Management: Warum Sie Kinder als Gäste gewinnen sollten
Kinder sind nun mal anders als Erwachsene, sie haben ganz spezielle Ansprüche, die ein Wirt berücksichtigen sollte.
Vor allem gehören kindergrechte Speisen auf die Karte. Das soll heißen: kleinere Portionen zu günstigeren Preisen, weniger gewürzt und auf den Geschmack der kleinen Gäste abgestimmt. Wenn man den Kinderangeboten vieler Restaurants glauben darf, sind die von den Volksschulkindern besonders geliebten Speisen: Wiener Schnitzel, Buchstabennudelsuppen, Pommes frites, Baguettes mit überbackenem Käse, Makkaroni mit Tomatensauce sowie Pizza mit viel Käse. Auch kleine Aufmerksamkeiten wie farbenfrohe Teller, Schnabeltassen und Gläser mit tief liegendem Schwerpunkt, die nicht so leicht umfallen, kommen bei Eltern und Kindern gut an.
Aber das Allerwichtigste: Bei den Kids darf keine Langeweile aufkommen – sonst mutieren die sanftesten unter ihnen zu kleinen Quälgeistern. Im Prinzip bleibt es der Phantasie des einzelnen Anbieters überlassen, wie er das Unterhaltungsprogramm für die kleinen Gäste gestalten will, aber eines ist sicher: ohne Spielsachen geht es nicht – die lieben Kleinen wollen spielen und können nicht genug davon kriegen. „Sie lieben es bunt, speedy und actionreich“, ist Elisabeth Stotterer, Marketingleiterin der Kindertherme Seebersdorf, überzeugt. Zumindest Bilderbücher, Bücher zum Ausmalen, Malstifte, Kleinspielzeug, Kartenspiele, für Kinder geeignete Gesellschaftsspiele, Stofftiere, Bälle, Luftballons etc. sollten zur Grundausstattung gehören.
Weiters kommt man dem unbändigen Bewegungsdrang der Kleinen entgegen, wenn man ihnen Spielzonen oder einen Platz zum Herumlaufen anbieten kann, idealerweise im Blickfeld der Eltern oder mit einer Betreuung durch Personal der Gaststätte.
Mit einem gut bestückten Spielplatz hat der Wirt schon gewonnen. Denn die Kinder wollen immer wieder dahin, „wo der lustige Spielplatz ist“. Allerdings ist der Wirt für die Sicherheit des Spielplatzes verantwortlich. „Daher sollte man schon bei der Planung mit Profis zusammenarbeiten. Keinesfalls in den nächsten Großmarkt gehen und ein paar Billigstspielgeräte kaufen. Damit vergrault man die Kinder und haftet auch noch bei Unfällen“, warnt Mag. Ritter der Firma Katz & Klumpp.
Innovation „Kinderwirt“ Sicher ist, dass der Nachwuchs einen enormen Einfluss auf die Wahl eines Restaurants hat. Laut Statistik reden 38 % der Volksschulkinder bei der Entscheidung für ein Lokal mit, ab elf Jahren sind die Wünsche der Kinder sogar dominant. Allein in Österreich und Deutschland leben an die 15 Mio. Kinder unter 14 Jahren – eine recht ansehnliche Marktnische. Das haben die „Familienwirte“ erkannt und dementsprechend reagiert. Seit 1986 wird die Aktion „Familienwirt“ von der Interessenvertretung der NÖ Familien, gemeinsam mit der Fachgruppe Gastronomie, durchgeführt. Als Familienwirt gilt, wer nicht nur die wichtigsten Kriterien einer Checkliste erfüllt, sondern auch Spezielles für Kinder und Familien anbietet wie vitalstoffreiche Kindergerichte, preiswerte Familiengetränke, kreativitätsfördernde Angebote, beispielsweise Koch-, Mal- und Bastelkurse, Kindertheater etc. Unter dem Motto: „Durch Familienfreundlichkeit Stammgäste sichern und neue Gäste gewinnen“ wird den Kids alles geboten, was Kinderherzen erfreut.
Das Landgasthaus Mewald, Olgersdorf, beispielsweise beweist seine Kinderfreundlichkeit durch einen Erlebnisspielplatz mit Hüpfburg, Kürbiskräuterdorf, Kürbisbemalen und -schnitzen, Kinder- und Hexentreff am Lagerfeuer sowie Kochkursen. Und jedes Geburtstagskind erhält eine Speisenauswahl aus dem Kindermenü gratis. Im Kreativ- und Familiengasthof Familie Lanzerstorfer können Kinder basteln, töpfern, fischen und T-Shirts bemalen.
Um zu vermeiden, dass andere Gäste belästigt werden, haben die Familienwirte eigene Räume oder zumindest separierte Spielecken für die Kleinen eingerichtet. Dort gibt es Spielsachen wie Puppenwagen, Leiterwagen, Bausteine, Malbücher, Kinder-DVDs und Videos sowie Spiele für die unterschiedlichsten Altergruppen. Einige Lokale bieten spezielle Programme für Kinder und Eltern, z. B. Spielabende und Gutenachtgeschichten, Kindermodenschau, Rätselrallyes u. a. sowie hauseigene Kinderbetreuung in den Sommerferien. „Immer mehr Gastronomiebetriebe erkennen, dass Kinder- und Familienfreundlichkeit ein Erfolgsfaktor ist. Wer seine Geschäftsziele auf Familien gründet, sichert seine wirtschaftliche Zukunft.
Infrastruktur:
Wenn es räumlich möglich ist, sollten folgende Dinge bereitstehen:
Babykost
eine Möglichkeit, Babykost auf die richtige Temperatur zu erwärmen
Ersatzschnuller
Hochstühle oder Stuhlauflagen
Platz für Kinderwagen
eine Möglichkeit, die Windeln zu wechseln, z. B. ein herunterklappbares Brett in der Toilette
Ersatzwindeln
Jugendraum mit Videospielen
Comics
Karten- und Gesellschaftsspiele
Service:
Kinder wollen (fast) wie Erwachsene behandelt werden. Das Personal sollte deshalb:
bei der Bestellungsaufnahme den kleinen Gästen in die Augen schauen
sie und nicht die Eltern fragen, was sie möchten (dabei aber auf Signale der Eltern achten, ob sie mit der Bestellung einverstanden sind, und notfalls improvisieren, z. B. behaupten, das Gericht sei leider aus, ob es auch etwas anderes sein dürfe).
darauf achten, ob man den Eltern behilflich sein kann, z. B. ein sich langweilendes Kind bei der Hand nehmen und eine kleine Lokalführung machen, etwa in der Küche zeigen, wie sein Essen gerade zubereitet wird. Kinder lieben so etwas und erzählen noch tagelang davon.