Corona-Virus: So geht es Gastro-Mitarbeitern in Quarantäne
Spätestens wenn der Stanglwirt seine Türen schließt, wissen wir auch ganz ohne Nachrichten gesehen zu haben: Die Situation muss gravierend sein. Denn das kam seit 250 Jahren nicht vor. Aber die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus zwingen zurzeit sämtliche Gastronomie- und Hotelbetriebe in Österreich zu schließen. „Voll größtmöglicher Zuversicht und Verantwortung bleibt auch der Stanglwirt – aufgrund der bundesweiten Verordnung zur schnellstmöglichen Eindämmung des Coronavirus (COVID-19) – bis auf weiteres geschlossen“, heißt es auf der Webseite des legendären Ressorts in Kitzbühel. Zudem steht seit Kurzem ganz Tirol unter Quarantäne.
Davon betroffen ist auch Valentin Schöpplein, Stellvertretender Empfangsleiter beim Stanglwirt. Im Interview gibt er uns einen Einblick in den neuen Alltag.
Valentin Schöpplein im Interview
Valentin, wie geht es dir zurzeit?
Schöpplein: Mir geht es ehrlich gesagt bescheiden. Aufgrund der jetzigen Situation. Ich hoffe, dass es Erneuerungen gibt oder dass sich irgendwas bessert. Für mich persönlich ist es am schlimmsten, dass die Grenzen nach Deutschland geschlossen sind. Dass ich dadurch meine Familie und meine Freunde in Deutschland nicht besuchen kann. Auch die Ungewissheit, wie es weitergeht, macht mir ehrlich gesagt schon ein bisschen zu schaffen.
Wie sieht dein Alltag aktuell aus?
Schöpplein: Ich schaue den ganzen Tag eigentlich nur Nachrichten, koche, gehe spazieren. Dann gehe ich auch weiterhin arbeiten, weil die Rezeption bei uns 24 Stunden belegt sein muss.
Seit wann gibt es bei euch eine Ausgangssperre?
Schöpplein: Wir haben seit vergangenen Sonntag Ausgangssperre. Und das hat sich jetzt ja bis zum 13. April erweitert. Seit vorgestern Nacht dürfen wir außerdem die Gemeinde nicht mehr verlassen. Wir dürfen nur zur Bank, zum Supermarkt, zur Apotheke und spazieren gehen.
Wie hat bei euch der Betrieb vergangene Woche ausgesehen?
Schöpplein: Wir hatten bis Montag noch offen, Montag um 12 Uhr sind die letzten Gäste abgereist. Davor hatten wir natürlich ganz normal regulär geöffnet. Wir hatten ja seit mehr als 250 Jahren keinen einzigen Ruhetag.
Gab es Buchungsrückgänge?
Schöpplein: Wir waren letzte Woche ausgebucht.
Wie geht es bei euch jetzt wirtschaftlich weiter, wisst ihr etwas darüber?
Schöpplein: Also ich arbeite jetzt erstmal ganz normal weiter. Wie es wirtschaftlich weitergeht, werden wir erst mit der Zeit sehen. Persönlich schauen wir jetzt einfach im Team, dass jeder für jeden da ist. Dass wir uns gegenseitig unterstützen. Es ist ja schon heftig, eine Ausgangssperre zu haben, nicht raus zu dürfen. Oder in meinem Fall: nicht nach Deutschland fahren zu dürfen. Wir hören uns da einfach gegenseitig zu.
Ist bei euch jemand positiv getestet worden, muss sich jemand in Selbstisolation begeben?
Schöpplein: Nein.
Aber ihr haltet im Betrieb weiterhin die Stellung?
Schöpplein: Manche Leute sind auch nach Hause gefahren, nach Kärnten oder Salzburg beispielsweise. Ich kann leider nicht nach Hause fahren, weil nicht klar ist, ob ich dann wieder zurückkommen kann. Wir müssen jetzt einfach abwarten.
Läuft bei euch außer der Rezeption noch etwas normal weiter?
Schöpplein: Die Landwirtschaft bepflanzen wir weiter. Rezeption, Reservierung und Buchhaltung sind noch da, aber sonst niemand.
Was macht ihr mit den bestehenden Buchungen?
Schöpplein: Wir stornieren derzeit alle Buchungen kostenfrei.
Danke für das Gespräch, Valentin und alles Gute!
Schöpplein: Danke, euch auch!