Lieferando und das Geschäft mit den Schattenwebseiten
Zu Lockdown-Zeiten boomen Lieferservices wie noch nie. Für viele Restaurants sind Anbieter wie Lieferando ein Segen. Allerdings geht pro Bestellung, die über die App getätigt wird, eine Provision von 13 Prozent an Lieferando, wenn ein eigener Fahrer eingesetzt wird. Kommt ein Lieferando-Fahrer zum Einsatz, ist fast ein Drittel fällig. Nicht so, wenn ein Kunde über die eigene Webseite des Restaurants bestellt, dann geht Lieferando leer aus.
Nun hat der Bayrische Rundfunk aufgedeckt, dass Lieferando tausende „Schattenwebsites“ betreibt. Webseiten, die Speisen eines Restaurants anbieten, um Kunden abzufangen und Provisionen einzukassieren. Die URL einer solchen Schattenwebseite ist der des Restaurants oft zum Verwechseln ähnlich, und durch Suchmaschinenoptimierung sieht sie der Kunde auch zuerst.
Über 50.000 Domains in Deutschland registriert
Zu Lockdown-Zeiten boomen Lieferservices wie noch nie. Für viele Restaurants sind Anbieter wie Lieferando ein Segen. Allerdings geht pro Bestellung, die über die App getätigt wird, eine Provision von 13 Prozent an Lieferando, wenn ein eigener Fahrer eingesetzt wird. Kommt ein Lieferando-Fahrer zum Einsatz, ist fast ein Drittel fällig. Nicht so, wenn ein Kunde über die eigene Webseite des Restaurants bestellt, dann geht Lieferando leer aus.
Nun hat der Bayrische Rundfunk aufgedeckt, dass Lieferando tausende „Schattenwebsites“ betreibt. Webseiten, die Speisen eines Restaurants anbieten, um Kunden abzufangen und Provisionen einzukassieren. Die URL einer solchen Schattenwebseite ist der des Restaurants oft zum Verwechseln ähnlich, und durch Suchmaschinenoptimierung sieht sie der Kunde auch zuerst.
Über 50.000 Domains in Deutschland registriert
Das zusätzliche Geschäft dürfte sich für Lieferando lohnen. Wie die BR-Recherchen ergaben, hat der Lieferando-Mutterkonzern Just Eat Takeaway europaweit mehr als 120.000 Domains registriert. Davon über 50.000 in Deutschland, 8000 in Österreich und knapp 6000 in der Schweiz. Rund 18.000 der deutschen Domains sind Schattenwebseiten mit Bestellfunktion, auf den anderen ist nur das Logo von Lieferando hinterlegt.
Im Fall des Restaurants Nude in Augsburg war die Schattenwebseite sogar möglicherweise geschäftsschädigend. Sie zeigte nämlich ausgerechnet ein Bild eines Rindersteaks – ein No-Go für Kunden des veganen Lokals.
Mittlerweile zeigt die Nude-Schattenwebsite nur mehr das Lieferando-Logo. Über das Internet Archive lassen sich aber frühere Versionen aufrufen: die erste vom 11. August. Monatelang wurden also potenzielle Kunden des Restaurants in die Irre geführt.
Lieferando: Webseiten sind Service
Die Erstellung der Webseiten ist vertraglich geregelt. Auf den Schattenwebseiten selbst ist auch das Lieferando-Logo gut sichtbar. Läuft also alles rechtens? Der Konzern sieht die zusätzlichen Internetseiten als Service für kleine Restaurants. „Die meisten Gastronomen freuen sich über diesen inbegrifflichen Zusatzservice, zumal er ihnen nicht nur entsprechende Mediabudgets spart“, hieß es auf Anfrage vom BR. In Wirklichkeit wussten aber einige Restaurantbetreiber nicht einmal von der Existenz der Seiten.
Der Rechtsexperte Ruppert Podszun hält die Vorgehensweise jedenfalls für unfair und für „rechtlich der Überprüfung wert.“