Corona-Krise: Frankreich mobilisiert Arbeitslose als Erntehelfer
Wie viele Arbeitskräfte fehlen Frankreich?
Frankreich hat Arbeitslose in der Corona-Krise zur Feldarbeit aufgerufen. Nach Angaben des französischen Dachverbands der Landarbeiter (FNSEA) vom Dienstagabend fehlen bis Mai rund 200.000 Saisonkräfte. Ein für die so stolze und berühmt berüchtigte französische Landwirtschaft verhängnisvoller Sachverhalt – den hohe Funktionäre und Politiker gleichermaßen nun partout zu verhindern versuchen.
Tretet der großen Armee der französischen Landwirtschaft bei, helft denen, die sicherstellen, dass wir uns gut und gesund ernähren können!
Der französische Landwirtschaftsminister Didier Guillaume appelliert an das kulinarische – und landwirtschaftliche! – Gewissen seiner Landsleute
Wie funktioniert die Mobilisation?
So appellierte beispielsweise die Verbandspräsidentin des FNSEA, Christiane Lambert, in einer Ansprache im Radiosender France Inter an Corona-Arbeitslose, auf die Felder zu gehen. Um sich anzumelden, könne man sich auf die neugregründete Homepage namens „Des bras pour ton assiette“ – zu deutsch: „Arme für deinen Teller“ – registrieren. Laut Lambert drohe eine „wirtschaftliche Katastrophe für alle Händler, Verarbeiter, Produzenten und Landwirte.“
Was sagt Frankreichs Landwirtschaftsminister?
Doch der wohl inbrünstigste Aufruf stammt bislang von Landwirtschaftsminister Didier Guillaume. Auf dem Sender BFMTV und der massenwirksamen Morgensendung „Bourdin direct“ wählte er genauso drastische wie emotionale Worte, die den kulinarischen Patriotismus der Grande Nation mobilisieren sollte:
„Ich möchte heute an alle Männer und Frauen appellieren, die nicht arbeiten, und an alle, die zu Hause sind und alle, die momentan nichts tun oder unternehmen können: Tretet der großen Armee der französischen Landwirtschaft bei, helft denen, die sicherstellen, dass wir uns gut und gesund ernähren können!“, so Guillaume.
Wie ist die Situation in Deutschland?
In Deutschland dürfen seit heute offiziell keine Saisonarbeitskräfte mehr Einreisen. Wir das Bundesinnenministerium verkündet, soll damit die Corona-Pandemie weiter eingedämmt werden. Diese Beschränkungen – die für alle Einreisen aus Drittstaaten, aber auch aus Großbritannien, Bulgarien, Rumänien oder auch Polen und Österreich gelten – seien, so ein Sprecher des Bundesinnenministeriums, „zwingend erforderlich, um Infektionsketten zu unterbrechen.“
Ob der Aufruf an die Franzosen das Schlimmste verhindern wird? Man wird sehen. Deutschland jedenfalls wird nicht umhinkönnen, ebenso dringlich an seine Bevölkerung zu appellieren, um die heimischen Bauern in dieser schwierigen Zeit nicht dem erbarmungslosen Corona-Schicksal zu überlassen.