Wie ein Restaurant mit vergesslichem Personal zum viralen Erfolgskonzept wurde

Die Kellnerinnen und Kellner sind zwar an ihren Uniformen leicht zu erkennen, nur vergessen sie manchmal, was sie eigentlich zu tun haben. Da kann es schon vorkommen, dass sie sich an einen Tisch setzen und plaudern. Wenn dann doch eine Bestellung aufgenommen wird, bekommt man meistens, was man will, manchmal aber auch etwas ganz anderes – was in jedem anderen Restaurant eine Welle von Negativ-Reviews zur Folge hätte. Hier verabschieden sich die Gäste aber mit einem zufriedenen Lächeln.

Im „Restuarant of Mistaken Orders“ besteht die Service-Brigade nämlich aus Menschen, die an Demenz leiden. Die Idee hatte Initiator Shiro Oguni, als er bei einem Besuch einer Pflegeeinrichtung Gyozas statt Hamburger serviert bekam. Zuerst wollte er sich beschweren – doch dann bekam er einen Geistesblitz. Was, wenn es ein Restaurant gäbe, in dem demenzkranke Menschen die Chance bekämen, als Kellner zu arbeiten?

Das Resultat konnte man bei einem Pop-up-Event im Jahr 2017 erstmals beobachten. Wie erwartet, wurden zahlreiche Bestellungen verwechselt oder vergessen. Überwiegend waren aber die zwanglose Atmosphäre und die Freundlichkeit und Motivation der älteren Belegschaft. Der beabsichtigte Effekt trat ein: Das Projekt ging in den Sozialen Medien viral und steigerte die Aufmerksamkeit für Alzheimer-Demenz und den Umgang mit Betroffenen.

Das „Restaurant of Mistaken Orders“ findet seitdem regelmäßig an wechselnden Orten statt und ist auf Spenden angewiesen. Zum Start konnte Oguni umgerechnet mehr als 100.000 Euro per Crowdfunding-Kampagne sammeln. Mittlerweile gibt es einige Nachahmer in anderen Ländern – was der Gründer nicht nur gutheißt, sondern auch mittels Tipps und Know-how auf seiner Webseite unterstützt.

In Deutschland leben nach Schätzungen rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Voraussichtlich soll sich die Zahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen erhöhen. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft ist Eigenständigkeit ein wichtiger Aspekt für die Lebenszufriedenheit bei Demenzkranken, weshalb ihnen nicht alle Aufgaben abgenommen werden sollten. Das „Restaurant of Mistaken Orders“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie heute Menschen mit Demenz eine sinnstiftende und erfüllende Aufgabe gegeben werden kann. Davon kann es ruhig mehr geben!