Paparazzia – können Sie Medien?

Journalistenanruf, Interview, Pressekonferenz: nur wer die Regeln beherrscht, hat Erfolg. Damit sie auf dem medialen Glatteis nicht ausrutschen und ihre Karriere TV-tauglich wird, hier die besten Coaching-Tipps.
November 13, 2015

Fotos: Shutterstock, Carolin Lüdemann
mediales Glatteis

Herd und Scheinwerfer an. Film ab! Fernsehköche wie Tim Mälzer, Jamie Oliver, Ralf Zacherl oder Christian Rach bringen es, egal an welchem Wochentag, zu welcher Uhrzeit und auf welchem Sender, zu Top-Quoten. Und zu dicken Geldtaschen. Diese gefeierten TV-Köche verstehen eben nicht nur ihr Handwerk, sondern auch das Prinzip der Selbstvermarktung. Der aktuelle Quotenkönig und Restauranttester Christian Rach hat beispielsweise mit der Rach & Ritter GmbH ein Unternehmen gegründet, das sich vorzugsweise um die Vermarktung seiner Person kümmert. Der gefeierte TV-Star und ehemalige Sternekoch über die Bedeutung einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Presse: „Die Medien lassen sich nicht benutzen, man muss aber erkennen, dass Kochen im Zentrum der Gesellschaft angekommen ist und damit auch eine mediale Bedeutung hat. Essen und Trinken sind aus der Alltagsbetrachtung auch in Deutschland oder Österreich nicht mehr wegzudenken und deswegen ist eine sinnvolle Zusammenarbeit mit den Medien absolut wichtig.“

Eine sinnvolle Zusammenarbeit mit den Medien ist absolut wichtig.
Birgit Mitterlehner, Category Management Obst & Gemüse

Soll heißen: Man muss nicht unbedingt…

Fotos: Shutterstock, Carolin Lüdemann
mediales Glatteis

Herd und Scheinwerfer an. Film ab! Fernsehköche wie Tim Mälzer, Jamie Oliver, Ralf Zacherl oder Christian Rach bringen es, egal an welchem Wochentag, zu welcher Uhrzeit und auf welchem Sender, zu Top-Quoten. Und zu dicken Geldtaschen. Diese gefeierten TV-Köche verstehen eben nicht nur ihr Handwerk, sondern auch das Prinzip der Selbstvermarktung. Der aktuelle Quotenkönig und Restauranttester Christian Rach hat beispielsweise mit der Rach & Ritter GmbH ein Unternehmen gegründet, das sich vorzugsweise um die Vermarktung seiner Person kümmert. Der gefeierte TV-Star und ehemalige Sternekoch über die Bedeutung einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Presse: „Die Medien lassen sich nicht benutzen, man muss aber erkennen, dass Kochen im Zentrum der Gesellschaft angekommen ist und damit auch eine mediale Bedeutung hat. Essen und Trinken sind aus der Alltagsbetrachtung auch in Deutschland oder Österreich nicht mehr wegzudenken und deswegen ist eine sinnvolle Zusammenarbeit mit den Medien absolut wichtig.“

Eine sinnvolle Zusammenarbeit mit den Medien ist absolut wichtig.
Birgit Mitterlehner, Category Management Obst & Gemüse

Soll heißen: Man muss nicht unbedingt die große TV-Karriere anstreben, aber wenigstens in permanentem Kontakt mit seinen Regional-Medien stehen. Wichtig ist dabei, diese mit den aktuellsten Neuigkeiten zu versorgen oder eben als Experte zu passenden Themen zur Verfügung zu stehen. Der, nicht mehr ganz, junge Wilde Ralf Zacherl spricht im ROLLING PIN-Interview einen wesentlichen Punkt an, nämlich Authentizität: „So, wie man ist, sollte man möglichst auch wahrgenommen werden. Ich erzähle in TV-Shows ganz einfach aus meinem Berufsrepertoire und bin sehr darauf bedacht, freundlich mit den Leuten umzugehen. Das ist eigentlich schon alles.“ Auch der Essener Sterne- und TV-Koch Nelson Müller weist auf die Wichtigkeit hin, ganz einfach man selbst zu bleiben und Journalisten stets freundlich zu begegnen: „Das Wort Medien kann man nicht verallgemeinern, denn hinter jeder Zeitschrift, hinter jedem TV-Sender stecken auch Menschen. Deshalb ist es für mich wichtig, authentisch und höflich zu wirken. Das ist definitiv Basic.“

Medientrainings
Im Business rund um Topf und Pfanne sollte man heutzutage nicht nur sein fachliches Handwerk beherrschen, sondern auch in Interviewsituationen nichts anbrennen lassen. Journalisten und Publi-
kum sind nämlich die härtesten Richter. Mühelos erkennen sie, ob ein Interview- partner oder Vortragender sich einer Situation gewachsen fühlt, ob er die Wahrheit sagt oder sich gar in Lügen verstrickt. Wer also eine gute Figur abgeben will, muss perfekt vorbereitet sein. Das nötige Rüstzeug hierfür kann man sich etwa wie im Fall von TV-Koch Mario Kotaska in Medientrainings aneignen: „Wir haben für unsere Sendung ‚Die Küchenchefs‘ Mediencoaching bekommen. So eine Basis-Ausblidung ist am Anfang äußerst hilfreich, hat uns aber vor allem geholfen, die Probleme der Leute besser zu analysieren. Für eigene PR- und Medienarbeit ist mittlerweile unser Management im Hintergrund aktiv. So kann man sich besser auf seine Kernkompetenz konzentrieren.“

Sollte man aber noch unvorbereitet ins kalte Wasser springen müssen, hat TV-Liebling Rach für Medien-Rookies einen grundlegenden Tipp: „In Interviews sollte man möglichst zurückhaltend sein, das heißt, sich nicht über den grünen Klee loben, einfach immer bei der Wahrheit bleiben und keine dummen erfundenen Geschichten erzählen. In der Regel ist es sinnvoll, auch den Interviewer mal mit einer Gegenfrage in das Gespräch miteinzubeziehen, um dem Ganzen mehr Leben und Pep zu geben.“ Ob ein Ereignis zur Nachricht wird, bestimmen die Redakteure. Wer die einfachsten Regeln der Medienwelt beachtet, erhöht die Chancen, von diesen wahrgenommen zu werden. Primär gilt stets: erst denken, dann reden. Was ist meine Kernaussage? Was darf ich sagen? Was sage ich nicht? Wenn bei einem Medienauftritt allerdings nur eine Pflichtübung absolviert wird und die Freude am Auftritt fehlt, so leidet die Qualität jedes Beitrages. Der Gedanke „Ich bin eben nicht begabt!“ oder „Es gibt Leute, die haben die Begeisterungsfähigkeit im Blut“ ist ein billiges Ausweichmanöver. Mit der Kommunikation ist es wie in der Küche: Es gibt gewiss ein bestimmtes Begabungspotenzial, dennoch bringt nur hartes Training den Erfolg!

Die zehn Gebote

1 Journalistinnen und Journalisten sind Ihre Partner, nicht Ihre Feinde. Das heißt aber nicht, dass Sie Ihre Freunde sind!
2 Medienleute wissen nicht alles, das wissen sie selber. Deshalb stellen sie Fragen. Das soll Sie nicht nerven, sondern zeigen, dass (in den meisten Fällen) ein echtes Interesse hinter den Fragen steckt. Medienleute haben die Aufgabe, zu informieren.
3 Medienleute stehen ständig unter Zeitdruck. Sie sind nicht immer schlechte Organisatoren, wenn sie die Antworten am liebsten schon vorgestern hätten. Versuchen Sie, zu kooperieren, zu helfen.
4 Journalisten wollen Aktualität, nicht kalten Kaffee. Die Suche nach Aktualität gehört zu ihren Aufgaben. Liefern Sie die Informationen, die Sie haben und herausgeben können, möglichst schnell.
5 Medienleute sind, von Ausnahmen abgesehen, nicht käuflich. Versuchen Sie deshalb nicht, zu verhandeln oder über Geld zu sprechen.
6 Beim Gespräch mit Medienvertretern sollte die oberste Devise lauten: kurz, prägnant und bildhaft. Ihre Aussagen und Antworten sollten einen hohen Wiedererkennungswert haben. Nur dadurch kann man sich von den Tausenden Kollegen abheben.
7 Das Must-have: eine ordentliche Pressemappe. Diese sollte die besten Pressemitteilungen, wichtige Informationen zu Ihrer Person und Ihrem Betrieb sowie tolles Bild- und Videomaterial beinhalten!
8 Versuchen Sie, ein Vertrauensverhältnis zu Ihrem lokalen Medium aufzubauen. Rufen Sie in der Redaktion an, sprechen Sie mit den Medienleuten über Ihre Anliegen und Vorhaben. Auch Medienleute sind an Gesprächen interessiert, die nicht am nächsten Tag abgedruckt oder gesendet werden.
9 Ein schwarzes Schaf ist nicht repräsentativ für einen ganzen Berufsstand. Weisen Sie Journalisten nicht aus einer schlechten Laune oder aufgrund schlechter Erfahrungen zurück. Sagen Sie vielmehr, was Ihr Problem ist und wo die Schwierigkeiten liegen.
10 Laden Sie für Medienkonferenzen, Tagungen und Ähnliches nur jene Medienleute ein, die Ihr Zielpublikum mit Informationen bedienen. Deshalb ist der Kontakt zu lokalen Medien so wichtig.

„Präsentieren Sie sich optimal!“
Man sollte dafür sorgen, seine Chance bestmöglich zu nutzen.

Im Rampenlicht
Auf einmal steht man im Fokus: Deutschlands erfolgreichster Business-Coach Carolin Lüdemann über die Kunst, zu wirken, die Wichtigkeit, sich einer Medienpräsenz bewusst zu sein, und wie man Auftritte in TV und Radio souverän meistert.

phprJEvfCWarum ist es in der heutigen Zeit so wichtig, sich Medien zunutze zu machen?
Carolin Lüdemann: Ein Auftritt in den Medien ist stets ein besonderes Geschenk. Macht man seine Sache gut, wird man in der Zukunft umso häufiger nach weiteren Auftritten gefragt. Kein Redakteur der Welt geht gerne ein Risiko ein: Warum sollte er einen unbekannten und unsicheren Kandidaten nach einem Statement fragen, wenn er doch auch Sie nehmen kann? So kommt man zu Gratiswerbung.

Über eine Fernsehkamera oder ein Radiomi-krofon entsteht Wirkung anders als beim Auftritt von Angesicht zu Angesicht. Was sollte man ganz besonders beachten?
Lüdemann: Sollte man Radiokontakt haben, tun man gut daran, die Stimme zu trainieren und Kernbotschaften zu verfeinern. Man sollte daran denken, dass man wie ein Tennisspieler ist, der seinen besten Schlag platzieren möchte. Der beste Schlag besteht aus dem besten Argument. Man sollte sich nicht zu viel Zeit lassen, ein gutes Argument zu platzieren. Spricht man in ein Radiomikrofon, so entsteht Wirkung allein aufgrund von Stimme und Wortwahl. Nonverbale Signale bleiben für den Zuhörer weitgehend unbemerkt. Da der Zuhörer nichts sieht, ist es umso wichtiger, dass man durch eine bildhafte Sprache Bilder in den Köpfen der Zuhörer malt.

Und im TV?
Lüdemann: Steht man vor laufenden Kameras, hat man den Vorteil, dass man nicht nur über die verbale Ebene, sondern eben auch über Nonverbales wirken kann. Manch einer würde jedoch behaupten, dass das nicht zwingend ein Vorteil sein muss. Generell gelten Gestiken, die im Gesicht stattfinden, als ein Zeichen von Unsicherheit. Während solche körpersprachlichen Elemente im direkten Gespräch weniger auffallen, bekommt man vor laufenden Kameras extra viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die Kamera fokussiert sich auf nur eine Person in Nahaufnahme. Alles andere, was am Rande noch so stattfindet, wird ausgeblendet.

Welche Artikulationsweise sollte man sich für Gespräche mit Journalisten und Moderatoren antrainieren?
Lüdemann: Langsam, bildhaft und in kurzen Sätzen sprechen. Wenn man langsam spricht, fällt es einem auch leichter, mitzudenken und sorgfältig zu formulieren. So hat man schlicht und ergreifend mehr Zeit, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Füllwörter sollten sich damit schon fast automatisch aus dem Wortschatz streichen lassen. Und ganz wichtig: Lächeln nicht vergessen! In der Aufregung ist es das Erste, was leicht abhandenkommt, aber eben nicht abhandenkommen darf.

Wenn man eine Anfrage aus einer Redaktion bekommt, sollte man sich dann besser rarmachen oder sofort zur Verfügung stehen?
Lüdemann: Das Credo im Umgang mit Redaktionen lautet immer: „Möglichst gestern!“ Bekommt man nämlich eine Anfrage von einem Journalisten, so brennt es diesem bereits unter den Nägeln. Wenn man jetzt erstmal einen auf viel beschäftigt macht und einen Termin in der überübernächsten Woche anbietet, so reicht man sein Geschenk an jemand anderen weiter. Ehe man sich versieht, wird dann logischerweise so schnell wie möglich ein anderer gefragt.

Kurz gesagt: Je besser vorbereitet man also zu einem Interviewtermin kommt, desto eher hat man die Chance, zu glänzen?
Lüdemann: Richtig. Und eines sollte man sich sowieso immer vor Augen halten: Ein medialer Auftritt ist heutzutage keineswegs mehr flüchtig. Über YouTube oder Clipfish ist jede noch so winzige Aufnahme auffindbar und für immer archiviert. Und man muss auch nicht gleich Kanzlerkandidat sein, um in Berührung mit den Medien zu kommen. Sei es als Koch, Hotelmanager oder preisgekrönter Sommelier: Spannend ist jeder, der Interessantes zu sagen hat.

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