Weinhart
Fotos: Numanthia/ Moët Hennessy
Manuel Louzada ist schon seit fünf Uhr früh im Weingarten unterwegs. Die Finger blau. Allerdings vom Kosten. Bis jetzt ist er mehr als zufrieden. Gerade zerreibt der Chef-Önologe des Weinguts Numanthia eine weitere Traube der Rebsorte Tinta de Toro zwischen den Fingern. Und lächelt. „Diesen Teil kann man heute ernten. Die Trauben haben die perfekte Reife.“ Ein kurzer Anruf bei Daniel und eine halbe Stunde später kommt ein Mann mit genauso blauen Fingern den steinigen Hügel hinaufgelaufen. Gefolgt von fleißigen Erntehelfern, ausgestattet mit Zange und Erntekorb. „Ich war gerade bei der Lage ‚Los Custodios‘. Die Trauben sind großartig. Das solltest du dir ansehen“, meint Daniel del Rio, Verantwortlicher im Weingarten.
Ja, alle Zeichen deuten darauf hin, dass es auch 2012 wieder einen großartigen Jahrgang bei Numanthia in Spanien geben dürfte. Auch wenn es in diesem Jahr sogar für die ohnehin regenarme Weinbauregion Toro im Nordwesten Spaniens besonders wenig Niederschlag gegeben hat. Doch die über 100 Jahre alten Rebstöcke von Numanthia haben schon ganz anderen widrigen Umständen getrotzt.
Revival einer spanischen Legende
Schließlich ist das Weingut nicht umsonst nach der antiken Stadt Numancia benannt, dessen Bewohner sich bereits 134 v. Chr. als unbeugsame Kämpfer gegenüber den römischen Imperatoren zeigten und es vorzogen zu sterben, anstatt zu kapitulieren. Daher steht der Name Numanthia auch heute noch für Hartnäckigkeit und Resistenz. Zwar weniger gegenüber den gefürchteten Römern als vielmehr gegenüber extremen klimatischen Bedingungen und der gefräßigen Reblaus, die ab 1850 den Weinbau in ganz Europa beinahe zum Niederfall gebracht hatte. Somit sind über 100-jährige wurzelechte Reben, wie sie im Weingut Numanthia bewirtschaftet werden, in Europa nicht nur eine absolute Seltenheit, sondern praktisch nicht mehr vorzufinden. Ein wertvolles spanisches Erbe, das vom Team des Weinguts gepflegt und bewahrt wird. Und das dazu noch Ergebnisse, sprich Weine, hervorbringt, die die gesamte Weinwelt begeistern.
Durch das Alter der Reben, den geringen Niederschlag sowie die steinigen Böden sind die Erträge bei Numanthia mit die niedrigsten weltweit: Zwischen 2000 und 3000 Kilogramm Trauben werden pro Hektar geerntet. Nimmt man beispielsweise die berühmte Champagne zum Vergleich, werden hier bis zu 12.400 Kilogramm pro Hektar zu Champagner verarbeitet. Die wenigen Trauben, die es in den Weingärten Numanthias, also ganz nach dem Motto Hartnäckigkeit und Resistenz, schaffen, vollends auszureifen, verfügen über eine Fruchtkonzentration und Struktur, die ihresgleichen sucht.
Von der Traube zur Legende
Diese Charakteristika in den Wein zu transportieren und durch gekonnte Kellerwirtschaft ideal zu betonen und zu formen, ist eine Herausforderung, der sich Manuel Louzada gemeinsam mit Kellermeister Ruben Perez in den Gewölben Numanthias mit größter Leidenschaft annimmt. Louzada: „Meine liebste Zeit des Jahres ist der Moment der Assemblage. Wenn es darum geht, die besten Weine eines Jahres so zu verschneiden, dass unsere Weine Numanthia und Termanthia das Potenzial, die Kraft und gleichzeitig die Raffinesse der Trauben unserer Region widerspiegeln.“ Kellermeister Perez fügt begeistert hinzu: „Es ist, als würde man jedes Mal, wenn man den Keller betritt, eine Schatzkammer öffnen.“
Vom weißen Fleck zum Hotspot
Die beiden sind mit ihrer Euphorie auch schon lange nicht mehr alleine. Weinpapst Robert Parker ließ sich beim Genuss des Termanthia 2004 sogar zur Höchstbewertung von 100 Punkten hinreißen. Eine Auszeichnung, die der Weinguru so gut wie nie vergibt und Bände für die Eleganz der Tropfen spricht.
Seit 2008 ist das Weingut Numanthia Bestandteil von Estates & Wines, einer Gruppe internationaler Weingüter im Portfolio von Moët Hennessy. Dabei verbindet Moët Hennessy die Individualität jedes Weinguts gekonnt mit dem Exzellenz-Gedanken der Gruppe und verhalf dem Weingut Numanthia zu internationaler Bekannteit und vor allem Verfügbarkeit. Höchste Ansprüche vom Weingarten bis zur Abfüllung blieben selbstredend zu jeder Zeit Standard.
Daher wird auch nicht mehr produziert, als in Top-Qualität möglich ist. Liebhaber meinen, der Grund dafür liege darin, dass man in jedem Schluck der opulenten und gleichzeitig so raffinierten Weine die Leidenschaft und Kompetenz der Winemaker förmlich schmecke. Teilweise ist der Erfolg sicher auch Chef-Önologe Manuel zu verdanken, der die Botschaft seiner Weine weltweit höchstpersönlich überbringt. Auch wenn er direkt nach der Ernte damit zu kämpfen hat, bei Präsentationen die hartnäckige blaue Traubenfarbe unter seinen Fingernägeln zu verbergen.
Weine erhältlich bei:
Del Fabro
Morandell
Weinhandelshaus Döllerer
Vinothek Klosterhof
Weinhof Auer