Kulinarik-Legende Jörg Wörther verstorben
Das leise Genie. Wenn wir heute über gastronomische Selbstverständlichkeiten wie Regionalität, Produktqualität oder Vegetarismus sprechen, verdanken wir es Pionieren wie Jörg Wörther. Seine einzigartige Vorreiterküche war bereits in den vergangenen Jahrzehnten ihrer Zeit voraus und wusste Gemüse auf dem Teller zu zelebrieren, das der Chef von seinen regionalen Lieferanten bezog. Seine berühmten Sellerietascherl ließen damals selbst Kritiker-Legende Christian Millau nach Superlativen ringen und schrieb später: „Ce sont les plus merveilleux Sellerietascherl du monde.“
Der Pionier
Nach seiner Lehre im Grand Hotel Gasteinerhof in seinem Heimatort Bad Gastein, wo er es im zarten Alter von nur 25 Jahren bereits bis zum Küchenchef schaffte, zog es den gebürtigen Salzburger in das damalige Gourmet-Mekka München. Dort lernte Jörg Wörther an der Seite seines Mentors Eckart Witzigmann in dessen dreifach besternten Kult-Restaurants Tantris und der Aubergine – dort, wo seinerzeit die besten der besten in einer Küche standen und ein Stück deutschsprachige Gorumet-Legende geschrieben wurde.
Kein Wunder demnach, dass er nach dieser prägenden Zeit mit dem Leitspruch „Das Produkt ist der Kaiser, der Koch kann nur König sein.“ angelehnt an Witzigmanns Credo „Das Produkt ist der Star“ die Nouvelle Cuisine in die Welt hinaustrug. „Ich trauere um einen meiner genialsten und kreativsten Schüler, Mitarbeiter und Freund“, schreibt sein Mentor und Weggefährte Eckart Witzigmann auf Facebook.
Das Produkt ist der Kaiser, der Koch kann nur König sein.
Jörg Wörther kam ganz nach seinem Mentor Eckart Witzigmann
Später zog es Wörther wieder zurück nach Österreich, wo er die heimische Fine-Fine-Szene nachhaltig prägen sollte. Für seine innovativen Kreationen und seinen Mut über den Tellerrand zu blicken, zeichneten ihn 1990 der französische Jahrhundertkoch Joel Robuchon und Gault-Millau-Mastermind und Gründer Christian Millau im Wiener Haas Haus aus persönlich als Koch des Jahrzehnts aus.
Seiner Zeit voraus
1995 pachtete Wörther das Hotel Prielau im Zell am See von der Familie Porsche, wo er bis 2003 mit der Höchstnote von 4 Hauben im Gault Millau ausgezeichnet wurde. Dass sein Verständnis für moderne Kulinarik immer schon am Puls der Zeit war, bewies er wenig später in Salzburg, wo er Fingerfood salonfähig machte. Im Sternerestaurant Carpe Diem entwickelte Wörhter für Red Bull Boss Dietrich Mateschitz die heute legendären Cones.
Im Alter von nur 62 Jahren verabschieden wir uns von einem der ganz Großen. Adieu, Monsieur Wörther. Wir wünschen seiner Familie und Freunden in dieser schweren Zeit viel Kraft!