Wie Hotelière Helena Ramsbacher dem Fachkräftemangel trotzt
Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Und wenn schon abwerben – wie kann man sich das auf Dauer leisten? Seitdem die Pandemie ihre Klauen gelockert hat, lechzt die gesamte Hotellerie und Gastronomiebranche nach Mitarbeitern. Betriebe fahren ihre Angebote zurück oder sperren schlichtweg zu. In der Politik herrscht großes Rätselraten: Wo sind all die Menschen geblieben? Allein, manche Betriebe scheinen von diesem Dilemma zumindest großteils verschont zu bleiben. Die von Unternehmerin Helena Ramsbacher etwa.
Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Und wenn schon abwerben – wie kann man sich das auf Dauer leisten? Seitdem die Pandemie ihre Klauen gelockert hat, lechzt die gesamte Hotellerie und Gastronomiebranche nach Mitarbeitern. Betriebe fahren ihre Angebote zurück oder sperren schlichtweg zu. In der Politik herrscht großes Rätselraten: Wo sind all die Menschen geblieben? Allein, manche Betriebe scheinen von diesem Dilemma zumindest großteils verschont zu bleiben. Die von Unternehmerin Helena Ramsbacher etwa.
„Wir haben in allen vier Häusern eine geringere Fluktuation als andere und finden auch fast überall ausreichend Mitarbeiter“, sagt sie. Allein bei den Stubenmädchen und im Service sei man selbst immer wieder auf der Suche. Besonders spannend: Alle Betriebe sind in gänzlich unterschiedlichen Regionen angesiedelt und unterliegen somit allesamt auch anderen Bedingungen: Das Hotel Tyrol liegt in der Mariahilferstraße im Herzen Wiens. Mitten im Wald findet sich der Knappenhof in Reichenau, am wunderschönen Wörthersee das berühmte Schloss Seefels und auf der kroatischen Insel Brac mit dem Lemongarden sogar ein Hotel am Meer. Sprich: Allein mit einer „Top-Lage“ kann der Erfolg nicht begründet sein. Und so stellt sich natürlich die Frage: Was macht Helena Ramsbacher anders als die meisten anderen?
„Ich weiß, was es heißt, schwere Matratzen umzudrehen und jedem Gast seine Haare wegzuräumen!“
Wissen, was harte Arbeit ist
Ein relevanter Aspekt im heutigen Geschäftsleben der 58-Jährigen ist wohl in ihrer Kindheit zu finden. Aufgewachsen im elterlichen Hotelbetrieb sog sie das Gastgeberinnensein quasi mit der Muttermilch auf: „Bei uns war es üblich, immer mit den Mitarbeitern gemeinsam an einem Tisch zu sitzen“, erinnert sie sich. Nachsatz: „Und ich hab so gut wie jeden Job in der Hotellerie gemacht. Ich war auch Stubenmädchen und weiß, was es heißt, schwere Matratzen umzudrehen und jedem Gast seine Haare aus dem Abfluss zu fischen!“
Außerdem wäre schon ihren Eltern klar gewesen, dass der schönste Marmor und die teuerste Einrichtung nichts nützen, wenn kein Teamspirit vorhanden ist. „Mein Ziel ist es seit jeher, alle so zu behandeln, dass sie genauso für den Betrieb brennen wir ich selbst“, sagt Ramsbacher. Eines ist jedoch klar: Das ist wesentlich leichter gesagt als getan.
Ich habe mich gefragt, was ich brauchen würde, wäre ich auf Saison.
Helena Ramsbacher über die Ausstattung ihrer Mitarbeiterquartiere
Ramsbacher: „Deshalb habe ich mich hingesetzt und mich gefragt, was ich denn brauchen würde, wenn ich auf Saison ginge.“ Also postulierte sie für sich selbst: Ich schlafe mit keinem Fremden in einem Zimmer. Ich möchte meine eigene Waschmaschine haben. Ich will selbst kochen können. Ich möchte nicht im Wohnzimmer schlafen. Ich will adäquat bezahlt werden.
Wo Gäste den Mitarbeitern weichen
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In sämtlichen Betrieben sind für alle Mitarbeiter Quartiere vorhanden, die all diesen Anforderungen gerecht werden. Das geht sogar so weit, dass Ramsbacher lieber auf Gästezimmer verzichtet, als ihren Leuten zu wenig zu bieten.
„Im Knappenhof werden derzeit neue Mitarbeiterquartiere gebaut. Bis diese fertig sind, belegen meine Leute gut die Hälfte der Zimmer, die eigentlich für den Hotelbetrieb gedacht sind.“ Der Knappenhof ist allerdings auch aus gastronomischer Sicht für Helena Ramsbacher außergewöhnlich. Schließlich markiert er das erste Gastroprojekt, das sie gemeinsam mit Max Stiegl aus der Taufe gehoben hat. Genau, mit dem als kreativ wie provokant bekannten Chef und Gastronomen vom Gut Purbach. „Uns verbindet Leidenschaft, Freude und das Erkennen der Wichtigkeiten der Menschen in unseren Teams“, sagen sie unisono.
In diesem Fall treffen vor allem die Qualitäten einer Hotelfachfrau und eines Gastroexperten aufeinander. Eine Kombination, die seit dem Knappenhof-Start (inzwischen ist hier Harald Brunner mit seiner Partnerin Edith Berghofer als Küchenchef und Gastgeber tätig) vor knapp einem Jahr schon weitere Blüten getrieben hat: Im Stanko+Tito am Wiener Spittelberg erfreut man die Gäste seit Neuestem mit charmanter und hochwertiger Balkanküche. Die Pläne für ein gemeinsames Gastroprojekt, gleich vor dem gerade im Bau befindlichen neuen Wiener Einkaufszentrum „Lamarr“, liegen auch schon in der Schublade. Was das genau wird, erzählen die zwei vorerst nur hinter vorgehaltener Hand, schließlich fehlt es noch an einigen Genehmigungen. Eines ist aber schon jetzt klar: Unter Mitarbeitermangel wird dieser Betrieb genauso wenig leiden wie unter zu wenig Gästen.
HELENA RAMSBACHER
Die erfolgreiche Hotelierin wuchs in Kärnten auf, wo sie die Höhere Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe absolvierte. Sie arbeitete als junge Frau in unterschiedlichen Hotels – unter anderem in dem ihrer Eltern – und hatte diverse Funktionen in Fremdenverkehrsvereinen und Tourismusverbänden inne. Nach ihrer politischen Karriere als Nationalratsabgeordnete konzentrierte sie sich auf die Hotellerie und auf ihre große Leidenschaft – die Kunst. Diese macht sie in ihren Betrieben gerne Gästen und Mitarbeitern zugänglich.