Namensverbot: EU will Veggie Burger verbannen
Was ist das Problem mit dem Veggie Burger?
Leidenschaftliche Fleischesser dürfen aufatmen. Geht es nach der EU, ist bald Schluss mit dem Veggie Burger. Der Agrarausschuss im EU-Parlament hat einen Entwurf für einen Beschluss vorgelegt, wonach Fleischersatzprodukte nicht mehr wie ihre Fleisch-Vorbilder heißen dürfen, berichtet der Guardian. Der Veggie Burger soll demnach in „Veggie-Disc“ umbenannt werden, und das Wort „Burger“ soll exklusiv für Brötchen mit Fleisch reserviert sein. Ein ähnliches Schicksal würde dann auch andere vegetarische und vegane Fleischalternativen ereilen, wie das Sojaschnitzel und das Seitansteak.
Für den Chefberichterstatter im EU-Agrarausschuss, den französischen Abgeordneten Éric Andrieu, folgt die Initiative dem „gesunden Menschenverstand“, wie er gegenüber dem Guardian sagt: „Wir finden, dass Steak richtigem Steak mit Fleisch vorbehalten sein sollte, und dass es eine neue Bezeichnung für all die neuen Produkte braucht. Die Menschen sollen wissen, was sie essen.“ Eine eindeutige Kennzeichnung soll für weniger Verwechslungsgefahr beim Konsumenten sorgen.
Wir finden, dass Steak richtigem Steak mit Fleisch vorbehalten sein sollte, und dass es eine neue Bezeichnung für all die neuen Produkte braucht. Die Menschen sollen wissen, was sie essen.
Éric Andrieu, Chefberichterstatter im EU-Agrarausschuss, gegenüber dem Guardian
Wie argumentieren die Gegner des Verbots?
Im Agrarausschuss gab es satte 80 Prozent Zustimmung zum Verbot von Veggie Burger & Co. Allerdings steht der Verdacht im Raum, dass die Fleischlobby hier ihre Finger im Spiel hat, wie die Grüne EU-Abgeordnete Molly Scott Cato dem Guardian erklärt: „Es besteht der Verdacht, dass die Fleischindustrie das angeregt hat, aus Panik, weil junge Menschen immer weniger Fleisch essen. Das ist ein klares Indiz dafür, dass sie besorgt sind, ihr Markt könnte beschnitten werden.“
Es besteht der Verdacht, dass die Fleischindustrie das angeregt hat, aus Panik, weil junge Menschen immer weniger Fleisch essen.
Die grüne EU-Abgeordnete Molly Scott Cato gegenüber dem Guardian
Die Fleischlobby sei keineswegs involviert; es gehe vielmehr darum, dass sich Fleischalternativen klar von Fleischprodukten abgrenzen, hält Andrieu den Vorwürfen entgegen. Aber wird durch andere Bezeichnungen für Veggie-Produkte wirklich irgendetwas einfacher? Dass der Veggie Burger bald unter „Veggie Disc“ firmieren wird, ist noch nicht fix, dass die Bezeichnung aber eher nach Hardware als nach Essen klingt, lässt sich schon einmal festhalten. Durchaus nach Essen, aber eher nicht nach schmackhaftem, klingen hingegen die Begriffe „Vürger“ und „Würstchen“, die laut Kosmo derzeit unter der Wiener Jugend kursieren.
Bis das Verbot tatsächlich in Kraft tritt, werden sich die Vorschläge für alternative Bezeichnungen aber wohl noch vervielfältigen, denn das EU-Parlament stimmt zwar bereits nach der EU-Wahl im Mai darüber ab, aber die Umsetzung könnte sich danach noch jahrelang hinziehen.
Für das Sojaschnitzel müssen sich Konsumenten eine andere Bezeichnung überlegen, wenn der Namensbann der EU für Fleischersatzprodukte durchgeht.
Welche Begriffe sind jetzt schon verboten?
Der Veggie Burger wäre übrigens nicht das erste Opfer des EU-Banns für Lebensmittelbezeichnungen. Schon 2017 urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass rein pflanzliche Produkte grundsätzlich nicht mit Bezeichnungen wie Milch, Butter, Käse und Joghurt vermarktet werden dürfen. Ausgenommen sind Kakaobutter, Kokosmilch und Mayonnaise, aber Soja und Tofu sind vom Verbot voll betroffen. Streng genommen gibt es also jetzt schon keine Sojamilch mehr, und zukünftig vielleicht auch kein Sojaschnitzel mehr.
Was kaum jemand weiß: Viele Begriffe, die im Zusammenhang mit Fleisch in den Wortschatz der Allgemeinheit eingegangen sind, waren ursprünglich auch gar nicht dafür gedacht, wie Bento hinweist. Schnitzel geht etwa zurück auf das Mittelhochdeutsche Wort sniz für „abgeschnittenes Stück“ zurück, und Steak kommt vom altnordischen stejk für „etwas braten“.