Macau im Glücksrausch
Es war einmal die älteste europäische Kolonie in Asien, heute ist es das Las Vegas des gelben Kontinents: Macau. Im Jahr 1999 aus der Hand der Portugiesen an China übergeben und als Sonderverwaltungszone integriert, ist es ein pulsierendes Zentrum des Glücksspiels. Auf kleinstem Raum (rund 28 Quadratkilometer) drängen sich Casino- und Hotelbauten in atemberaubenden Dimensionen, der Boom ist ungebrochen – und damit macht man der US-Sin-City mächtig Konkurrenz. Mit dem Fall des Glücksspielmonopols im Jahr 2002 ist Macau mit einem Umsatz von sieben Milliarden Euro nach vorne geprescht, die Zahl internationaler Touristen stieg im letzten Jahr um fast 50 Prozent. Momentan gibt es aufgrund der Finanzkrise zwar ein Atemanhalten inklusive Baustopps am Cotai Strip, die Zahl der Zimmer soll dennoch auf das Doppelte erhöht werden.
Das Venetian, das MGM, das Wynn – Las Vegas’ Big Player haben sich längst mit Rekordbauten niedergelassen, es folgten und folgen nahezu alle großen Hotelketten, auch wenn man sich derzeit vorsichtig zeigt. Die „Las Vegas Sands, Inc.“ baute 2004 das Sands Macau mit goldener Fassade. 2007 eröffnete das Konsortium das Venetian Macao Hotel-Resort-Casino: 3000 Suiten, 10.000 Angestellte, 1,8 Milliarden Euro teuer. Sein Casino mit mehr als 1000 Tischen ist das größte der Welt, das…
Es war einmal die älteste europäische Kolonie in Asien, heute ist es das Las Vegas des gelben Kontinents: Macau. Im Jahr 1999 aus der Hand der Portugiesen an China übergeben und als Sonderverwaltungszone integriert, ist es ein pulsierendes Zentrum des Glücksspiels. Auf kleinstem Raum (rund 28 Quadratkilometer) drängen sich Casino- und Hotelbauten in atemberaubenden Dimensionen, der Boom ist ungebrochen – und damit macht man der US-Sin-City mächtig Konkurrenz. Mit dem Fall des Glücksspielmonopols im Jahr 2002 ist Macau mit einem Umsatz von sieben Milliarden Euro nach vorne geprescht, die Zahl internationaler Touristen stieg im letzten Jahr um fast 50 Prozent. Momentan gibt es aufgrund der Finanzkrise zwar ein Atemanhalten inklusive Baustopps am Cotai Strip, die Zahl der Zimmer soll dennoch auf das Doppelte erhöht werden.
Das Venetian, das MGM, das Wynn – Las Vegas’ Big Player haben sich längst mit Rekordbauten niedergelassen, es folgten und folgen nahezu alle großen Hotelketten, auch wenn man sich derzeit vorsichtig zeigt. Die „Las Vegas Sands, Inc.“ baute 2004 das Sands Macau mit goldener Fassade. 2007 eröffnete das Konsortium das Venetian Macao Hotel-Resort-Casino: 3000 Suiten, 10.000 Angestellte, 1,8 Milliarden Euro teuer. Sein Casino mit mehr als 1000 Tischen ist das größte der Welt, das Resort doppelt so groß wie der amerikanische Venedig-Klon, der gesamte Komplex mit Campanile, Kanälen und Gondeln das zweitgrößte Gebäude der Erde. Ein weiteres Großprojekt ist die „City of Dreams“, Sheraton will das größte seiner Häuser in Macau bauen.
„Man sollte doch einiges an Erfahrung mitbringen, da man die Leute hier sehr intensiv schulen muss.“
Ralph Frehner
F&B-Manager
MGM Grand Macau
Auch sonst kann sich der Strip von Cotai sehen lassen: Er befindet sich auf einer mehr als vier Kilometer langen Landaufschüttung zwischen den ehemaligen Inseln Taipa und Coloane und ist die größte Vergnügungsmeile Asiens. Der Spielbetrieb läuft 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Die einarmigen Banditen heißen hier im Volksmund übrigens „hungrige Tiger“. „Es gibt momentan nirgends auf der Welt einen Gastgewerbemarkt, der sich so schnell und so mannigfaltig verändert wie Macau – hier zu sein ist eine Herausforderung und ein Abenteuer“, sagt Hildegard Anzenberger, F&B-Managerin im Four Seasons Macau.Nur kulinarisch hinkt Macau Las Vegas, wo sich längst eine umfangreiche Esskultur der Sterneklasse etabliert hat, noch hinterher. Gourmets wählen andere Orte für ihre Ausflüge, obwohl es bereits einige Sternerestaurants gibt. „Der typische Tourist kommt bloß hierher, um zu spielen“, sagt Ralph Frehner, F&B-Direktor im MGM Grand und geborener Schweizer. Der Großteil der Besucher, nämlich rund 8,8 Millionen Menschen, stammt aus China, 3,8 Millionen kommen aus dem benachbarten Hongkong, wo das Glücksspiel verboten ist.
Viele Arbeitskräfte für die Casinos und Hotels sind Einheimische oder kommen von den Philippinen, aus Vietnam, Nepal oder Malaysia. „Für Europäer ist es nicht ganz einfach, eine Arbeitsbewilligung zu erhalten“, berichtet Ralph Frehner. Es bedarf einer sogenannten Blue Card, die der Arbeitgeber beantragt – über die Erteilung der Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung entscheidet jedoch die Regierung. Lokale Arbeitskräfte werden bevorzugt eingesetzt.
Um als Europäer zu punkten, zählt vor allem eines: Know-how. „Man muss sehr viel Erfahrung mitbringen, sonst geht man unter“, mahnt Frehner. Die einheimischen Fachkräfte brauchen jede Menge Training. 19 Restaurantoutlets hat beispielsweise das MGM Grand – 1400 Angestellte sind allein im F&B-Bereich beschäftigt, 5500 sind es insgesamt für 600 Zimmer. Unter den 27 Nationen finden sich fünf bis zehn Europäer. Luxus wird hier großgeschrieben: Gänseleber, Kaviar und Co werden frisch eingeflogen, 33.000 Flaschen lagern im Weinkeller. Betuchte Gäste werden mit einem MGM-Grand-eigenen Privatflugzeug eingeflogen.
„Bis Anfang 2000 war Macau ein eher unbeschriebenes Blatt in der Branche. Jetzt boomt es gewaltig.“
Andreas Wieckenberg
Director of Food & Beverage
Mandarin Oriental Macau
Während in den Casinos viele Amerikaner und Australier tätig sind, werden gerade für den Food & Beverage-Bereich immer wieder Europäer gesucht. So sind auch im MGM Grand die Positionen des Pastry Chefs, des Küchenchefs und der Beverage Manager mit Europäern besetzt. Meetings finden auf Englisch oder auf Chinesisch statt. Chinesisch ist aber nicht gleich Chinesisch – Mandarin und Kantonesisch unterscheiden sich völlig. Die Regeln des sozialen Zusammenlebens sind zwar nicht so streng wie in Japan, drohender Gesichtsverlust ist aber auch hier ein großes Thema im Job. Mitarbeiter dürfen nur hinter verschlossenen Türen zurechtgewiesen werden, laut zu werden ist ohnehin ein Tabu. Das Zauberwort lautet Respekt. „Je mehr Respekt man sich erarbeitet hat, desto besser machen die Leute auch ihren Job“, sagt Frehner.
Anzenberger meint: „In Asien zu leben ist nicht so schwierig, wie es manchmal dargestellt wird. Solange man die überall geltenden Höflichkeitsregeln einhält, kommt man schon durch. Es hilft natürlich, wenn man die Grundregeln des ,Gesichtverlierens’ versteht.“ Andreas Wieckenberg kam 2007 direkt aus München ins Mandarin Oriental Macau und kann das nur bestätigen: „Die Menschen hier sind unglaublich warmherzig, freundlich und sehr motiviert. Man muss einfach Geduld mitbringen, Aufgaben immer sehr genau erklären und Servicestandards nachvollziehbar machen.“
Rund 525.000 Menschen leben auf dem Landzipfel, der Frehner manchmal ein wenig an den Wilden Westen erinnert. Ausländer müssen sich bezüglich Sicherheit zwar keine Sorgen machen, trotzdem sei Vorsicht geboten, mit wem man Kontakte pflege und Geschäfte mache. Kriminalität und Geldwäscherei seien präsent. Die Lebenshaltungskosten ähneln denen in Mitteleuropa, sind im Vergleich zum teuren Pflaster Hongkong aber nur halb so hoch. Für eine geräumige Dreizimmerwohung muss man mit 2000 US-Dollar monatlich rechnen, begnügt man sich mit einer Wohngemeinschaft, reichen 200 bis 300 US-Dollar. Die Gehälter sind allein aufgrund der mit vier Prozent niedrigen Steuern attraktiv. Kellnerpositionen liegen bei 1000 US-Dollar im Monat, Supervisorstellen bei 2000. Ein Restaurantmanager darf mit 5000 bis 6000 US-Dollar rechnen.
Die Krankenversicherung übernimmt der Arbeitgeber, zusätzlich gibt es Packages für die Altersvorsorge: Je nachdem, wieviel man für die Rentenversicherung einzahlt (bis zu fünf Prozent), verdoppelt die Firma den Prozentsatz. Die Jobsuche funktioniert über Kontakte oder über Hotelwebsites. Der Visumprozess dauert drei bis vier Monate. In der Bewerbung sollte man soviel Erfahrung wie möglich anführen, da dies mehr Erfolg für einen positiven Abschluss des Verfahrens verspricht. Die Ausbildung, alle Stationen und Weiterbildungen sollten mit Zertifikaten belegt werden. Die Blue Card gilt ein Jahr lang, in höheren Positionen zwei. Und das Arbeitspensum? „48 Stunden pro Woche ist der Minimumvertrag, aber das ist für mich gerade mal die halbe Arbeitswoche“, sagt Ralph Frehner.
Der Karrierecheck
Arbeitsumfeld
Die ehemalige portugiesische Kolonie macht Las Vegas mächtig Konkurrenz. Ein Megahotel nach dem anderen eröffnet, Tourismus und das Glücksspiel sind die Haupterwerbsquellen.
Jobangebot
Die Anzahl der Zimmer soll in den nächsten Jahren verdoppelt werden. Allerdings wurden wegen der Weltwirtschaftskrise derzeit einige Projekte auf Eis gelegt. Europäer sind vor allem im F&B-Bereich gefragt.
Karrierechancen
Wer eine Blue Card erhält, der soll vor allem sein Know-how weitergeben. Dementsprechend handelt es sich fast ausschließlich um Führungspositionen.
Benefits
Die Krankenversicherung übernimmt der Arbeitgeber, je nach Package zahlt er auch in die Rentenversicherung ein.
Freizeitfaktor
Das Arbeitsgesetz schreibt eine 48-Stundenwoche mit fünfeinhalb Arbeitstagen vor. Im Hotelgewerbe ist das freilich schwer einzuhalten. Attraktiv ist die Lage Macaus – selbst Kurzausflüge in benachbarte Länder sind leicht zu bewerkstelligen.
Bewerbungsinfos
Allgemeine Infos:
www.china-botschaft.de
www.macau-info.de
Hotels
www.mgmgrandmacau.com
www.wynnmacau.com
www.venetianmacao.com
www.hotellisboa.com
www.fourseasons.com/macau
www.crown-macau.com
Sternerestaurants
Im Hotel Lisboa:
Robuchon A Galera (erstes Restaurant Macaus mit 3 Michelin-Sternen)
Tim‘s Kitchen (2 Michelin-Sterne)
The Eight (1 Michelin-Stern)
im MGM Grand: Imperial Court (1 Michelin-Stern)
im Crown Macau: Ying (1 Michelin-Stern)
im Mandarin Oriental: Tung Yee Heen (1 Michelin-Stern)
„Hier ist das Goldgräberfieber aus´gebrochen“
Hildegard Anzenberger
Food & bBeverage Managerin, Four Seasons Macau
Die Deutsche kam zur Hoteleröffnung des Four Seasons Macau vor mehr als einem Jahr in die chinesische Sonderverwaltungszone. Zuvor war sie bereits für Four Seasons in Sydney tätig. Bei einem großen Opening mit dabei zu sein, war von jeher ihr Wunsch und Macau der ideale Boden dafür.
ROLLING PIN: Was hat Sie bewogen, nach Macau zu gehen?
Hildegard Anzenberger: Ich wollte immer schon eine Eröffnung mitmachen. Nachdem ich drei Jahre für Four Seasons in Sydney tätig war, hat sich die Gelegenheit geboten, hier nach Macau zu kommen und bei der Hoteleröffnung mitzuhelfen. Da konnte ich nicht widerstehen. Macau ist mitten in einem unvorstellbaren Wandel begriffen. Es ist spannend und aufregend, dabei zu sein, wenn sich ein ganzes Land im Umbruch befindet. Ich bin nun schon über ein Jahr in Macau und habe meine Entscheidung hierher zu kommen nicht bereut – im Gegenteil.
RP: Wie einfach oder schwierig ist es, in Macau einen adäquaten Job zu finden?
Anzenberger: Wie in allen Ländern, abgesehen vom eigenen Geburtsland, ist es auch hier in Macau wichtig, nicht zu vergessen, dass man Gast ist. Dass die eigenen Vorstellungen angepasst werden müssen an das, was man hier vorfindet – nicht andersherum. Und obwohl Macau die älteste europäische Kolonie in Asien war, ist und bleibt Macau ein Teil Chinas, auch wenn es stellenweise aussieht wie Lissabon. Als ich hierher nach Macau transferiert worden bin, war die Jobsuche noch einfach. Auch für 2009 waren fünf internationale Hoteleröffnungen geplant, die nun aber leider auf 2010 und 2011 verschoben worden sind. Im Moment ist es in Macau wie überall auf der Welt, man hält gespannt den Atem an und wartet, was sich weiter entwickelt. Auch wenn Macau nicht direkt von der Krise am Finanzmarkt betroffen ist – es gibt hier kaum Industrie außer den Casinos und Hotels – hat uns der sekundäre Effekt schon ereicht und Neueinstellungen stehen momentan nicht an der Tagesordnung. Man muss eben abwarten. Wir hier sind uns sicher, dass zur Jahresmitte oder schon früher die Sachlage schon wieder ganz anders aussehen wird.
RP: Was macht den Reiz aus, was sind aber auch die großen Herausforderungen?
Anzenberger: Hier in Macau ist das Goldgräberfieber ausgebrochen.
Seit vor fünf Jahren die internationalen Casinos ihre Tore geöffnet haben, ist die Entwicklung des kleinen Inselstaates geradezu explodiert. Überall wird gebaut, geplant, eröffnet. Es ist unwahrscheinlich aufregend, an einem Projekt teilzuhaben, das einen ganzen Staat umwandelt. Ein solches Wachstum hat natürlich auch seine Schattenseiten. Die Infrastruktur ist nicht im gleichen Tempo mitgewachsen, das kann schon mal zu Engpässen führen. Mit all den Bauprojekten hier kann es schon schwierig sein, einen Klempner oder Elektriker zu finden. Taxis gibt es, vor allem im Regen, nie genug. Die wahre Herausforderung hier ist die Arbeitskraftknappheit. Vor allem für Positionen wie Kellner, Stewards und einfache Köche etc. ist es schwer, lokale Angestellte zu finden.
RP: Welche Tipps können Sie denn für die Jobsuche geben?
Anzenberger: Wenn man das erste Mal ins Ausland geht, ist es eine große Umstellung, nicht mehr im vertrauten Umfeld zu leben. Wenn man sich auch noch einen Job aussucht, der den eigenen Erfahrungshorizont weit übersteigt, dann ist es sehr schwierig, Erfolg zu haben. Mit anderen Worten: Wenn eine geographische Veränderung ansteht, sollte der Job nicht allzu sehr von dem abweichen, was man schon zuvor gemacht hat. Ein Schritt zurück ist nicht notwendig, aber eine Beförderung muss es auch nicht gleich sein – es ist schwierig genug, auf Chinesisch ein Auto zu kaufen und das Gas anstellen zu lassen …
Kontakt
Four Seasons Macau
Estrada da Baía de N. Senhora da Esperança, S/N Taipa, Macau, China
Tel.: +853 28 81 88 88
www.fourseasons.com/macau
Pernille.Baumann@fourseasons.com(HR Director)