.
Stefan Neumann aber geht in seiner Vision für den Zweigelt sogar noch einen Schritt weiter: „Rebstöcke, die bereits so kultiviert wurden, dass hochwertiger Zweigelt gekeltert werden kann, kommen in den nächsten zehn Jahren in ein Alter, in dem sie besonders spannend werden.“ Kurz zur Erklärung: Je älter ein Rebstock ist, umso tiefer wurzelt er. Dementsprechend besser können die für das jeweilige Terroir typischen Noten in die Traube gelangen. Deshalb erwartet Neumann, dass sich die Qualität und Typizität des Zweigelt in naher Zukunft noch viel feiner und definierter zeigen wird. So würden sehr kleinteilige Lagen und somit noch vielschichtigere Ausprägungen möglich, was gerade unter Weinexperten gern gesehen ist.
Weisser Wegbereiter
Was dem Zweigelt laut Stefan Neumann auf dem Weltmarkt besonders hilft, ist naturgemäß der bereits vom Veltliner vorgezeichnete Weg: „Sommeliers und Weineinkäufer vertrauen den österreichischen Weinen, weil die Weißweine bereits für Furore sorgen.“ Sie haben dem Zweigelt sozusagen den Weg schon ein wenig geebnet. Ein Umstand, den der aktuell so gefragte rote Weinexport aus Österreich quasi als Geburtstagsgeschenk verstehen darf: Genau vor 100 Jahren wurde die Rebsorte Zweigelt unter dem Namen „Klosterneuburg 71“ offiziell im Kreuzungsregister eingetragen. In diesem Sinne: Prost!
_____________
DER ZWEIGELT
Die Rotweinsorte Zweigelt ist eine Neuzüchtung aus zwei österreichischen autochthonen Rebsorten – dem Blaufränkisch und dem St. Laurent. Heuer vor 100 Jahren wurde sie unter dem Begriff „Klosterneuburg 71“ offiziell im Kreuzungsregister eingetragen. Sie ist mittlerweile die am meisten verbreitete Rotweinsorte in Österreich.
Aromenvielfalt: Sie reicht von Kirsche und Sauerkirsche zu Zwetschke und Cassis hin zu Vanille, Zimt und Pfeffer.
Trinkempfehlung: Grundsätzlich bei 16 bis 18 Grad servieren. Wer im Sommer aber eine Erfrischung sucht, wird sich mit einem auf 14 bis 16 Grad gekühlten, leichten Zweigelt sehr wohl fühlen.