Job Destination Graz: Mit der Kraft großer Visionen
Wenn wir das Rad der Zeit um ganze 20 Jahre zurückdrehen, stehen wir in einem anderen Graz. In einer Stadt, geteilt in ein linkes und rechtes Murufer. In chic und weniger chic. In bürgerlich-konservativ und rotlicht-schrill. Doch dann kommt plötzlich das Jahr 2003. Eine Zeit, in der durch die ganze Stadt ein Ruck geht. Ein Ruck, der wie eine Initialzündung für ein Feuerwerk an verbindenden Ideen und zukunftsweisenden Visionen wirken sollte. Kurz gesagt: Als Kulturhauptstadt erwachte Graz aus einem Dornröschenschlaf und kommt seither nicht mehr zur Ruhe. Spoiler: Welch ein Glück!
Wenn wir das Rad der Zeit um ganze 20 Jahre zurückdrehen, stehen wir in einem anderen Graz. In einer Stadt, geteilt in ein linkes und rechtes Murufer. In chic und weniger chic. In bürgerlich-konservativ und rotlicht-schrill. Doch dann kommt plötzlich das Jahr 2003. Eine Zeit, in der durch die ganze Stadt ein Ruck geht. Ein Ruck, der wie eine Initialzündung für ein Feuerwerk an verbindenden Ideen und zukunftsweisenden Visionen wirken sollte. Kurz gesagt: Als Kulturhauptstadt erwachte Graz aus einem Dornröschenschlaf und kommt seither nicht mehr zur Ruhe. Spoiler: Welch ein Glück!
Das Grazerische hält stand
Wie ein Mahnmal dieser Erweckung trotzt seither die Murinsel des New Yorker Künstlers Vito Acconci täglich den Fluten der sie umspülenden Mur. Egal ob Hochwasser, Sturm oder Sonnenschein – das die beiden Murufer verbindende Gebilde hält stand. Genauso wie es seither auch die Stadt selbst tut. „Wir sind sehr stolz darauf, dass das Stadtzentrum im Vergleich zu vielen anderen sehr authentisch und typisch grazerisch geblieben ist“, sagt Dieter
Hardt-Stremayr. Der Langzeitchef von Graz Tourismus spielt dabei vor allem darauf an, dass es vielen großen Ketten bis heute nicht gelungen ist, erfolgreich in Graz zu landen. Das liegt gewiss einerseits am Stolz der Bevölkerung, vor allem aber auch an ihrer Kreativität, ist sich Hardt-Stremayr sicher. Er sagt: „Es sind in der Stadt so viele Visionäre aktiv, dass die hier entstehenden Projekte und Unternehmen kaum Raum für Allerweltskonzepte lassen.“
In dieser Stadt sind so viele Visionäre aktiv, dass die hier von selbst entstehenden Projekte und Unternehmen kaum Raum für langweilige Allerwelts-Konzepte lassen.
Dieter Hardt-Stremayr, Graz Tourismus-Chef
Bestes Beispiel: Wer heute „Starbucks Graz“ googelt, landet – beim Angebot von Tribeka. Und das, obwohl der US Kaffeeriese seit genau den erwähnten 20 Jahren versucht, in der Weltkulturerbestadt an der Mur Fuß zu fassen. „Schuld“ daran ist der Grazer Barista-Profi Harry Fischer. Ausgerechnet im Jahr der Kulturhauptstadt gründete er sein erstes von heute vier Tribeka-Cafés. In all seinen Betrieben ist seither der Name Programm: TriBeKa – trink besseren Kaffee. Und dieser ist seit jeher nicht nur geschmacklich besonders: „Nachhaltigkeit zieht sich bei mir durch das ganze Unternehmen. Von der Kaffeebohne bis zum Geschirrreiniger für meine Spülmaschinen“, sagt der Chef. Eine Ausrichtung, die seine Tribekas gerade bei der jungen und hippstrigen Zielgruppe beliebt gemacht hat – sowohl hinter als auch vor der Kaffeekassa.
Wenn die Sonne doppelt lacht
Nachhaltigkeit als Trumpfkarte? „Was heute groß als ,neuer Zugang‘ angepriesen wird, ist bei uns seit vielen
Jahren Standard“, schüttelt der Unternehmer Franz Grossauer bloß irritiert den Kopf. Einst mit einem kleinen Kaffeehaus begonnen, hat er sein Gastronomie-Unternehmen mit 19 Betrieben zum heute größten der Stadt gemacht: 480 Leute aktuell, 600 waren es vor der Pandemie. „Wir arbeiten also mit 70 Prozent Personalstand und suchen überall“, sagt der Vollblutunternehmer. Und, klar, die mit Hunderten Solarpanelen ausstaffierten Dachflächen
seiner Unternehmenszentrale machen sich bei Jobsuchenden gut. „Wir produzieren im Sommer sogar mehr Strom als wir brauchen“, sagt Grossauer. Dennoch sieht er, dass noch ganz andere Aspekte für seine Mitarbeiter relevant
geworden sind: „Die Tatsache, dass wir jede Stunde abrechnen, dass Fortbildungen forciert werden und vor allem unser außergewöhnlich familiäres Betriebsklima wird besonders geschätzt“, sagt er.
Dem pflichtet Christof Widakovich freilich bei: Er hat als Koch angefangen und ist inzwischen in der Familie Grossauer als Schwiegersohn und konzeptioneller Mastermind tief integriert. Widakovich fügt jedoch an: „Einer der größten Pluspunkte sind die Entfaltungsmöglichkeiten jedes einzelnen Kollegen.“ Bei so vielen Betrieben könne man sich schon ernsthaft eine Karriere erarbeiten, so seine relevante Kernbotschaft. Brandaktuell: Demnächst eröffnet mit dem „Goldkost“ das 20. Grossauer-Lokal mit dementsprechendem Mitarbeiterbedarf.
Quereinsteiger, aufgepasst
Doch gerade in Zeiten wie diesen – in denen jeder Gastronom oder Hotellier neue Leute sucht – werden Quereinsteiger sowohl in der Gastronomie als auch in der Hotellerie immer gefragter. Davon kann mit Helmut Marko einer der bekanntesten Hotelliers der Stadt ein Lied singen. Nicht bloß, weil er selbst aus dem Motorsport kommt und keineswegs aus der Hotelfachschule. Der Herr Doktor sagt: „In meiner Sportlerkarriere waren Diplome egal. Was gezählt hat, war einzig und allein die Leistung. So ist das eben im Sport. Und ob jemand diesen Biss hat, das findet man meist in einem persönlichen Gespräch heraus.“
Menschen arbeiten immer für Menschen. Sie arbeiten niemals für Unternehmen!
Michael Schunko, Multigastronom
Genau auf diese setzt er heute stärker denn je. „Meine Buchhalterin hatte, als sie hier begonnen hat, nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Heute ist sie für die gesamte Buchhaltung meiner Betriebe verantwortlich und hat auch ihre Abschlüsse nachgeholt.“ Er sieht der postpandemischen Zukunft motiviert entgegen – und wird mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit nach dem Augarten-, Schlossberg- und Lendhotel sowie dem Kai 36 bald Haus Nummer fünf in der mediterran anmutenden Stadt an der Mur eröffnen.
Dem Meer so nah
Apropos geografische Verortung: Tatsächlich ist in dieser Stadt um ungefähr drei Wochen früher Frühling als in der Hauptstadt Wien. Zudem liegt Graz auch noch um drei Autostunden näher am Meer! „Und das bedeutet, dass man blitzschnell am kroatischen Strand einen Spitz-Aperol schlürfen kann“, schmunzelt Judith Schwarz. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerald macht sie das immer, wenn möglich. Doch das ist bei den umfangreichen Aktivitäten des perfekt eingespielten Paars natürlich immer eine Frage der Zeit: Unter dem Schirm ihrer Dachmarke Aiola haben die Schwarz der Stadt ihren lukullischen Stempel aufgedrückt. Neben dem Aiola am Schlossberg zählen etwa das Boutique-Hotel Aiola Living genauso zu ihren Betrieben wie der hippe Asiate Miss Cho, der Club Katze Katze und das Aiola Schloss, in dem besonders gern feine Hochzeiten gefeiert werden.
Nur um einige der aktuell zwölf Betriebe zu nennen. Macht: 300 Mitarbeiter und ein System, das aus dem Anspruch erwachsen ist, die Besten der Besten um sich zu scharen. „Wenn wir sehen, dass jemand besonders engagiert ist, dann hat er bei uns alle Chancen, selbst einen Betrieb zu übernehmen“, bringt es Schwarz auf den Punkt. Sprich: Sie rekrutiert gern High-Potentials aus den eigenen Reihen. Daher ist etwa die Fluktuation im Unternehmen minimal.
„Und“, so die für ihre visuelle Zielsicherheit bekannte Interior-Expertin, „so können wir besonders viele Motivationsfaktoren ins Treffen führen.“ Dass diverse Benefits und familienfreundliche Bedingungen für Kollegen zum
guten Ton gehören, versteht sich für Schwarz genauso von selbst wie für Toni Legenstein vom legendären „Häuserl im Wald“ oder für Bäcker Martin Auer. Gerade der Brot-Philosoph ist für seine außergewöhnliche Mitarbeiterführung weit über die Grazer Grenzen hinaus bekannt.
Visionen als Wegweiser
Ins gleiche Horn stoßen Florian Weitzer und sein Geschäftspartner Michael Pfaller. „Es geht darum, Visionen vorzuleben und den Menschen zu beweisen, dass sie Teil einer gerade aktuell oder zukünftig realisierten Vision sind oder sein können“, so das Duo, das spätestens mit der Eröffnung des Grand Ferdinand in Wien von Graz aus die Hotelwelt der Bundeshauptstadt mächtig aufwirbelt. Für Florian Weitzer ist es besonders relevant, dass sich er und auch die Manager unter ihm als Mentoren verstehen. „Wir müssen bei unserem Innovationsdrang die Menschen mitnehmen“, sagt er. Und sein Branchenkollege Michael Schunko fügt einen Satz an, den er für sich gar als Unternehmenscredo versteht: „Menschen arbeiten für Menschen und nicht für Unternehmen!“
Das bedeutet für den erfahrenen Multigastronomen, dass er selbst Führungskräfte darin unterrichten muss, gute Leader zu sein. „Es liegt in meiner Verantwortung, dass mich die Menschen schätzen und respektieren, die mit mir arbeiten. Und dass diese Kette wie eine Art Kettenreaktion durch alle Ebenen des Unternehmens weitergeht.“ Das, ist sich der Betreiber des prachtvollen Freiblick sicher, würde dann weit nach außen strahlen. So wie es sonst nur spektakuläre Baumaßnahmen können – wie etwa die beiden Flugzeuge auf dem Dach des Novapark von Helmut Neukam.
Streetfood eint die Murufer
Das sind freilich Zugänge, die gerade bei so großen Systemen wie denen von Schwarz, Weitzer oder Schunko besonders ins Gewicht fallen. Bei Betrieben, die gerade erst im Großwerden sind, spielen allerdings noch ganz andere Facetten eine tragende Rolle, wie Philipp Carstanjen betont. Der ehemalige Zwei-Hauben-Koch hat sich vor wenigen Jahren mit seinem American- Streetfood-Barkonzept The Hungry Heart selbstständig gemacht und damit den Nerv der Zeit getroffen. „Wir haben gerade unseren dritten Standort eröffnet“, freut sich der Jungunternehmer mit dem klaren Blick auf die aktuelle Arbeitswelt: „Nur wegen des Jobs kommt keiner zu mir“, stellt er lapidar fest.
Wenn wir sehen, dass jemand besonders engagiert ist, dann hat er bei uns alle Chancen, selbst einen Betrieb und somit Verantwortung zu übernehmen.
Judith Schwarz, Aiola Gruppe
Also: Vier-Tage-Woche, wenn möglich. Flexible Arbeitszeiten, eh klar. Entgegenkommen, wo sinnvoll und das Angebot einer freundschaftlichen Atmosphäre, die jedem das Herz höher schlagen lässt, so seine Bonustracks. Und auch wenn sein The Hungry Heart noch keine Hundertschaft an Mitarbeitern aufbieten kann, spielt Carstanjen doch genauso in der Liga der Visionäre mit wie die vielen anderen Macher dieser Stadt. „Wegen ihm müssen sich die in Graz ansässigen internationalen Fast-Food-Ketten schon warm anziehen.
Die Grazer gehen viel lieber in The Hungry Heart als zum Mäci“, weiß Graz-Tourismus-Chef Dieter Hardt-Stremayr. Und das gilt übrigens für beide Seiten der Mur – The Hungry Heart gibt’s links und rechts. Denn der Fluss, der einst die Stadt leise getrennt hat, ist heute seine Lebensader, die beide Uferseiten mit Leben erfüllt. Und offensichtlich auch mit dem Stoff versorgt, aus dem Visionen erstehen.
Mehr Informationen über die Genusshauptstadt Österreichs findest du unter www.graztourismus.at
_____________
DIE STADT GRAZ
Die Stadt an der Mur gilt zurecht als Tor zum Süden – hier fühlt sich das Leben schon fast mediterran an. Mit rund 280.000 Einwohnern ist Graz zwar die zweitgrößte Stadt Österreichs – trotzdem aber keineswegs so anonym wie eine Großstadt. Seit 2008 trägt Graz den Titel „GenussHauptstadt“. Er bestätigt, was die Grazer schon von sich sagen: Alles, was mit Genuss zu tun hat, wird hier geschätzt. Die 49 Hauben für 32 Lokale in Graz und Umgebung sind der Beweis dafür