Corona-Virus in Österreichs Schlachthöfen: „Keine Frage der Branchenzugehörigkeit“?
Es klingt wie in einem schlechten Krimi: Nachdem der deutsche Fleischverarbeitungsbetrieb Tönnies als Corona-Hotspot schlechthin aufgedeckt wurde, rückten Arbeitsbedingungen ins Visier der Presse, welche an Missständen kaum zu übertreffen sind: Mensch und Tier in den ausgestreckten Fängen der Ausbeutung
Österreichische Fleischfabriken vom Corona-Virus heimgesucht
Von den Missständen in Deutschland grenzte sich Österreich klar ab. Doch hatte Österreich abermals die Rechnung ohne das Corona-Virus gemacht: Am Montagabend rückten bei verschiedenen Fleischverarbeitungsfabriken und Schlachthöfen zwölf Infektionen ans Licht der Öffentlichkeit. Die Schließung der Produktionsstätte erachten die Behörden jedoch nicht als notwendig, denn die Infektionsketten lassen sich bis zu ihrem Anfang zurückverfolgen.
„Infektionen sind keine Frage der Branchenzugehörigkeit“, sagt Norbert Marcher, Chef der gleichnamigen größten Schlachthausgruppe Österreichs laut dem Standard. So würden zusätzliche Kontrollinstanzen in den Schlachthöfen für Sicherheit sorgen. Sowohl Karl Schmiedbauer, Vorsteher in der Fleischwarenindustrie und Wiesbauer-Chef wie auch Bundesinnungsmeister Rudolf Menzel distanzieren sich im Standard vehement von den deutschen Zuständen.
Leiharbeiter: Rund 90 Prozent der Angestellten
Am Freitag verhandeln Arbeitnehmer- und geber um die neuen Löhne der rund 12.000 Arbeiter in der Fleischindustrie. Darin jedoch nicht eingerechnet: Die zahlreichen Leiharbeiter, welche etwa 90 Prozent der Angestellten ausmachen.
„In der letzten Zeit hat die Arbeit durch Leiharbeiter vermehrt zugenommen. Bei uns in der Branche gibt es Unternehmen, wo bis zu 90 Prozent Leiharbeiter unterwegs sind,“ so Erwin Kinslechner von der Gewerkschaft PRO-GE im Ö1 Mittagsjournal.
Von Lohnerhöhung bis Transparenz
Die Lösung: Ein zusätzlicher Kollektivvertrag soll endlich Licht ins Dunkel bringen. Darüber hinaus fordern die Arbeitsnehmer den Einsatz von mehr Betriebsräten in den Unternehmen. Doch das ist noch nicht alles: Arbeitnehmer fordern Transparenz in allen Produktionen, aber auch in den teils sehr engen Unterkünften, wo vor allem ausländische Arbeitskräfte schlafen. Die Lohnerhöhung soll bei rund zwei Prozent liegen.