Das sind die skurrilsten Benefits von internationalen Arbeitgebern

Mitarbeiter sind das A und O eines jeden Betriebs – umso wichtiger sind also auch die Benefits, mit denen sie gewonnen, behalten und bestenfalls gefördert werden. Dass so mancher Arbeitgeber neuerdings auf etwas unübliche Gefälligkeiten setzt, zeigt unsere skurrile Benefits-Sammlung.
Oktober 31, 2019 | Fotos: Shutterstock

Naked Chefs

Ohne Mitarbeiter-Benefits geht heute bekanntlich gar nichts mehr. Das gilt zwar besonders für die Gastronomie und Hotellerie – doch es ist vor allem die Tech- und Finanzbranche, die sich im vergangenen Jahrzehnt immer ausgefallenere, nennen wir es: Gefälligkeiten gegenüber ihren Angestellten ausgedacht hat. Zählen in unseren Breiten eine flexible 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich inklusive Weihnachtsfeier schon zum Exotischsten, was das Angestelltenherz geboten bekommt, macht ein weltweiter Blick über den Tellerrand klar: Da geht noch mehr. Gut, es gibt sicher Prickelnderes, als mit den Kollegen einmal die Woche splitterfasernackt im Büro zu sitzen und so zu tun, also wäre alles Business as usual. Sich einfrieren lassen, beispielsweise. Aber der Reihe nach.

Das ist der ultimative Ausdruck von Selbstvertrauen und Vertrauen in die anderen. 

Business Psychologist David Taylor über die Vorzüge, nackt neben seinen Kollegen zu arbeiten. Britischer Humor oder bitterer Ernst?

Um Missverständnissen vorzubeugen: In der Regel werden Benefits nicht anstelle des Verdiensts geboten, sondern – Nomen est Omen – als zusätzlicher Grund angeführt, weswegen man für den entsprechenden Arbeitgeber tätig sein sollte. Die betriebswirtschaftliche Wette: Je mehr Bewerber, desto größer die Auswahl – und desto höher die Chancen, nur die Besten der Besten zu bekommen. Sehen wir uns also einmal genauer an, womit bestimmte Unternehmen glauben, die Besten der Besten für sich zu gewinnen und als treue, jahrelange Mitarbeiter für sich behalten zu können. 

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Nackt nebeneinander arbeiten – Teambuilding oder völliger Schwachsinn? 

Da wäre einmal die Anwaltskanzlei Freeborn & Peters in Chicago. Mit ihren sogenannten „luggage parties“ zahlen die Personalverantwortlichen dem Trend Tribut, der in den USA für Arbeitgeber immer wichtiger wird: den Angestellten zu vermitteln, dass einem auch ihre Freizeit am Herzen liegt. Das Prinzip von „luggage parties“ ist einfach: In regelmäßigen Abständen dürfen die Mitarbeiter mit ihren Koffern im Büro antanzen – von denen per Zufallsprinzip vier ausgewählt werden, die gemeinsam für ein Wochenende nach Las Vegas düsen. Eine Art Urlaubsroulette, das dafür sorgt, dass die Mitarbeiter danach wieder mit frischem Elan – oder einfach verkatert, verheiratet (oder beides) – in die neue Arbeitswoche starten. 

Wem der Flug Chicago–Las-Vegas zu einseitig ist, der kann’s ja mal bei Airbnb versuchen. Das heißt, nicht als Gast oder um das nächste Urlaubsschnäppchen zu ergattern, sondern als Angestellter. Die Hoteliers unter den Lesern schlagen wahrscheinlich gerade die Hände in die Luft – aber es stimmt: Airbnb beschäftigt tatsächlich Mitarbeiter. Gut, rund 2000 – so viele waren es zumindest im Jahr 2015 – sind bei einem weltweit tätigen Unternehmen mit einem Marktwert von 31 Milliarden US-Dollar nicht gerade viel, aber lassen wir das einmal so stehen. Jedenfalls: Seinen Mitarbeitern im Steuerparadies Dublin zahlt der ressourcensparende Megakonzern jährlich eine Reise im Wert von 1800 Euro – egal wohin, egal womit. Da ist eine Übernachtung im 5-Sterne-Hotel schon drin.

Jobs, zum Sterben schön

Gesundheit ist auch so ein Thema. In Europa aus Arbeitgeberperspektive meist eher langweilig – das staatliche Versicherungssystem wird zum Glück durch Sozialabgaben finanziert –, ist der Konkurrenzkampf vor allem in den USA genauso kreativ wie gnadenlos. Vor allem die üblichen Verdächtigen unter den IT- und Beratungsunternehmen wie Google, Facebook, EY und Co. übertreffen sich gegenseitig in der Übernahme von Krankenversicherungskosten und gesundheitsfördernden Maßnahmen. Die Boston Consulting Group (BCG) investiert zwar 110 Millionen Dollar in Burn-out-Prävention für Mitarbeiter, aber im Vergleich zum Google-Benefit, der in jüngster Zeit die Runde macht, nimmt sich das lediglich wie ein Almosen aus.

Die Reputation ist für die gesamte Gruppe ein wichtiges Thema, und darum sind diese Dinge überhaupt nicht tolerierbar.

Munich-Re-Vorstandsvorsitzender Torsten Jeworrek fand das mit dem Sexausflug nach Budapest nicht so gut

Nein, wir sprechen hier nicht von den drei Bio-Mahlzeiten, die der Tech-Gigant seinen Mitarbeitern tagtäglich bietet, sondern von den 50 Prozent des Gehalts, die den Angehörigen eines verstorbenen Mitarbeiters sage und schreibe zehn Jahre lang ausbezahlt werden. Ein überaus beeindruckender Benefit, keine Frage. Nur, unter uns gesagt: Bei drei Bio-Mahlzeiten am Tag, Gratis-Yoga-Stunden und einem fetten Gehalt stirbt es sich eben auch schwer. 

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Die Boston Consulting Group investiert zwar 110 Millionen Dollar in Burn­out-Prävention, aber im Vergleich zu so manchem Google-Benefit ist das lediglich ein Almosen.

Wenn wir schon beim Sterben sind: Der amerikanische Hedge Fund Numerai, der – wo denn sonst? – in San Francisco mithilfe von Algorithmen und KI Geldsummen hin und her schiebt, hievt sein Vertrauen in die technologische Zukunft geradewegs auf ein neues Level. Dort werden Mitarbeiter – so sie natürlich zustimmen –, nach ihrem Tod mithilfe von Kryotechnik eingefroren, falls es eines Tages endlich so weit ist und alle Toten durch eine bahnbrechende Erfindung zum Leben wiedererweckt werden können.

Klingt abgefahren, aber unmittelbar wirkungsvoller ist sicher der Benefit des vergleichsweise kleinen Münchner Handwerksunternehmens Zausinger. Not – also der Fachkräftemangel – macht erfinderisch. Oder zumindest das Laster so manchen Handwerkers. Denn das Münchner Familienunternehmen in dritter Generation bietet seinen Mitarbeitern Hypnosekurse, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Löblich, löblich – und doch präferieren so manche Arbeitnehmer, sagen wir, subtilere Gefälligkeiten.  

Außendienst in Budapest

Nackt mit den Kollegen im Büro arbeiten beispielsweise. Kein Scherz, höchstens britischer Humor. Oder für einen gewissen David Taylor, der sich Business Psychologist schimpft, bitterer Ernst: „Es mag komisch erscheinen“, so der Spaßvogel, „aber es funktioniert. Es ist ultimativer Ausdruck von Selbstvertrauen und Vertrauen in die anderen.“ Na gut. Wobei: In Sachen Nacktheit machen selbst die Briten jener Nation, die das kollektive Nacktsein aus welchen Gründen auch immer zum Entspannungsritual erhoben hat, nichts vor: Die deutsche Rückversicherungsgesellschaft Munich Re ging sogar so weit, dass sie im Jahr 2007 für die besten Vertreter eines ihrer Tochterunternehmens eine Sex-Party in Budapest organisierte.

100 Gäste, 20 Prostituierte, los geht’s. Bei einem Eigenkapital von 26,5 Milliarden Euro finanziell kein Problem – fürs Image natürlich verhängnisvoll. Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek machte das Beste draus und gab zu Protokoll: „Die Reputation ist für die gesamte Gruppe ein wichtiges Thema, und darum sind diese Dinge überhaupt nicht tolerierbar.“ Ob nach diesem Statement die besten Vertreter reihenweise gekündigt haben, ist nicht bekannt. Doch es drängt sich natürlich unweigerlich die Frage auf, ob die skurrilsten Benefits nicht doch hinter verschlossenen Türen gehalten werden. 

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