Job im Portrait: Hoteldirektor
An der Spitze des Hotels sitzt der Hoteldirektor. Er kennt jede Ecke des Hauses, jeden Mitarbeiter. Was er weiß und was er nicht wissen will.
Dezember 1, 2015 | Text: Kathrin Löffel | Fotos: Nina Markart
Herr Schlüsselmann, wie würden Sie Ihren Beruf beschreiben?
General Schlüsselmann: Es ist ein bisschen wie der eines Zirkusdirektors: Der, der sich am besten mit den Löwen auskennt, darf sie domptieren; derjenige, der die frechen Pinguine im Zaum halten kann, bekommt die Leitung; und nicht zuletzt der, der die Seiltänzerin sicher über das Hindernis führt, wird akzeptiert. Nehmen wir einmal an, die Löwen sind organisatorische Aufgaben, die hübschen Pinguine die Gäste und die elegante Seiltänzerin die Mitarbeiter des Hotels, dann kommt das meiner Arbeit schon sehr nahe.
Ein schöner Vergleich! Sind Sie auch so allwissend wie der Zirkusdirektor in seiner Manege?
Schlüsselmann: Meine Mitarbeiter berichten an mich. Ich habe regelmäßige Meetings beispielsweise mit dem Marketing, dem F&B- oder Spa-Manager. Alle Abteilungsleiter sprechen sich mit mir ab, wenn etwas sehr gut läuft, aber auch wenn etwas schlecht läuft. Natürlich möchte ich in jedem Bereich zufriedene Mitarbeiter verzeichnen. Das merken auch unsere Gäste und dann kommen sie wieder. Aber da, wo viele Menschen aufeinandertreffen, gibt es hin und wieder Spannungen so groß wie der tanzende Elefant in der Manege. Dabei überlasse ich gerne den Abteilungsleitern die Entscheidung und das Eingreifen. Das bedeutet nicht, dass es mich nicht interessiert! Überlegen Sie einmal: Würden Sie wollen, dass gleich die oberste Führungsebene von der kleinsten Ungereimtheit erfährt? Wenn es dann doch keine Fliege ist, leihe ich meinen Mitarbeitern jedes Ohr und nehme mir Zeit, um eine gute Atmosphäre zu schaffen. Die Mitarbeiter – von dem Zimmermädchen bis hin zum stellvertretenden Direktor – sind wichtig in einem Hotel.
Haben Sie viel Kontakt mit Ihren Gästen?
Schlüsselmann: Leider zu wenig. Ich habe damals als Hotelfachangestellter gelernt und den direkten Gästekontakt sehr geschätzt. Ich versuche, mir neben finanziellen Angelegenheiten, der Organisation und Koordination genug Zeit zu nehmen, um die Menschen zu treffen. Ich bin als Hoteldirektor der Stratege, dessen Ideen die Mitarbeiter des Hotels am Gast umsetzen. Was mir zudem besonders am Herzen liegt, sind Mitarbeiterschulungen. Jeder soll sich weiterentwickeln können und dürfen!
Würden Sie gerne einmal ein größeres Hotel führen?
Schlüsselmann: Nein. Mir gefällt es in diesem kleinen Zirkus sehr gut. Außerdem haben wir mit unserem Kinderhotel hier in den Bergen eine Marktlücke entdeckt. Wenn es in jedem Zirkus einen Clown gibt, braucht der Markt nicht noch einen. Apropos Clown, ich muss jetzt zu einem Meeting mit dem Animateur! Vergessen Sie nicht: Das Leben ist ein Zirkus!