Legenden: Leopold Hawelka

Leopold Hawelka machte sein Wiener Café zum Treffpunkt für Österreichs berühmteste Künstler und Intellektuelle. Selbst lange nach seinem Tod zieht sein Lokal Touristen aus allen Ecken der Welt in die berühmte Dorotheergasse 6.
Mai 27, 2022 | Fotos: beigestellt

Wien und seine Kaffeehäuser. Das ist eine ganz eigene Geschichte. In keiner Stadt wird das Verweilen mit dem  koffeinhaltigen Heißgetränk mehr zelebriert als in der einstigen Hauptstadt des Habsburger Reichs. Wenig verwunderlich also, dass die Wiener Kaffeehauskultur seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Seit Jahrhunderten wird in den Wiener Kaffeehäusern nämlich nicht nur gegessen und getrunken, sondern vor allem gelesen, geschrieben und debattiert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt das Café Hawelka ohne Zweifel als das angesagteste und gleichzeitig auch populärste seiner Art.

Hawelka

Wien und seine Kaffeehäuser. Das ist eine ganz eigene Geschichte. In keiner Stadt wird das Verweilen mit dem  koffeinhaltigen Heißgetränk mehr zelebriert als in der einstigen Hauptstadt des Habsburger Reichs. Wenig verwunderlich also, dass die Wiener Kaffeehauskultur seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Seit Jahrhunderten wird in den Wiener Kaffeehäusern nämlich nicht nur gegessen und getrunken, sondern vor allem gelesen, geschrieben und debattiert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt das Café Hawelka ohne Zweifel als das angesagteste und gleichzeitig auch populärste seiner Art.

Hawelka

Kein Künstler, kein Schriftsteller, der sich das angeregte Zusammensitzen in Wiens öffentlichstem Wohnzimmer entgehen lassen wollte. Friedensreich Hundertwasser, Helmut Qualtinger, André Heller – die Liste ist schier endlos lang. Warum war das so? Wie hat Leopold Hawelka das geschafft?

Schicksalshafte Schankkassiererin

Man glaubt es kaum, doch Leopold Hawelka wurde nicht in Wien, sondern im niederösterreichischen Mistelbach geboren. 1925, da war der junge Leopold gerade einmal 14 Jahre alt, begann er eine Kellnerlehre im Restaurant Paul Deierl in Wien. Zwar ging er anschließend nach Bad Gastein auf Saison, doch zurück in Wien, sollte er seine neue Heimatstadt Zeit seines Lebens nicht wieder verlassen. Das lag auch an Josefine Danzenberger, die er kurz nach seiner Rückkehr in Wien kennenlernte. Die Schankkassiererin, zwei Jahre jünger als er, hatte es dem Kellner aus Leidenschaft richtig angetan. Knapp drei Jahre nach ihrer ersten Begegnung heirateten die beiden. Nur zwei Tage nach ihrer Hochzeit eröffneten sie schon ihr erstes Kaffee – das Alt Wien. Die Geschäfte liefen so gut, dass sie bald überlegten, es zu kaufen. Doch der Preis war zu hoch, also sahen sie sich weiter in der Wiener Innenstadt um …

Sie kommen von überall her, weil er nicht renoviert!
Der Schriftsteller Heimito von Doderer über Leopold Hawelkas Café, das sich seit 1913 kein bisschen verändert hat

Die Tranchier-Meisterin

Im Mai 1939 war es dann soweit: Herr und Frau Hawelka ergatterten das Café Ludwig Carl in der Dorotheergasse. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs also. Im September mussten die Hawelkas ihr neu erworbenes Café deshalb wieder schließen, Leopold zog in den Krieg – und überlebte. Genau wie sein Café, das vom Bombenhagel über Wien wie durch ein Wunder verschont geblieben war. 1945 konnte das wiedervereinte Paar die Pforten ihres Kaffeehauses endlich so richtig öffnen. Von jetzt an hieß es Café Hawelka. Ausgeschenkt wurde zwar noch Ersatzkaffee, doch schon bald sprach sich die einzigartige Atmosphäre im Hawelka von London bis nach Amsterdam herum.

Das lag vor allem daran, dass, wie der Schriftsteller Heimito von Doderer 1960 augenzwinkernd schrieb, „Herr Hawelka nicht renoviert“. Vor allem nach der Schließung des Cafés Herrenhof 1961 – dem Literatencafé schlechthin – entpuppte sich das Hawelka als das letzte, überschaubare und gleichzeitig authentische Kaffeehaus Wiens. Der Rest ist Geschichte. Leopold Hawelka starb 2011 in Wien. Er wurde 100 Jahre alt. Und renoviert wurde bis heute nicht wirklich.

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LEOPOLD HAWELKA
1911 im niederösterreichischen Mistelbach geboren, begann Leopold Hawelka im Jahr 1925 eine Lehre als Kellner in Wien. Nach einem Saisonabstecher nach Bad Gastein und Hofgastein lernte er in seiner alten Wirkungsstätte seine spätere Ehefrau Josefine kennen. Die beiden heirateten 1936 und eröffneten als Pächter ihr erstes Café: das Alt Wien in der Wiener Innenstadt. 1939 kauften sie in der Dorotheergasse jenes Café, das nach dem Krieg Café Hawelka heißen sollte. Dort versammelte sich ab den 1960er-Jahren die Kunst- und Literatur-Avantgarde. Und machte aus dem Café einen legendären Ort.

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