Ago Perrone: Meister des Martini
Jeder Barkeeper wünscht sich wohl, einmal im Leben für James Bond den Cocktail zu mixen“, erinnert sich Agostino Perrone an jenen Abend vor 15 Jahren. Da stand Pierce Brosnan in der Connaught Bar vor ihm und bestellte – genau – einen Martini. „Ich mixte ihm einen: Gin, italienischen Wermuth, Lemon-Twist und Lavendel Bitters. Und, ich schüttelte ihn nicht, sondern rührte ihn!“
Jeder Barkeeper wünscht sich wohl, einmal im Leben für James Bond den Cocktail zu mixen“, erinnert sich Agostino Perrone an jenen Abend vor 15 Jahren. Da stand Pierce Brosnan in der Connaught Bar vor ihm und bestellte – genau – einen Martini. „Ich mixte ihm einen: Gin, italienischen Wermuth, Lemon-Twist und Lavendel Bitters. Und, ich schüttelte ihn nicht, sondern rührte ihn!“
Der kecke Italiener ignorierte just die so präzise wie legendäre Buchvorlage des 007-Schöpfers Ian Flemming und reüssiert heute: „Monate später kam Brosnan wieder und meinte ‚Hi Ago! Wieder so einen Martini. Der Drink war ein Hit!‘ So wurde einer der beliebtesten, klassischen Cocktails der Welt zur Ikone und zum Connaught-Ritual, „das Menschen dazu bringt, Ozeane zu überqueren, um dieses Erlebnis zu genießen.“
Klar, Perrone ist stolz auf seine weltberühmte Martini-Version, bei der die Gäste die Basisspirituose, einen personalisierten, aromatischen Bitter passend zur Stimmung und die Garnitur selbst auswählen können. Gemixt wird der Signature Cocktail auf dem ikonischen Connaught-Martini-Trolley direkt am Tisch vor den Augen des Gastes.
„Das hohe Einschenken, das dem Cocktail Luft verleihen und ihn zugleich theatralischer machen soll, wird stets vom Motto unseres Teams begleitet: ‚Straight up with style and don’t forget the smile‘, denn kein Cocktail sollte ohne ein Lächeln serviert werden“, scherzt der oft als „Martini-Zauberer“ oder gar „Martini-Papst“ titulierte Perrone über die akrobatische Über-Kopf-Bewegung beim Einschenken.
„Servieren Sie mit Stil und vergessen Sie nie das Lächeln!“
Veränderung, ohne zu verändern
Seit nunmehr 16 Jahren prägt der Italiener aus Como inzwischen das Image einer der höchstdekorierten Bars des Mixologen-Universums im noblen Stadtteil Mayfair. Vielleicht gerade deshalb, weil er weder am stilvollen, kubistischen Interior von Altmeister David Collins noch am Ethos der Bar im gleichnamigen Fünf-Sterne-Hotel etwas verändert hat. Er beschreibt das so: „Die Bar hat sich weiterentwickelt, ohne sich zu verändern. In 16 Jahren haben viele Teammitglieder nur ihre Positionen gewechselt, aber wir haben unsere Identität und unseren Stil aufgebaut und beibehalten. Eben genau jenen, den die Menschen lieben.“
Co-Mixologie-Direktor Giorgio Bargiani ist seit zehn Jahren hinter dem Tresen und insgesamt 19 der 25 Bartenderinnen geben mit ihrer italienischer Herkunft das innovative Dolce Vita im Herzen Londons authentisch weiter. „Zweifellos bringen wir unsere Liebe zur Gastfreundschaft mit, sowie unsere Passion, großartige Aromen und Zutaten zu schätzen“, beschreibt der Mixologe das Italo-Feeling im hohen Norden.
Viele in der Szene behaupten, dass es Ago war, der die Hotelbar schlechthin nicht nur in London wieder salonfähig gemacht hat. Auch, wenn The Connaught 2024 und im Vorjahr nur noch den fünften Platz im „The World’s 50 Best Bars“-Ranking erreichen konnte, gehören Perrone, die Bar und sein Team zu den meistdekorierten Preisträgern der neueren Bargeschichte: „Awards sind eine wunderbare Anerkennung, insbesondere für das Team. Eine Belohnung für harte Arbeit und Hingabe. Sie helfen dabei, die Motivation aufrechtzuerhalten, wenn sie nicht als ‚einziges Ziel‘ wahrgenommen werden. Es sind Ermutigungen, unsere Vision zu verfolgen, mehr zu tun und neue kreative Horizonte zu suchen, um unsere Gäste zufriedenzustellen.“
Influenzer wider Willen
Sein Erfolgsrezept sieht Perrone als „Reise, die sich weiterentfalten wird“. Denn Erfolg ist schwer zu definieren und quantifizieren und nur ein Ergebnis kollektiver Arbeit.
„Bond hat nichts dagegen, dass unser Martini gerührt und nicht geschüttelt wird.“
Mixology Director Ago Perrone über seinen legendären Connaught Martini
Was er in seinen begehrten Masterclasses weitergeben möchte? „Mehr als auf Techniken sollte man sich auf Gastfreundschaft konzentrieren. Wir haben alle unterschiedliche Geschmäcker und Hintergründe und, auch wenn wir unsere Cocktails gerne teilen möchten, wissen wir, dass das Besondere am Beruf die Hingabe an das Gästeerlebnis und ihre Beständigkeit ist.“ Dass Barkeeper heute immer mehr als Trendsetter und Meister ihres Faches geschätzt werden, sieht der Martini-Magier vor allem den Sozialen Medien geschuldet: „Unsere Kunst hat neue Plattformen gefunden, um von Verbrauchern kommuniziert, verstanden und genossen zu werden“, sagt er – als bekennender Influenzer.
Agostino Perrone
Neben dem Fotografie-Studium jobbte der heute 47-Jährige in Bars in seiner italienischen Heimatstadt Como und entdeckte so seine wahre Passion. Nach Stationen auf Sardinien und in Monza zog es Ago nach London, wo er im Salvador & Amanda, im Dusk in Battersea, im Notting Hill’s Montgomery Place arbeitete. 2008 wechselte er ins The Connaught, wo er bis heute als Director of Mixology tätig ist, den Martini Cocktail revolutionierte und unzählige Awards abräumte. Kürzlich veröffentlichte er sein Wissen und seine Geschichte in „The Connaught Bar Book“.