Auf ein Bier mit Tim Koch

Ein Leben für die Currywurst: Mit seinem Franchise-Unternehmen Bobby&Fritz hat Tim Koch der Imbissbude ein Komplett neues Image verpasst. Demnächst gibt er sogar ein Currywurst-Lexikon heraus.
November 27, 2019 | Text: Alexandra Polič | Fotos: Raphael Gabauer, Bobby&Fritz

Alles hat ein Ende, nur …

… bei Tim Koch kennt die Leidenschaft für die Currywurst keine Grenzen. Mit dem Franchise-Unternehmen Bobby&Fritz, das Currywurst mit Pommes und andere Klassiker auf ein neues Level hievt, hat er sich einen Traum erfüllt. Was ihm sonst noch wichtig ist? Das Ruhrgebiet als Heimat des Imbiss-Nationalgerichts zu etablieren und junge Menschen zum Gründen zu inspirieren zum Beispiel.

Tim Koch, Bobby&Fritz
2014 nahm die Currywurst-Leidenschaft bei Tim Koch komplett überhand: Das Franchisekonzept Bobby&Fritz war geboren. Anderen Neugründungen nimmt sich Koch auch als Vorstandsmitglied des Leaders Club Deutschland an.

Wenn Sie an das erste Mal zurückdenken, als Sie Currywurst gegessen haben: Wie war das für Sie?
Tim Koch: Ich wurde schon mehrmals im Leben dazu gezwungen, mich daran zu erinnern – aber im positiven Sinne. Ich glaube, dass ich tatsächlich zu Hause das erste Mal Currywurst gegessen habe, das heißt als Kind in den 70er-Jahren. Meine Mutter hat damals wirklich alles selbst gemacht. Eine Bratwurst selber zu machen oder auch eine Curry-Sauce ist nicht so schwierig, aber heute ist es ja eher nicht mehr üblich, dass man auch Pommes Frites zu Hause selber macht. Daran kann ich mich noch sehr genau erinnern: dass es rohe Kartoffeln gab und eine Handpresse für Pommes Frites.

Alles hat ein Ende, nur …

… bei Tim Koch kennt die Leidenschaft für die Currywurst keine Grenzen. Mit dem Franchise-Unternehmen Bobby&Fritz, das Currywurst mit Pommes und andere Klassiker auf ein neues Level hievt, hat er sich einen Traum erfüllt. Was ihm sonst noch wichtig ist? Das Ruhrgebiet als Heimat des Imbiss-Nationalgerichts zu etablieren und junge Menschen zum Gründen zu inspirieren zum Beispiel.

Tim Koch, Bobby&Fritz
2014 nahm die Currywurst-Leidenschaft bei Tim Koch komplett überhand: Das Franchisekonzept Bobby&Fritz war geboren. Anderen Neugründungen nimmt sich Koch auch als Vorstandsmitglied des Leaders Club Deutschland an.

Wenn Sie an das erste Mal zurückdenken, als Sie Currywurst gegessen haben: Wie war das für Sie?
Tim Koch: Ich wurde schon mehrmals im Leben dazu gezwungen, mich daran zu erinnern – aber im positiven Sinne. Ich glaube, dass ich tatsächlich zu Hause das erste Mal Currywurst gegessen habe, das heißt als Kind in den 70er-Jahren. Meine Mutter hat damals wirklich alles selbst gemacht. Eine Bratwurst selber zu machen oder auch eine Curry-Sauce ist nicht so schwierig, aber heute ist es ja eher nicht mehr üblich, dass man auch Pommes Frites zu Hause selber macht. Daran kann ich mich noch sehr genau erinnern: dass es rohe Kartoffeln gab und eine Handpresse für Pommes Frites.

Entstand die emotionale Bindung zur Currywurst schon damals oder kam die erst später auf?
Koch: Ich glaube, dass es als Kind noch nicht so schlimm war. Ich kann ehrlich gesagt nicht mehr genau sagen, warum ich Currywurst so gut finde. Irgendwann habe ich – auch weil ich in meinem Leben so oft umgezogen bin – Currywurst einfach mit Heimat verbunden. So ist es zu einer Leidenschaft geworden.

Wollten Sie damals trotzdem schon in die Gastronomie oder hatten Sie einen ganz anderen Berufswunsch?
Koch: Ich wollte alles werden, was normale Kinder oder Jugendliche auch werden wollen: Fußballprofi, Arzt oder Architekt zum Schluss. Über die Hotelausbildung bin ich dann eher zufällig in der Gastronomie gelandet.

Ihre Hotelausbildung haben Sie ja bei einer großen Marke gemacht – im Atlantic Hotel Kempinski. War das dann doch nicht Ihre Welt?
Koch: Als junger Mensch und wenn man im Hotel neu anfängt, denkt man, dass das das Ultimum ist und dass man irgendwann Hoteldirektor werden möchte. Das wollte ich dann auch immer werden und habe weiter im Hotel gearbeitet. Aber irgendwann relativiert sich das einfach. Ich bin auch gar nicht der richtige Typ für einen Frühstücksdirektor, mir würde das nicht liegen. Und für das Hotel wäre es auch nicht das Beste gewesen. So gesehen war die Hotelzeit toll, aber irgendwann fand ich das, was es zum Thema „Gründen in der Gastronomie“ und „Gründen von Marken“ gibt, sehr viel spannender als die Hotelwelt.

Was war der prägendste Moment Ihrer Karriere?
Koch: Den einen Moment gibt es bei mir gar nicht. Prägend war die Summe aus allem, was man so mit Menschen und Essen und Trinken erleben kann.

Wie ist es am Ende dann doch die Currywurst geworden?
Koch: Auch da gab es keinen bestimmten Schlüsselmoment. Ich habe mich wirklich schon seit Jahrzehnten für Currywurst interessiert. 2008, da habe ich noch in einem Catering-Unternehmen gearbeitet, haben wir darüber sinniert, wie denn die optimale Currywurst-Sauce, die in Deutschland jedem gefallen würde, aussehen könnte. So ist es damals zu unserer ersten Marke gekommen, die hieß Körrisaft. Ab da waren auch die Themen Currywurst und eigene Currywurst-Produkte auf dem Tisch.

2014 haben Sie dann die Currywurst-Franchise-Kette Bobby&Fritz gegründet. Lief das eigentlich von Anfang an gut?
Koch: Bobby&Fritz war irgendwann einfach der logische Weg. Wir haben Produkte entwickelt und wir haben Marken entwickelt, Bobby&Fritz kam ja Jahre nach dem ersten Currywurst-Projekt Körrisaft. Wenn man viel reist, dann fällt einem natürlich auf, was es an unterschiedlichen Orten gibt. Und als wir Bobby&Fritz gegründet haben, gab es eigentlich kein nationales Franchisesystem für Currywurst, obwohl es ein in Deutschland wahnsinnig beliebtes Produkt ist. Da haben wir gesagt: Das könnten wir versuchen. Das hat tatsächlich die meiste Zeit immer gut geklappt. Mit allen normalen Höhen und Tiefen natürlich, die man in jeder Gründung hat.

Woher die Currywurst stammt, ist ja ein großer Streitpunkt in Deutschland. Die meisten debattieren über Hamburg und Berlin. Sie aber sagen: aus dem Ruhrgebiet. Warum das?
Koch: Es gibt ja einmal die Geschichte von Berlin, die auf Erlebnissen von Herta Heuwer im Jahr 1949 fußt. Da hakt es an der einen oder anderen Ecke. Zum Beispiel behauptet Herta Heuwer, die Currywurst oder die Currywurst-Sauce aus Langeweile am 4. September 1949 erfunden zu haben, weil es an diesem Tag geregnet haben soll. Die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen aber, dass es nicht geregnet hat an dem genannten Tag in Berlin. Es sei dahingestellt, ob die Geschichte nun richtig ist oder nicht, aber man darf sie zumindest anzweifeln.

Und Hamburg?
Koch: Die Hamburger Variante, nach der die Currywurst dort schon 1947 erfunden wurde, steht auch nicht auf ganz sicheren Füßen, weil sie nur auf einer fiktiven Figur beruht, die in einem Roman erwähnt wird. Selbst die Gedenktafel, die dazu in Hamburg aufgehängt wurde, hatte Fehler mit dem Namen dieser Figur. Ich glaube auch, da hat man sich eher gewünscht, dass Hamburg die Heimat ist, als dass man es beweisen könnte.

Also muss es das Ruhrgebiet sein?
Koch: Auch das Ruhrgebiet kann es nicht beweisen, obwohl sich hier viele Menschen daran erinnern können, dass die Currywurst schon vor 1949 irgendwo über die Theke gereicht wurde. Was uns dazu bewogen hat, zu behaupten, dass hier die emotionale Heimat liegt, ist, dass es eigentlich zur Mentalität und zu den Menschen hier im Ruhrgebiet sehr gut passt. Das muss ja nicht heißen, dass sie hier erfunden wurde. Aber bewiesen wird das wahrscheinlich nie.

Zumindest laut Berliner Zeitrechnung wird die Currywurst in diesem Jahr 70 – und Sie geben nun ein Currywurst-Lexikon heraus. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Koch: Es ist in der Tat ein Herzensprojekt. Dadurch, dass ich mich jetzt schon so lange mit der Currywurst auseinandersetze, gibt es ganz viel unnützes Wissen rund um das Thema. Und es gibt noch kein Currywurst-Lexikon. Ich habe vor vielen Jahren begonnen, Sachen aufzuschreiben, die ich gehört, gesehen und gelesen habe. Daraus sind 200 Begriffe entstanden, die in dem Lexikon erklärt werden.

Tim Koch, Bobby&Fritz
Tim Koch kennt – fast – alle Geheimnisse über und Anekdoten zur Currywurst. Das gesammelte Wissen gibt es bald in einem eigenen Lexikon zu lesen.

Worauf dürfen wir uns gefasst machen?
Koch: In Hamburg ist zum Beispiel mal eine Gedenktafel enthüllt worden zum Gedenken an die Frau, die in Hamburg die Currywurst erfunden haben soll. Diese Tafel hat damals immerhin der Innensenator von Hamburg enthüllt. Aber der Name auf dieser Tafel war falsch geschrieben. Da stand nämlich Lena Brückner und eigentlich hieß die Frau Lena Brücker. Das haben wir erst neulich in einem späten Fernsehbeitrag gesehen. Und wir haben auch nirgendwo gefunden, dass das schon mal jemandem aufgefallen wäre. Es gibt aber auch spannende Produkte – wie zum Beispiel Energy-Drinks mit Currywurst-Geschmack.

Sie sind ja außerdem auch Vorstandsmitglied im Leaders Club Germany. Was würden Sie der neuen Generation an Gründern raten?
Koch: Ich würde den Gründern raten, auf jeden Fall zu gründen. Weil die Branche unbedingt Nachwuchs braucht –
und wir mutige Gründer brauchen, die etwas bewegen. Ansonsten wird die Gastronomie zu langweilig. Gründer haben es zwar nicht unbedingt einfach, weil es viele bürokratische Hürden gibt. Aber trotzdem hoffe ich, dass da ganz viele Leute den Mut haben, neue Sachen anzugehen.

Apropos: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Koch: Ich bin mir ganz sicher, dass meine Zukunft immer in der Gastronomie sein wird. Ich bin mir auch ganz sicher, dass ich der Currywurst immer erhalten bleibe. Ansonsten bin ich zum Glück zwar schon ein bisschen älter, aber noch nicht so alt, dass ich sage, ich werde mein ganzes Leben lang nur ein Ding machen.

www.bobby-fritz.com

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