Karriere in Singapur

Singapur ist Asiens Boomtown. Doch wie steht es um Karrierechancen? Die besten Tipps und Adressen für Ihren Erfolg.
April 15, 2019 | Text: Jürgen Pichler | Fotos: Angelika Pichler

Karriere in Singapur

Der Vergleich der 5-Millionen-Metropole mit einer Raubkatze klingt nicht nur gut, sondern macht auch doppelt Sinn. Denn Singapur ist Sanskrit und heißt übersetzt „Löwenstadt“. Das ist aber auch so ziemlich das einzig Alt-Kulturelle, was der junge Stadtstaat zu bieten hat. Aber wer braucht schon alte Tempelanlagen, wenn die heißeste Drehscheibe nach Südost Essen und Fashion in den Kultstatus heben und mit Designhighlights, modernen Wolkenkratzern und der einzigen Nightrace-Rennstrecke der Formel 1 glänzt?

Und genau auf diese blickt der Österreicher Kurt Wehinger von seinem Büro im „Marina Mandarin Singapore by Meritus“. Der General Manager lebt seit mehr als 25 Jahren on-off in Singapur und kennt die Stadt noch als sie kaum größer war als Hamburg. Durch massive Aufschüttungen stieg die Landfläche in den 60er-Jahren von 580 Quadratkilometern auf heute 700 und soll bis 2030 noch um etwa 100 Quadratkilometer wachsen und somit so groß wie Berlin werden.
Platz genug für neue Spielzeuge. Und neue Hotelzimmer: 2010 waren es bereits 45.000, jedes Dritte davon im 5-Sterne-Bereich und allein eine Gruppe eröffnete zwei Hotels mit insgesamt 4300 Zimmern, ohne dass die Belegungsrate der anderen Immobilien fiel. Im Schnitt lag diese bei 85 Prozent. Wehinger: „Singapur ist Competition. Hier liegen auf wenigen Quadratkilometern Hotels aller bedeutenden Ketten, jeder Restaurateur, der etwas von sich hält, wie Joel Robuchon, Daniel Buloud oder Guy Savoi, hat hier eine Depandence und für Expat ist Singapur so etwas wie das Arbeitsmekka, in dem man einmal im Leben gewesen sein muss.“ Dem kann Rainer Tenius zustimmen. Der General Manager des „Swissôtels Merchant Court“, das sich mit dem „Marina Mandarin“ sogar die gleiche Tiefgarage teilt, kennt die Vorteile: „Hier zu leben, ist einfach. Es ist Asien light mit einem kräftigen Schuss westlichem Denken. Das macht es für Expats einfach. Doch die Zeiten, in denen Mitteleuropäer ohne Weiteres einen Job bekommen haben, sind vorbei. Heute…

Karriere in Singapur

Der Vergleich der 5-Millionen-Metropole mit einer Raubkatze klingt nicht nur gut, sondern macht auch doppelt Sinn. Denn Singapur ist Sanskrit und heißt übersetzt „Löwenstadt“. Das ist aber auch so ziemlich das einzig Alt-Kulturelle, was der junge Stadtstaat zu bieten hat. Aber wer braucht schon alte Tempelanlagen, wenn die heißeste Drehscheibe nach Südost Essen und Fashion in den Kultstatus heben und mit Designhighlights, modernen Wolkenkratzern und der einzigen Nightrace-Rennstrecke der Formel 1 glänzt?

Und genau auf diese blickt der Österreicher Kurt Wehinger von seinem Büro im „Marina Mandarin Singapore by Meritus“. Der General Manager lebt seit mehr als 25 Jahren on-off in Singapur und kennt die Stadt noch als sie kaum größer war als Hamburg. Durch massive Aufschüttungen stieg die Landfläche in den 60er-Jahren von 580 Quadratkilometern auf heute 700 und soll bis 2030 noch um etwa 100 Quadratkilometer wachsen und somit so groß wie Berlin werden.
Platz genug für neue Spielzeuge. Und neue Hotelzimmer: 2010 waren es bereits 45.000, jedes Dritte davon im 5-Sterne-Bereich und allein eine Gruppe eröffnete zwei Hotels mit insgesamt 4300 Zimmern, ohne dass die Belegungsrate der anderen Immobilien fiel. Im Schnitt lag diese bei 85 Prozent.

Wehinger: „Singapur ist Competition. Hier liegen auf wenigen Quadratkilometern Hotels aller bedeutenden Ketten, jeder Restaurateur, der etwas von sich hält, wie Joel Robuchon, Daniel Buloud oder Guy Savoi, hat hier eine Depandence und für Expat ist Singapur so etwas wie das Arbeitsmekka, in dem man einmal im Leben gewesen sein muss.“ Dem kann Rainer Tenius zustimmen. Der General Manager des „Swissôtels Merchant Court“, das sich mit dem „Marina Mandarin“ sogar die gleiche Tiefgarage teilt, kennt die Vorteile: „Hier zu leben, ist einfach. Es ist Asien light mit einem kräftigen Schuss westlichem Denken. Das macht es für Expats einfach. Doch die Zeiten, in denen Mitteleuropäer ohne Weiteres einen Job bekommen haben, sind vorbei. Heute sind Expats Mitspieler auf dem Markt und nicht mehr die großen Joker.“

Wer den Schritt in die stylishe Löwengrube wagen will, muss sich aber bereits seine Sporen verdient haben. „Singapur zählt zu den Premium-Destinationen der meisten Gruppen. Positionen werden hier nur an Mitarbeiter vergeben, die bereits bewiesen haben, dass sie es draufhaben“, so Tenius. Jobs unter dem Seniorlevel werden nicht an Europäer vergeben, doch als Souschef, Chef de Cuisine, Restaurant Manager, General Manager oder F&B-Manager bietet die wohl internationalste Stadt Asiens genug Möglichkeiten und einen Verdienst zwischen 5000 und 15.000 Euro – wenn man nach ihren Spielregeln spielt. Michael Thurner ist überzeugter „Angmos“, wie der Löwe westliche Expats nennt, und zitiert ein gängiges Businessprinzip: „There are a million people out there. Why should I buy from you? Make a relationship first.“ Heißt so viel wie: Erst muss ich dich kennen, dann reden wir über das Geschäft. Bei einer durchschnittlichen Expat-Lebensdauer von zwei bis vier Jahren nicht leicht, diese Hürde zu nehmen. Wer außerdem denkt, in Singapur könne man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen, irrt gewaltig. „Bei den Asiaten dreht sich das Leben um die Arbeit“, so Thurner. Und Wehinger meint: „Effizienz, Schnelligkeit und Resultate. Das sind die Elemente des Erfolgs in Singapur. Wer da nicht mithält, der fliegt. Die Schlange ist lang und die guten Plätze sind begehrt.“

„Singapur ist ein Abziehbild der Welt – nur kleiner und besser. Hier muss man die beste Version seiner selbst sein, so ist man obenauf“, sagt Tenius. Und er muss es wissen, denn schließlich hat er dem Löwen sein Halsband bereits angelegt.

Der Karrierecheck

Die wichtigsten Kriterien im Check
Das sollten Sie wissen, bevor Sie zu arbeiten beginnen.

Jobangebot

Im Moment noch sehr gut. Die Situation wird sich aber in den nächsten Jahren zuspitzen und das Angebot schmäler werden, doch dafür umso begehrter.

Karrierechancen

Der Einstieg beginnt erst ab dem Senior-Level, somit steht man bereits eher am guten Ende der Karriereleiter. Beförderungen sind drin, aber die Ausnahme.

Arbeitszeiten

Singapur heißt „upgrading“. Wer sich dem schnellen und fordernden Tempo nicht anpasst, kommt unter die Räder. Tipp: Halten Sie sich an die „Vor dem Chef kommen und nach ihm gehen“-Arbeitszeiten.

Arbeitsumfeld

Paragrafenreiter, Hand hoch! Diese werden sich auf Anhieb wohlfühlen, denn Singapur ist die Stadt der Regeln und Vorschriften.

Benefits

Singapur hat nicht mehr zu 100 Prozent Expatstatus. Zu Beginn werden jedoch noch Annehmlichkeiten wie Unterkunft gestellt. Tolles Jahresbonussystem!

Gehalt

Das Gehalt wird mit etwa 17 Prozent besteuert. Es liegt ein wenig höher als in Mitteleuropa, finanziellen Reichtum sollte man sich aber nicht erwarten.

Interview mit Armin Leitgeb

Zur Person

Armin LeitgebArmin Leitgeb
Chef de Cuisine, Les amis

Der Österreicher ist Küchenchef in dem besten Restaurant Singapurs. Auf seinem Weg dorthin machte er Station bei Hans Haas im Münchner Tantris, bei Thomas Keller in „The French Laundry“ und bei Paul und Marc Haeberlin im „Auberge de l‘ill“.

„Singapur ist ein gutes Pflaster für Chefs“

1001 verschiedene Restaurantkonzepte bieten ebenso viele Jobmöglichkeiten.

Auf in die Boomtown

Für Armin Leitgeb gibt es im Moment keine andere Stadt, in der es sich als Koch mehr rentieren würde, Fuß zu fassen. Der 34-jährige Österreicher lebt seit April 2007 in Singapur und weiß, wie der Arbeitsmarkt der Boomtown tickt. Für ROLLING PIN gibt er seine Insidertipps preis.

ROLLING PIN: Warum jetzt und warum ausgerechnet Singapur?

Armin Leitgeb: Diese Stadt ist zurzeit mit Tokio, New York und London das Mekka der kulinarischen Welt. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben hier um die 50 neue Restaurants eröffnet. Jedes nur denkmögliche Konzept ist dabei. Wenn man hier arbeitet, kann man in ein bis zwei Jahren so viel sehen und lernen, wie sonst in vier bis fünf Jahren.

RP: Steigt die eigene Reputation mit Singapur als Station im Lebenslauf?

Leitgeb: Allein schon durch die Erweiterung meines beruflichen Horizontes. Der europäische Markt kennt die Produkte teilweise nicht, mit denen man hier arbeitet. Da habe ich später einen viel breiteren Spielraum, um neue Gerichte zu kreieren. Zudem steht Singapur im Fokus der Aufmerksamkeit, wer sich jetzt einen Namen machen kann, ist international gefragt.

RP: Apropos Internationalität: Worauf muss man achten, wenn man hier beruflich erfolgreich sein will?

Leitgeb: In Singapur zählt das Prinzip Leistung. Am wichtigsten ist es, dass das Restaurant ausgebucht ist. Dafür muss man sich auch kulinarisch etwas anpassen, den Leuten muss es schmecken. „Molecular Cuisine“ ist zwar interessant und aufregend, aber da gehst du nur einmal im Monat hin. Der richtige Mittelweg ist die Lösung: Gerichte zu kreieren, für die die Gäste wieder und wieder kommen. In der Stadt gibt es 6000 Restaurants, konkurrenzfähig zu sein, ist der Schlüssel.

RP: Wie schafft man den Sprung von einem guten Restaurant zu einem angesagten Restaurant?

Leitgeb: Eine Beziehung zu den Gästen aufzubauen, ist sehr wichtig. Asiatische Gäste wollen einen Chef de Cuisine sehen, der mit ihnen redet und aus dem Nähkästchen erzählt. Sehr wichtig ist das „show face” und „give face”. Den Chef de Cuisine persönlich zu kennen, hilft ihnen auch bei Geschäftsessen oder wenn sie große Deals abschließen wollen. Dann können sie mit dieser Beziehung auftrumpfen, werden vom Küchenchef persönlich begrüßt und bedient. So kommen sie immer wieder zurück, weil sie eben „face” haben.

RP: Die Gästebeziehung ist also ein wichtiger Faktor, doch welche Regeln gibt es innerbetrieblich?

Leitgeb: Sich anzupassen, die Leute zu respektieren und hart zu arbeiten. Dann sieht das Team, dass man von dir viel lernen kann, und steht voll hinter dir. Ich habe viele Köche, Mâitres und Manager gesehen, die nach drei, vier Monaten wieder nach Hause sind oder mussten. Nur weil sie glaubten, sie wären die Superstars, alles muss nach ihrer Pfeife tanzen. Wir Expats dürfen nicht vergessen, dass wir hier in diesem Land auch in einer Form nur Gäste sind. Beherzigt man das, kann man voll durchstarten. Ich habe den Tipp bekommen, die ersten drei Monate nur zu beobachten, mit den Leuten zu reden und noch nichts zu verändern oder zu unternehmen. Nur die Leute für sich gewinnen. Wenn man sich richtig einfügt, bringt man es weit.

Kontakt

LES AMIS

1. Scotts Road # 02-14/16

Shaw Centre

Singapore 228208

Tel.: +65 (0) 67 33/22 25

armin@lesamis.com.sg

www.lesamis.com.sg

„Aufgeschlossenheit ist gefragt“

In Singapur ist niemand einfach ein Ausländer.

Andreas Kohn

Zur Person

Andreas Kohn
Director of Sales & Marketing,The Ritz-Carlton, Millenia Singapore
Der gebürtige Hamburger ist seit 2007 in Singapur tätig. Davor war er Cluster Director of Sales & Marketing für die Marriott Group in Dubai.
www.ritzcarlton.com

Universal Love

Asien in der Softversion. So beschreibt der Hamburger Andreas Kohn sein momentanes Heimatland. Warum es ihm hier so gut gefällt, liegt auch daran, dass man sich auf andere Kulturen einlassen kann und selbst niemals aneckt.

ROLLING PIN: Multikulti ist manchmal nicht nur bunt. Vor allem in Singapur gibt es viele Nationalitäten. Gibt es hier oft Integrationsprobleme?

Andreas Kohn: Im Gegensatz zu anderen Großstädten nicht. Jede Kultur pflegt seine eigenen Gewohnheiten, ohne andere dabei zu stören. Es entstehen so keine Reibungspunkte. In Europa schaut man ja eher skeptisch auf die „anderen“. Hier in Singapur jedoch feiern die Malay-Muslims mit den indischen Hindus Deepavali, die Chinesen mit den Malayen Hari Raja Haji und die Inder mit den Chinesen Chinese New Year.

RP: Wie spiegelt sich das im Arbeitsumfeld wider?

Kohn: Ich habe hier im „Ritz-Carlton Millenia“ 58 Mitarbeiter aus vier verschiedenen Ländern, unterschiedlichen Religionen und Kulturen. Hauptsächlich arbeite ich mit Singaporeans, also mit Chinesen, Malayen und Indern. Aber auch mit Kollegen aus Thailand, Indonesien und dem Yemen.

RP: Mit welcher Einstellung kommt man als Europäer hier weiter?

Kohn: Aufgeschlossenheit und positives Denken. Ausländer werden als Fachkräfte eingestellt. Man muss also wissen, wovon man redet.

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