Charly Temmel: Eiskalter Erfolg

Als Betreiber von Schwarzeneggers Schatzi on Main wurde Eiskönig Charly Temmel berühmt. So lebt der Gastronom seinen amerikanischen Traum.
November 2, 2016 | Text: Marion Wolf | Fotos: Monika Reiter

Charly Temmel mit Eistüte vor US-Flagge

Mit Bruce Willis und Kim Basinger in Schatzi on Main

In seinen Restaurants wie dem Schatzi on Main in Los Angeles und dem Plate in Malibu gingen Promis wie Bruce Willis, Michael Keaton, Kim Basinger, Cindy Crawford, Mel Gibson und Pierce Brosnan ein und aus. Doch vor zehn Jahren erfand sich Charly Temmel, der sich den Claim „The Best Ice-Cream in the World“ patentieren ließ, neu und spezialisierte sich auf einen anderen Geschäftszweig. Weil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eben nichts unmöglich ist.

Alles begann in der Steiermark, dort wuchs Charly Temmel als Wirtshauskind auf. Später übernahm er den Familienbetrieb und baute ihn sukzessive aus. Heute umfasst das Temmel-Imperium mit Kaffeehäusern, Konditoreien und Eisständen insgesamt 19 Standorte allein in der Steiermark. Zudem beliefert der Gastronom um die 60 Eissalons, Kaffeehäuser und Restaurants mit seinem Eis und mit seinen Mehlspeisen. Doch damit nicht genug, seit 22 Jahren ist der heute 60-Jährige mit seinem Geschäftsmodell auch in den USA erfolgreich – wenn auch in abgewandelter Form.

 

Mit Bruce Willis und Kim Basinger in Schatzi on Main

In seinen Restaurants wie dem Schatzi on Main in Los Angeles und dem Plate in Malibu gingen Promis wie Bruce Willis, Michael Keaton, Kim Basinger, Cindy Crawford, Mel Gibson und Pierce Brosnan ein und aus. Doch vor zehn Jahren erfand sich Charly Temmel, der sich den Claim „The Best Ice-Cream in the World“ patentieren ließ, neu und spezialisierte sich auf einen anderen Geschäftszweig. Weil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eben nichts unmöglich ist.

Alles begann in der Steiermark, dort wuchs Charly Temmel als Wirtshauskind auf. Später übernahm er den Familienbetrieb und baute ihn sukzessive aus. Heute umfasst das Temmel-Imperium mit Kaffeehäusern, Konditoreien und Eisständen insgesamt 19 Standorte allein in der Steiermark. Zudem beliefert der Gastronom um die 60 Eissalons, Kaffeehäuser und Restaurants mit seinem Eis und mit seinen Mehlspeisen. Doch damit nicht genug, seit 22 Jahren ist der heute 60-Jährige mit seinem Geschäftsmodell auch in den USA erfolgreich – wenn auch in abgewandelter Form.

Die Amerikaner haben das nicht verstanden, die kennen keine Eisgeschäfte.
Charly Temmel über andere Food-Mentalitäten

Nach einem Kurztrip in die USA schwor er sich, dass er mit seinem Eis Amerika erobern würde, und wanderte 1995 mit seiner Frau Maria und dem Sohn Swen nach Los Angeles aus. „Es war nicht leicht, es war harte Arbeit, aber ich hatte einfach den Mut und bin das Risiko eingegangen“, beschreibt Charly Temmel den Schritt über den Großen Teich. Mit der Vorstellung, sein schönes Produkt, das in Österreich so erfolgreiche Eis, zu vermarkten, eröffnete er in der Third Street Promenade in Santa Monica ein reines Eisgeschäft. „Aber vergiss es, die Leute haben das nicht verstanden, die kennen kein Eisgeschäft.

Die Amerikaner kennen nur Frühstück, Lunch und Dinner. Wenn ich Eisspaghetti auf der Karte hatte, dachten sie, sie kriegen richtige Spaghetti“, musste der Eis-Spezialist schnell einsehen, dass in den USA andere Regeln gelten. Er baute das Lokal zu 80 Prozent um und setzte auf ein Speiselokal mit Eisgeschäft, was sofort funktionierte. „Ich hatte sieben Charly Temmels und habe an die 200 unserer Kühlschränke in Restaurants und Delis gestellt und mit unserem Eis gefüllt. Im Endeffekt waren da drin Fische, Sandwiches und alles, was in den Tiefkühler gehört“, erzählt Temmel von der herben Erkenntnis. „Die können einfach mit dem Eis nichts anfangen, die kaufen das meiste Eis in Supermärkten.“ Der Österreicher suchte nach weiteren Vertriebswegen und ihm gelang es, sein Charly-Temmel-Eis über Supermärkte und alle BP-Tankstellen des Landes zu vermarkten.

Charly Temmel mit Eistüte vor US-Flagge

Das Schatzi on Main als Sprungbrett

Der Durchbruch jedoch gelang Charly Temmel mit dem VIP-Restaurant Schatzi on Main, das er für neuneinhalb Jahre von seinem Freund Arnold Schwarzenegger pachtete. Als der damalige kalifornische Governor 2006 ausstieg, trennte sich auch Temmel von dem Betrieb, denn eines hatte er in den USA gelernt: „In Amerika arbeitest du nicht mit Banken, sondern mit Investoren zusammen. Wenn einer da ist, dann versucht man, so gut wie möglich zu verkaufen. Das hab ich mit dem Schatzi on Main und auch mit meinem letzten Lokal, dem Plate in Malibu, gemacht.“ Schnell hatte Charly Temmel den American Way of Life – und Business – verstanden. Vor allem, dass man immer für Neues offen sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt füllte er das eigene Eis noch in seiner kleinen Eisfabrik in Santa Clarita für Supermärkte und Tankstellen ab, doch die Vertriebskosten waren so hoch, dass er gerade so über die Runden kam.

Eis für bis zu 5000 Supermärkte

Das Angebot einer italienischen Gruppe vor gut zehn Jahren, ihr Gelato abzufüllen, kam da gerade recht. Die Technik und die Maschinen dafür standen bereit – und Temmel erkannte schnell, dass sich das italienische Gelato besser verkauft als seine Ice Cream. „Ich habe mich mit den Italienern von Gelato Villa Dolce geeinigt, dass sie meine Fabrik in Santa Clarita von mir kaufen und ich mit Prozenten beteiligt bin“, konnte der Eis-Experte durch einen geschickten Schachzug sein Geschäftsfeld verlagern. Inzwischen hat er mit seinen Partnern eine weitere Eisfabrik in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona gekauft.

Mit 32 Mitarbeitern füllen sie dort für andere Firmen Eis ab, beliefern zwischen 4000 und 5000 Supermärkte sowie große Hotelketten wie Hilton. Deshalb kann Charly Temmel heute sagen: „Amerika funktioniert für mich perfekt, die Geschäfte laufen großartig. Aber hier ist alles kurzlebiger als in Österreich. Da schneit auf einmal einer rein und du hast 700 oder 800 Lokale, die du belieferst“, genauso schnell könne es dann aber auch wieder vorbei sein, wenn ein Vertrag vor Ende der Laufzeit beendet wird, weil ein billigerer Partner gefunden wurde. Dann werde eben eine Abfindung gezahlt. So einfach ist das in Amerika. „Wir sind in Österreich bodenständig, bei uns kann man gewisse Sachen doch noch mit Handschlag erledigen“, weiß der Eiskönig sein Leben in den zwei (Geschäfts-)Welten zu schätzen.

In Amerika ist alles sehr kurzlebig. Da schneit einer rein und dann hast du 800 Lokale, die du belieferst.
Charly Temmel über den American Way of Business

In den USA gibt es das originale Charly-Temmel-Eis nur noch in einem kleinen Eissalon im Stadtteil Venice in Los Angeles zu kaufen, das ein Österreicher für Temmel als Franchise betreibt. In der Alpenrepublik hingegen ist der Unternehmer immer auf der Suche nach neuen Standorten. Schließlich kommt er vier bis fünf Mal pro Jahr in seine Heimatstadt Graz und verbringt dort zwei Sommermonate. Erst kürzlich hat er drei Geschäfte von einem anderen Eishersteller übernommen. Und seine weiteren Pläne in Amerika? „Auf lange Sicht gesehen, wird jemand kommen und uns ein Angebot für die Eisfabrik machen. Wenn das Angebot gut ist, würde ich wahrscheinlich verkaufen.“

Charly Temmel mit Eistüte vor US-Flagge

Eines kann sich der umtriebige Steirer dann aber doch noch vorstellen: ein kleines Frühstücks- und Lunch-Lokal in seiner amerikanischen Heimat Santa Monica als Anlaufpunkt für die Österreicher in L. A., so wie zu den Zeiten des Schatzi on Main. „Wenn ich einen guten Tag habe, mache ich das“, ist der Vollblutgastronom gleich wieder Feuer und Flamme.

www.temmel.com

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