Karriere in Japan
Japan. Das Land der aufgehenden Sonne. Und das Land, in dem am Abend die Büro- und Küchenlampen noch etwas länger leuchten als in unseren Breitengraden. Von der Reaktor-Katastrophe hat sich Japan touristisch wieder erholt. „Wir liegen noch vier Prozent unter den Zahlen der Zeit vor dem Unglück“, sagt der stellvertretende Direktor der japanischen Tourismusbehörde, Mitomo Matano. Ein Staat im touristischen Aufbruch mit vielen Möglichkeiten.Von einem Job in Japan träumen jedoch viele. Vor allem in der High Cuisine. Denn geht es nach der roten Gourmetbibel, sind die Japaner die neuen Franzosen. Der 2012er-Guide-Michelin für Tokio zeigt zum fünften Mal in Folge mehr Sterne in der japanischen Hauptstadt als in Paris an: insgesamt 247 Restaurants, davon 16 3-Sterne-, 52 2-Sterne- und 179 1-Stern-Häuser. Ein hartes Pflaster. Darum liegt es auch nahe, mit jemandem zu sprechen, der hautnah miterlebt, warum Japan in puncto Kulinarik vor Frankreich liegt. Und wer wäre besser geeignet als ein Franzose?
Japan. Das Land der aufgehenden Sonne. Und das Land, in dem am Abend die Büro- und Küchenlampen noch etwas länger leuchten als in unseren Breitengraden. Von der Reaktor- katastrophe hat sich Japan touristisch wieder erholt. „Wir liegen noch vier Prozent unter den Zahlen der Zeit vor dem Unglück“, sagt der stellvertretende Direktor der japanischen Tourismusbehörde, Mitomo Matano. Ein Staat im touristischen Aufbruch mit vielen Möglichkeiten.
Von einem Job in Japan träumen jedoch viele. Vor allem in der High Cuisine. Denn geht es nach der roten Gourmetbibel, sind die Japaner die neuen Franzosen. Der 2012er-Guide-Michelin für Tokio zeigt zum fünften Mal in Folge mehr Sterne in der japanischen Hauptstadt als in Paris an: insgesamt 247 Restaurants, davon 16 3-Sterne-, 52 2-Sterne- und 179 1-Stern-Häuser. Ein hartes Pflaster. Darum liegt es auch nahe, mit jemandem zu sprechen, der hautnah miterlebt, warum Japan in puncto Kulinarik vor Frankreich liegt. Und wer wäre besser geeignet als ein Franzose?
Patrice Martineau ist 37 Jahre alt, lebt seit 2007 in Japan und ist Küchenchef des Restaurants Peter im The Peninsula Tokyo. Als seinen urspünglichen Beweggrund, nach Tokio zu wechseln, nennt Martineau die Nahrungsbesessenheit der Japaner: „Anfänglich war ich wirklich davon überwältigt, wie sehr Restaurantbesucher hier die Küchenleistungen zu schätzen wissen. Je länger ich vor Ort bin, desto mehr begeistern mich jedoch die hohe Qualität der Produkte und die Spitzenleistung, die schon alleine meine Jungköche an den Tag legen. Von der Konkurrenz ganz zu schweigen.“ Die Jobmöglichkeiten in der Küche sieht Martineau für Ausländer deswegen großteils begrenzt. Gute Chancen hat man am ehesten noch, wenn man über eine große Hotelkette den Wechsel versucht.
Hier gleich die Bewerbungstipps vom Profi: Wer sich um Arbeit in Japan bemüht, sollte sich über die Besonderheiten im Bewerbungsprozess bewusst sein. In traditionellen japanischen Unternehmen ist es nämlich üblich, Werdegang und Hobbys händisch in ein Formular aus dem Schreibwarengeschäft seines Vertrauens einzutragen. Wenn dies jedoch nicht ausdrücklich verlangt wird, bietet sich immer noch die deutsche Variante mit Lebenslauf und Motivationsschreiben an.
In Japan ist hier jedoch Vorsicht geboten: Anders als bei uns werden Qualifikationen zwar sachlich aufgeführt, schwungvolle Reden auf die eigene Talentvielfalt werden in Japan allerdings schnell als Arroganz interpretiert. Auch im Vorstellungsgespräch ist in Japan Bescheidenheit die größere Tugend. Sachlich ruhig und nicht zu selbstbewusst, so kommen Bewerber bei japanischen Personalern am besten an.
In Japan findet man die am besten trainierten Spezialisten der Welt.
Maximilian von Reden über Top-Arbeitskräfte
All jene, die dann auch tatsächlich angestellt werden, benötigen weiters ein Certificate of Eligibility, also eine Eignungsbestätigung, die vom Arbeitgeber in Japan beantragt werden muss. Das heiße Thema Arbeitszeiten erklärt Spitzenkoch Martineau äußert trocken so: „Zehn bis 14 Stunden am Tag. Aber gilt das nicht für alle Küchenchefs rund um die Welt?“ Generell stehen einem 50-jährigen Japaner mit durchschnittlich 33 Tagen fünf Urlaubstage mehr zur Verfügung als einem deutschen Arbeitnehmer. Eigentlich. Laut dem Japan Institute of Labour nimmt der Japaner jedoch nur acht Tage davon in Anspruch. Grund für diese Diskrepanz ist, dass viele Japaner sich beim Gedanken, ein anderer müsse dann ihre Arbeit übernehmen, unwohl fühlen.
Spricht man mit einem Deutschen, wie etwa dem Mandarin-Oriental-Hotelmanager Maximilian von Reden, übers Gehalt, hört man nichts Neues: „Das Leben hier ist extrem teuer. Zwar gleicht das Gehalt das bis zu einem gewissen Punkt wieder aus, aber generell muss man hier wirklich viel berappen.“
Die Lebenshaltungskosten sind übrigens auch der Hammer: Den ersten Platz in Studien weltweit belegt nämlich weiterhin Tokio. Zwar sind die Kosten für Waren und Dienstleistungen in Japan insgesamt gefallen, allerdings ist das Ausgangsniveau sehr hoch. Hinzu kommt die starke Währung. Somit müssen Expatriates in der japanischen Hauptstadt nach wie vor deutlich tiefer in die Tasche greifen als in irgendeiner anderen Stadt der Welt.
Karaoke-Mania
In puncto Sinn für Gemeinschaft sollte man sich einer Sache bewusst sein: Der Versuch, sich vor dem feierabendlichen Karaoketrällern zu drücken, sorgt für Zores. Wer in Japan arbeiten möchte, kommt an diesem gesellschaftlichen Phänomen kaum vorbei, denn eine Verweigerung stört die Beziehung zu Kollegen und Vorgesetzten empfindlich. Da heißt es dann: Ohren zu, Mund auf und durch. Auch auf einige weitere Kuriositäten muss man sich laut Chefkoch Martineau einstellen: „Sprechende Toiletten, blinkende Elektronik an allen Ecken und Enden sowie extreme Reinlichkeit sind schon sehr gewöhnungsbedürftig. Aber dass auch noch die U-Bahn auf die Sekunde pünktlich erscheint, ist für einen Franzosen kaum zu packen.“
Der Karrierecheck
Die wichtigsten Kriterien im Check
Das sollten Sie wissen, bevor Sie zu arbeiten beginnen.
Jobangebot
Möglichkeiten gibt es gerade nach Fukushima viele, da der Tourismus im Aufschwung ist. Genommen werden meist Leute mit mehreren Jahren Erfahrung.
Karrierechancen
Japan ist eines der härtesten Pflaster der Welt, da nicht nur die internationale Konkurrenz gigantisch, sondern vor allem auch die Qualitätsansprüche enorm sind.
Arbeitsumfeld
Bitte recht freundlich und immer lächeln. Das ist das Motto im Land der aufgehenden Sonne. Auch wenn man sich daran gewöhnen muss, lebt es sich sehr gut.
Sprachbarrieren
Englisch genügt meist. Doch zeugt es gerade in Japan von Respekt, den Menschen mit Höflichkeit zu begegnen, sprich die Sprache zu beherrschen.
Benefits
In der Regel sind keine speziellen Begünstigungen für Expatriates vorgesehen. Nur wenn man in Managementpositionen geschickt verhandelt, gibt es Boni.
Gehalt
Japan ist das Land mit den teuersten Lebenshaltungskosten der Welt. Zwar bekommt man ein angemessenes Gehalt, am Monatsende bleibt jedoch wenig übrig.
Der Preis-Check
Das Wichtigste im Preis-Check
1 Tasse Kaffee: € 4
1 Tafel Schokolade: € 5
0,33 l Bier: € 3
1 l Benzin: € 1,60
1 Packung Zigaretten: € 2
Die besten Jobadressen
Hier finden Sie den Traumjob.
Tophäuser und Hotelketten
www.capitolhoteltokyu.com
www.hilton.co.jp/tokyo
www.keioplaza.com
www.mandarinoriental.com/tokyo
www.shangri-la.com/tokyo
www.sheratontokyobay.co.jp
www.stregisosaka.co.jp
www.tokyo.park.hyatt.com
www.westin-osaka.co.jp
www.blackrockcareers.com
Asia-Experte
Lothar Pehl ist Senior Vice President Operations Starwood Asia Pacific & Regional Vice President Japan. Der Baden-Württemberger über das harte Pflaster Japan.
www.starwoodhotels.com
ROLLING PIN: Japan will seine Tourismus-Branche stärken und peilt für das Jahr 2020 25 Millionen Besucher an. Ist der Inselstaat nach Fukushima schon jetzt reizvoll?
Lothar Pehl: Japan als Reiseland ist knapp ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe fast wieder so attraktiv wie vorher. Außerdem ist Japan speziell für uns Deutsche ausgesprochen interessant, da die soziale Struktur der unseren sehr ähnelt und die Japaner ziemlich organisiert sowie penibel sind. Und all jene, die diese Skills noch nicht mitbringen, werden diese bis in die letzte Konsequenz in Japan erlernen. Bisher dachte ich immer, die Deutschen wären in Sachen Ordnung und Sauberkeit nicht zu toppen. Da hab ich mich wohl getäuscht.
RP: Gibt es aktuell Jobmöglichkeiten und hat man in weiterer Folge Aufstiegschancen?
Pehl: Ausländer werden nur ein Arbeitsvisum bekommen, wenn sie auch spezielle Skills nachweisen können. Also Berufsgruppen wie Küchenchefs, Restaurantleiter oder auch Manager haben durchaus die Möglichkeit, sich direkt in der Human-Ressources-Abteilung zu bewerben und gute Chancen, angestellt zu werden. Allerdings muss ich vorausschicken, dass in vielen Positionen zumindest rudimentäre Japanischkenntnisse gefordert sind. Aufsteigen kann man hier weiters nur, wenn man noch härter arbeitet als die Japaner. Ich denke, das sagt alles.
RP: Lohnt es sich auch finanziell, nach Japan zu wechseln?
Pehl: Auch das Gehaltssystem ist dem unseren sehr ähnlich. Es gibt eine festgelegte Struktur, nach der In- wie Ausländer bezahlt werden. In höheren Managementpositionen darf man dann natürlich auch mit Unterstützungen wie Unterbringung oder anderen Benefits rechnen.
RP: Welche Eigenschaften an Ihren japanischen Kollegen schätzen Sie am meisten?
Pehl: Ihren hohen Ausbildungsgrad und die speziell ausgerichteten Fertigkeiten. Es ist in unseren Hotels nicht unüblich, dass der Großteil der Mitarbeiter Universitätsabschlüsse hat. Weiters haben die Menschen hier großen Respekt gegenüber ihren Kollegen und schätzen die Fähigkeiten des anderen.