Die Chefredakteurin – Die neue Eiszeit
Eis im Sommer ist was wahrlich Leckeres. Solange es in der Tüte steckt und keine Dellen in mein Auto schlägt. Leider habe ich von beidem genügend und von Letzterem genug. Und da bin ich nicht die Einzige mit dieser Meinung. Daumen mal Pi sind das wohl auch alle Landwirte, die sich mir hier anschließen. Doch bei denen geht es nicht nur um ein paar Kratzer in der Politur, sondern um erhebliche Ausfälle in ihrer Ernte. Begonnen mit dem Frost Mitte Mai, der 60 Prozent der niederösterreichischen Marillenernte und nahezu alle Erdbeeren in dieser Gegend dahinraffte, über die Dürreperiode im Juni, die der EU eine um drei Millionen Tonnen geringere Weichweizenernte verschaffte, bis hin zu den tennisball-großen Hagelkörnern, die meiner dicken Bertha zusetzen und es schaffen, in Teilgebieten der Südsteiermark bis zu 100 Prozent der Kürbisse zu zerdeppern.
Das soll nun bei Gott keine Kummernummer gegen Erderwärmung werden, sondern dazu aufrufen, trotzdem Marillen und Co. zu kaufen. Denn die, die überlebt haben, sind offensichtlich hart im Nehmen, was für die Qualität spricht. Welcher Koch jetzt denkt, es gäbe sowieso keine, deswegen brauche ich mich darum nicht bemühen, vernichtet dadurch die restlichen 40 Prozent. Und das gilt im Übrigen nicht nur für dieses Obst.
Und wer nun brav kauft, der bekommt als Belohnung ein Eis.
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