Arbeiten in Ungarn

Die Gastarbeiter-Trendwende ist hiermit offiziell eingeläutet! Im Land am Balaton sollte man jetzt um die Jobs buhlen. Die Bezahlung ist zwar mies, aber Ihr zukünftiger Marktwert wird unersetzbar.
November 13, 2015 | Fotos: Andreas Kolarik, Shutterstock, Four Seasons Hotels/Gresham Palace Budapest, Hilton Hotels/Budapest WestEnd, Boscolo Hotels/New York Palace Budapest, DESIGN HOTELS/LÁNCHÍD 19, beigestellt

Arbeiten in Ungarn

Paprika, Gulasch und Budapest. Das sind die geläufigsten Assoziationen mit dem Binnenstaat im Pannonischen Becken. Doch eine fehlt und das ist ob der Möglichkeiten, die Ungarn bietet, eigentlich verwunderlich. Nämlich, das dass das Land ein Eldorado für Kandidaten aus der Hotellerie und Gastronomie ist. Beides befindet sich im Aufschwung, denn seit dem EU-Beitritt 2004 rollt die Tourismusmaschinerie noch schneller als zuvor. 2009 kamen insgesamt 41 Millionen Touristen, die 4,36 Milliarden Euro im Land ließen und sich vornehmlicherweise Budapest und das westliche Transdanubia ansahen.

Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 10 Prozent. Dass dieser Trend anhält, dessen sind sich auch die Investoren für hochklassige Hotellerie und Gastronomie einig: In den kommenden 12 Monaten werden insgesamt 19 Häuser auf dem High-Class-Sektor eröffnen. Außerdem hat das „Costes“ in Budapest als erstes Restaurant im Land vor wenigen Wochen einen Michelin-Stern erlangt und steht paradigmatisch für den kulinarischen Aufschwung. Eben weg von Paprika und Gulasch hin zum Touristenboom und damit zum Job-Eldorado.

Arbeiten in Ungarn

Paprika, Gulasch und Budapest. Das sind die geläufigsten Assoziationen mit dem Binnenstaat im Pannonischen Becken. Doch eine fehlt und das ist ob der Möglichkeiten, die Ungarn bietet, eigentlich verwunderlich. Nämlich, das dass das Land ein Eldorado für Kandidaten aus der Hotellerie und Gastronomie ist. Beides befindet sich im Aufschwung, denn seit dem EU-Beitritt 2004 rollt die Tourismusmaschinerie noch schneller als zuvor. 2009 kamen insgesamt 41 Millionen Touristen, die 4,36 Milliarden Euro im Land ließen und sich vornehmlicherweise Budapest und das westliche Transdanubia ansahen.

Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 10 Prozent. Dass dieser Trend anhält, dessen sind sich auch die Investoren für hochklassige Hotellerie und Gastronomie einig: In den kommenden 12 Monaten werden insgesamt 19 Häuser auf dem High-Class-Sektor eröffnen. Außerdem hat das „Costes“ in Budapest als erstes Restaurant im Land vor wenigen Wochen einen Michelin-Stern erlangt und steht paradigmatisch für den kulinarischen Aufschwung. Eben weg von Paprika und Gulasch hin zum Touristenboom und damit zum Job-Eldorado.

Wie kann es dann aber sein, dass die Anzahl der Expats so verschwindend gering ist? So gibt es im „Four Seasons Hotel Gresham Palace“ 120 Mitarbeiter, aber nur 9 davon sind keine Ungarn.

Pro & Contra

Zuerst die schlechte Nachricht: Die Bezahlung in Ungarn liegt etwa ein Drittel unter dem Durchschnitt der EU, wobei Budapest und der Westen des Landes aber weit über dem Landesschnitt liegen. Die gebürtige Niedersächsin Manuela Mayer, seit Anfang des Jahres Sales & Marketing-Managerin im Luxushotel Hertelendy Kastély, kann das bestätigen: „Beim Gehalt muss man in den meisten Fällen sicher Abstriche machen. Aber in Relation dazu liegen die Lebenshaltungskosten etwa 20 bis 25 Prozent unter den Kosten im Vergleich zu einer deutschen Großstadt.“

„Imagewandel: von Paprika und Gulasch zum Job-Eldorado.“

Schwierig ist auch die Beschaffung einer Arbeitserlaubnis, bei der einige Hürden genommen werden müssen: Es muss unter anderem nachgewiesen werden, dass der Job nicht auch von einem Einheimischen erledigt werden kann. „Mitarbeiter von internationalen Unternehmen erhalten relativ schnell eine Genehmigung“, erklärt Henrietta Vass von Eures, „und seit 2008 benötigen deutsche Arbeitnehmer keine Arbeitserlaubnis mehr, wenn sie in einer Sparte arbeiten, die eine Fachausbildung erfordert. Und damit ist man als ausgebildete Gastronomie- oder Hotelfachkraft inkludiert.“ Vass schätzt, dass in den nächsten zwei Jahren vor allem in diesem Bereich sehr gute Chancen bestehen.

Einen klaren Startvorteil hat man als deutschprachiger Expat von vornherein: Die lange Liste der Touristen wird von Deutschen und Österreichern angeführt. Sprich, eine für den Job relevante Sprache ist schon mit im Package und zudem eine profunde Ausbildung. „Gutes Fachpersonal ist in Ungarn knapp. Von daher beurteile ich die Karrierechancen vor allem für deutschsprachige Expats als sehr gut“, ist Mayer überzeugt, „Küchenchefs und General Manger sind häufig aus dem Ausland, weil die Expertise und die internationalen Erfahrungen vielen Ungarn noch fehlen. Aber auch in den Bereichen Service und Rezeption ist gut ausgebildet Personal gefragt.“

Gastarbeiter-Trendwende

Prestige & Ruhm

Es sind also nicht unbedingt die monetären Zuwendungen, die Expats in die Puszta treiben. Allerdings ist auch zu bemerken, dass internationale Unternehmen im Schnitt doppelt so viel zahlen wie rein ungarische Firmen. In Hotels bedeutet das für eine Einstiegsposition im untersten Managementlevel an die 25.000 Euro netto im Jahr.

„Mit deutsch hat man bereits ein plus in seinem Bewerbungspackage.“

Wichtiger aber als alle materiellen Vergütungen ist die einzigartige Chance, die sich Expats in Ungarn bietet. Denn es wird in nächster Zeit kaum einen zentraleuropäischen Staat geben, der sich wirtschaftlich so dynamisch zeigt und damit erst Businesskunden und in weiterer Folge Touristen anlocken wird. Zudem ist Budapest von anderen wichtigen Metropolen Europas nur zwei Stunden entfernt, entwicklungstechnisch jedoch einige Jahrzehnte zurück. Ein Teil dieses boomenden Wirtschaftszweiges in dieser Phase des Aufbaus zu werden, kann sich nur positiv auf die weitere Karriere auswirken. Denn wer kann heute schon sagen, er habe in Europa Pionierarbeit geleistet?

Arbeitsangebote in Ungarn

Jobs gibt es – man muss nur den Mut haben, sich auf das Abenteuer einzulassen.

Vor acht Jahren kam Julien Carralero nach Budapest, um das „Four Seasons Hotel Gresham Palace“ zu eröffnen. Was ihn erwartete, waren ein ehemaliger Ostblockstaat mit mehr Charme als erwartet und anderen Herausforderungen als gedacht.

Zur Person

Julien CarraleroJulien Carralero
GM Four Seasons Hotel
Gresham Palace Budapest
Der Absolvent der Lausanne Hotel School lebt und arbeitet bereits seit 2002 in Budapest, da er auch die multimillionenschwere Renovierung des Gresham Palace leitete. Zuvor war der Genfer für die Gruppe in Paris und in San Diego tätig.„Ungarn hat immenses Potenzial“

ROLLING PIN: Sie kamen nach Ungarn, noch bevor die Republik ein EU-Staat wurde (Anm.: 1. Mai 2004). Was hat sich seitdem für Expats im touristischen und gastronomischen Bereich geändert?

Julien Carralero: Die Wirtschaftslage des Staates hat eine drastische Wende genommen. Ungarn ist der aufgehende Stern des ehemaligen Ostblocks und konnte in den letzten Jahren seine Vorreiterposition auf dem mittel- und osteuropäischen Markt sichern. Dieser Trend und die Tatsache, dass Ungarn von jeher eine Urlaubsdestination für Deutschland, Österreich und die anderen angrenzenden Länder ist, gaben in Folge auch der Touristikindustrie einen Boost. Doch fehlte es zu Beginn, und heute immer noch, an qualifiziertem Fachpersonal für die gehobene Hotellerie und Gastronomie.

RP: Ungarn gilt nicht unbedingt als die Hochburg der Expats. Woran mag das liegen, wenn der Bedarf doch besteht?

Carralero: Das ist größtenteils in der Geschichte des Landes begründet. Budapest ist einer Stadt wie Wien etwa 20 Jahre hinterher – zumindest was die Infrastruktur und den durchschnittlichen Lebensstil betrifft. Weitere Faktoren sind, dass das Lohnniveau niedriger ist als in Deutschland, die Besteuerung aber höher. So ist es schwer, jemanden ab einer Position des niedrigen Managements zu finden.

RP: Inwieweit spielt die kommunistische Vergangenheit noch eine Rolle im Arbeitsleben?

Carralero: Definitiv in der Geisteshatung. Initiative zeigen war in dem System nicht wirklich gefragt und so kommt es von der Mitarbeiterseite selten zu innovativen Vorschlägen oder Lösungen. Man muss damit rechnen, dass man in einer leitenden Position etwa 12 bis 18 Monate benötigt, um sein Team zu diesem westlichen Ansatz hinzuführen und der Output seinen Wünschen entsprechend ist. Hier kommt aber eine Eigenschaft der Ungarn zum Tragen, die sehr von Vorteil ist: Probleme werden zwar zögerlicher gelöst, aber es gibt keines, das nicht gelöst werden kann. Man muss sich zwar erst an die etwas langsame Gangart gewöhnen, aber andere Länder, andere Sitten.

RP: Wo liegen dann die Vorteile für Expats?

Carralero: Ungarn hat immenses Potenzial und ist das Eldorado für Leute, die eine Karriere im Ausland anstreben. Vor allem hat Budapest große Vorteile: Es liegt im Herzen von Europa und man ist binnen zwei Stunden in anderen Metropolen, die Geschichte des Landes ist fazinierend und es gibt gute Jobs, die man als Deutscher, Österreicher oder Schweizer allein schon aufgrund der Muttersprache relativ einfach bekommen kann. Wir im „Four Seasons“ haben 250 Mitarbeiter, von denen nur rund 10 aus dem Ausland kommen.Gerne hätten wir mehr internationale Expertise in unserem Haus.

RP: In welchen Positionen sehen Sie eine Chance für Expats?

Carralero: Im Managementbereich, denn mittlerweile gibt es einige Hotelfachschulen, sodass Juniorpositionen gerne an Inländer vergeben werden.

„Fürstlicher Job“

Der erste „Relais & Châteaux“-Betrieb Ungarns im Schloss Hertelendy steht unter der kulinarischen Führung eines Deutschen: Richard Nussel. Warum es ihn vom sonnigen Spanien an den Balaton zog.

Zur Person

Richard Nussel
Richard NusselKüchenchefHertelendy KastélyDer gebürtige Deutsche aus Bütow zog Anfang des Jahres mit seiner Partnerin von Gran Canaria, wo er Küchenchef im Gourmetrestaurant „Orangerie“ des Seaside Palm Beach Hotels war, nach Ungarn.www.hotel-hertelendy.hu

ROLLING PIN: Warum sind Sie nach Ungarn gegangen?

Richard Nussel: Ein Headhunter wollte mich vermitteln – erst stand ich der Idee, nach Ungarn zu gehen, skeptisch gegenüber. Aber als ich mir das Hertelendy Kastély persönlich angesehen habe und meine künftigen Mitarbeiter kennenlernte, musste man mich nicht mehr lange überzeugen.

RP: Was ist für Sie die größte Herausforderung?

Nussel: Ein Neustart im Ausland ist immer etwas Spannendes. Neue Menschen, neue Strukturen, neue Kulturen. Da ich bisher überwiegend in Sonnendestinationen gearbeitet habe, war es auch herausfordernd, ganz neues Terrain zu begehen. Teil des ersten Relais & Châteaux-Hauses in Ungarn zu sein, reizte mich ebenso.

RP: Gibt es etwas, was Sie an Ungarn wirklich überrascht?

Nussel: Dass man auch ohne Ungarisch zu sprechen, recht weit kommt. Das war eine meiner Ängste. Deutsch wird wesentlich häufiger gesprochen als Englisch.

RP: Welchen Tipp können Sie geben, für jene, die hier zu arbeiten beginnen wollen?

Nussel: Initiative zeigen und sich einfach bewerben.

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