Hotel-Tipps & Trends: Lernen von den Besten
Wer heute ein erfolgreicher Hotelier sein will, der muss mehr bieten als ein schönes Haus, adrette Zimmer, gutes Essen und ein freundliches Service. Das sind Faktoren, die für den Gast unserer Tage als Grundvoraussetzung gelten. Um sich gegen die zahlenmäßig immer größere Konkurrenz durchzusetzen, sollte man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. "Einzigartigkeit" heißt hierbei das Stichwort: Man muss auffallen, aus der Masse herausragen, einen Erkennungswert besitzen. Angesichts der immensen Angebotsvielfalt nimmt der Gast fast nur noch Superlative wahr – das schickste, das schrägste, das üppigste, das amüsanteste, das actionreichste, das außergewöhnlichste Angebot hat die Nase vorne.
Das funktioniert natürlich nicht, wenn man die Ideen anderer kopiert – so zu sein wie ein schon existierendes Vorbild, ist die beste Voraussetzung, um uninteressant zu sein. Zudem sind die meisten Konzepte nicht einfach 1:1 von einem Land auf ein anderes, von einer Region auf eine andere oder von einer Stadt auf eine andere übertragbar, da die Mentalitäten unterschiedlich sind und die potenziellen Kunden völlig andere Erwartungshaltungen haben können.
Durchaus legitim ist es aber, einen Blick auf jene Betriebe zu werfen, die es mit ihren originellen Ideen geschafft haben, ihre eigene Marktnische zu finden. Wie Sie an Hand der angeführten Beispiele sehen werden, sind dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt, solange man den nötigen Mut und das erforderliche Geschick zur Realisierung mitbringt. Die Konzepte all dieser erfolgreichen Hotels kann – und darf – man zwar nicht kopieren, man kann sich aber durchaus inspirieren lassen und sich den einen oder anderen Tipp holen, um der eigenen Kreativität auf die Sprünge zu helfen und sein Hotel auf originelle Weise im heiß umkämpften Markt zu positionieren.
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt…
Den ersten Teil unserer Serie widmen wir den Länderthemen. Diese Konzeption ist rasch erklärt: Man gestaltet ein Hotel oder Restaurant so, wie es eigentlich typisch für ein anderes Land oder eine andere Region ist, und holt damit das Flair der Ferne in die Heimat. Unbestrittene Weltmeister in dieser Disziplin sind die USA – und so ist es wenig erstaunlich, dass wir unsere Erkundungstour in der "Welthauptstadt" der Hotellerie beginnen: in Las Vegas.
Das wohl prominenteste Beispiel in Sachen Länderthemen ist das "Venetian", ein Hotelkomplex, welcher der Stadt Venedig nachempfunden wurde und mit Nachbildungen von Markusplatz, Rialtobrücke, Campanile und Kanälen mit echten Gondeln aufwartet. Die Anlage verfügt über mehr als 4.000 Zimmer, 18 Restaurants und Bars, zahlreiche Geschäfte und Boutiquen, ein Kasino, ein Wachsfigurenkabinett und das Guggenheim-Museum. Ganz in diesem Stil ist auch das "Paris" konzipiert, das zwar "nur" mit knapp 3.000 Zimmern sowie 17 Restaurants und Bars, dafür aber auch einem 50 Stockwerke hohen Eiffelturm und einem Triumphbogen aufwartet. In ähnlich kitschiger Manier entführt das "Luxor" nach Ägypten und bietet den Besuchern neben rund 4.400 Zimmern, 9 Restaurants, einem Theater und einem Kasino eine Kopie des Grabes von Tut Ench Amun sowie eine gigantische Pyramide und eine Sphinx – auch wenn die letzten beiden in Wirklichkeit nicht in Luxor liegen. Zu guter Letzt wäre ein Mittelklassehotel zu erwähnen, das sich mit dem Namen "Imperial Palace" an der Verbotenen Stadt in Peking zu orientieren versucht – offensichtlich in einem deutlich geringeren Budgetrahmen und ob dessen ein wenig halbherzig. Dennoch hat die Idee als solche durchaus ihren Reiz.
Nun werden Sie sagen, dieses Konzept hat eigentlich nur für die USA Bedeutung, da die Amerikaner in Ermangelung eigener kultureller Traditionen alles aus der Alten Welt imitieren müssen. Damit haben Sie großteils Recht. Dennoch: Es gibt auch in Europa Beispiele für Hotels, die Länderthemen erfolgreich umgesetzt haben. Im sächsischen Gröditz liegt der "Spanische Hof", eine Hotelanlage im andalusisch-maurischen Stil mit spanischem Restaurant, Bodega und mehreren Veranstaltungsräumen, das sich großer Beliebtheit erfreut. Und in Ischgl im schönen Tirol begegnet uns ein Zen-Hotel in Gestalt des "Hotels Madlein", wo in klarer japanischer Architektur diverse Wellness-Anwendungen, Meditationsformen und Kampfsportarten angeboten werden.
Möglichkeiten der Umsetzung
Natürlich verfügt in Mitteleuropa kaum jemand über die geballte Finanzkraft, um einen Hotelkomplex á la "Venetia" oder "Paris" aus dem Boden zu stampfen. Und auch der Einwand, Länderthemen seien ein alter Hut, zumal seit Jahrzehnten die Pizzeria italienisches Flair zu verbreiten versucht, der Grieche sein Lokal mit Utensilien aus der Heimat ausstaffiert und es im Chinarestaurant vor Buddhastatuen nur so wimmelt, hat seine Berechtigung. Dennoch sollte man die Idee mit den Länderthemen nicht a priori verwerfen. All diese Konzepte wurden in unseren Breiten bislang fast ausschließlich für Restaurants angewandt – kaum jemand hat das mit einem Hotel ausprobiert!
Wie könnte also die Umsetzung solcher Konzepte für Hotels – fernab von Las Vegas – aussehen? Das hängt zunächst einmal davon ab, ob die Anlage in einer Naturlandschaft oder in einer Großstadt stehen soll. Ein ägyptischer Tempel wird in Hannover wohl eher für Kopfschütteln sorgen – bei einem mediterran inspirierten Hotel an einem warmen Badesee in Kärnten sieht die Sache vielleicht schon ganz anders aus. Oder wie wäre es mit einem Hotel, das ganz auf Asien getrimmt ist, zumal sich die Vegetation in Süddeutschland und Österreich nicht so gravierend von jener in Nordchina oder Japan unterscheidet und eine malerische Kulisse dafür bieten könnte. Was den Stil des Hauses betrifft, so demonstrieren asiatische Restaurants auf sehr anschauliche Weise, wie breit das Spektrum zwischen Authentizität und Kitsch sein kann…
Anders verhält es sich mit Stadthotels. Hier sollte man sich bezüglich der thematischen Anleihen nicht ganz so weit entfernen. Viel eher als ein geografischer Sprung würde sich hier ein zeitlicher Abstecher anbieten. Ein Hotel, das ganz im Stile des Paris von Toulouse-Lautrec und Can-Can gestaltet ist, könnte sich auch in Frankfurt oder Köln ganz gut machen. Oder ein Hotel in Wien, das sich dem Fin de Siecle verschreibt, hätte ebenso etwas für sich wie ein Hotel in Berlin, das den Geist der Goldenen Zwanzigerjahre an der Spree wieder aufleben lässt. Sie sehen: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – man muss sich nur trauen…
Information:
www.venetian.com
www.paris-lv.com
www.luxor.com
www.imperialpalace.com
www.spanischer-hof.de
www.ischglmadlein.com