Headhunter-Knigge
Fotos: Shutterstock, Blackrock
Headhunting. Das klingt nach Geld und Macht, nach Männern in schicken Anzügen und mit dunklen Sonnenbrillen, die sich konspirativ in Luxus-Hotellobbys treffen, um die Top-Managementpositionen des Landes neu zu besetzen. Ganz so spielfilmreif geht es in der seit Jahren boomenden Personalberaterbranche nun nicht gerade zu, aber der Suche nach der goldenen Nadel im Heuhaufen haftet dennoch etwas Mysteriöses an. Zurückzuführen ist das darauf, dass Executive Search, wie Headhunting in unseren Breitengraden ebenfalls bezeichnet wird, ein Geschäft ist, in dem es in erster Linie um Diskretion geht. Die Jäger sprechen nicht über ihre Auftraggeber, und die Gejagten sprechen nicht darüber, dass sie im Visier eines Jägers sind. Daran hat sich seit den Anfängen des Headhunting-Business im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts nichts geändert. Das ist allerdings auch so gut wie die einzige Konstante, die man in der Branche heute noch ausmachen kann.
In Deutschland bieten rund 2000 Unternehmen Personalberatung an, 6000 Kopfjäger buhlen bundesweit um lukrative Aufträge. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem vorzeigbaren Karriereweg ab dem 30. Lebensjahr irgendwann einmal von einem Headhunter angerufen zu werden, ist…
Fotos: Shutterstock, Blackrock
Headhunting. Das klingt nach Geld und Macht, nach Männern in schicken Anzügen und mit dunklen Sonnenbrillen, die sich konspirativ in Luxus-Hotellobbys treffen, um die Top-Managementpositionen des Landes neu zu besetzen. Ganz so spielfilmreif geht es in der seit Jahren boomenden Personalberaterbranche nun nicht gerade zu, aber der Suche nach der goldenen Nadel im Heuhaufen haftet dennoch etwas Mysteriöses an. Zurückzuführen ist das darauf, dass Executive Search, wie Headhunting in unseren Breitengraden ebenfalls bezeichnet wird, ein Geschäft ist, in dem es in erster Linie um Diskretion geht. Die Jäger sprechen nicht über ihre Auftraggeber, und die Gejagten sprechen nicht darüber, dass sie im Visier eines Jägers sind. Daran hat sich seit den Anfängen des Headhunting-Business im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts nichts geändert. Das ist allerdings auch so gut wie die einzige Konstante, die man in der Branche heute noch ausmachen kann.
In Deutschland bieten rund 2000 Unternehmen Personalberatung an, 6000 Kopfjäger buhlen bundesweit um lukrative Aufträge. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem vorzeigbaren Karriereweg ab dem 30. Lebensjahr irgendwann einmal von einem Headhunter angerufen zu werden, ist also alleine schon aufgrund der Dichte an professionell Suchenden relativ hoch. Und zwar auch bei all jenen Arbeitnehmern, die sich bis dato eigentlich nicht im klassischen Recruiter-Beuteschema sahen. Die Idee, dass Headhunter ausschließlich mit der Besetzung von Posten in den Chefetagen der Wirtschaft beauftragt werden, kann als längst hinfällig bezeichnet werden. Auch unter einem Jahresgehalt von 80.000 Euro wird von hierzulande tätigen Beratern gesucht, Köpfe in der zweiten und dritten Reihe sind in zunehmendem Maße ebenso gefragt wie High Potentials für Fachpositionen, die spezielle Kenntnisse und einige Jahre Berufserfahrung mitbringen.
Der Trend zur gezielten Suche nach den besten Mitarbeitern hat sich mittlerweile auch in der Gastronomie durchgesetzt. Wurden vor einigen Jahren noch hauptsächlich nicht öffentlich ausgeschriebene Spitzenpositionen in Hauben- und Sterneküchen über gezieltes Headhunting besetzt, klingelt heute auch bei Sous Chefs, Pâtissiers und Sommeliers vermehrt das Telefon. Wer grundsätzlich wechselwillig ist, kann in diesem ersten kurzen Telefonat den Grundstein für den next big step auf der Karriereleiter legen – oder aber das komplette Gegenteil bewirken. Zu den absoluten Todsünden im Kontakt mit Headhuntern zählen: flunkern, Eigenlob bis zum Erbrechen, über den Arbeitgeber lästern und rumheulen, weil man ja ach so dringend wechseln will. Welcher Headhunter möchte an seinen Auftraggeber schon einen Lügenbaron mit übersteigertem Selbstbewusststein und Hang zur Nörgelei vermitteln? Wer zurückhaltend im Erstkontakt agiert, sich selbst kurz und knackig präsentieren kann und nicht vor Nervosität ausschließlich Kauderwelsch von sich gibt, hat also gute Chancen, beim Headhunter einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und bald für ein ausführlicheres Gespräch erneut kontaktiert zu werden.
Wer es auf den heißen Stuhl im Büro des Recruiters geschafft hat, kann sich im Normalfall auch auf konkretere Informationen über die mögliche neue Zukunft freuen. Dazu zählen meist eine lose Beschreibung des Unternehmens, in dessen Auftrag gesucht wird, der Arbeitsort und eine kurze Beschreibung der Stelle. Natürlich ist die Frage nach dem Gehalt eine, die den meisten Kandidaten akut unter den Fingernägeln brennt, aber am Telefon bekommt man dazu kaum eine Auskunft.Üblicherweise können Wechseltierchen aber mit einer Gehaltssteigerung von zehn bis 15 Prozent rechnen.
Wer nicht gejagt wird, muss jagen
Was aber, wenn man zu den glücklosen Gestalten zählt, deren Telefon trotz der Überzeugung, eine Spitzenkraft zu sein, schweigt? Anstatt sich in den Scherben des zerschlagenen Egos zu suhlen, sollten Sie sich sichtbar machen. Denn wer nicht auf sich aufmerksam macht, kann auch nicht gefunden werden. Ihren Lebenslauf als Massenmail zu verschicken, ist in diesem Fall allerdings nicht die richtige Strategie, denn Sie sind ja kein Bittsteller, sondern ein Top-Kandidat, der’s drauf hat. Legen Sie sich in professionellen (Online-)Netzwerken ein Profil zu, besuchen Sie hochkarätige Veranstaltungen oder sorgen Sie dafür, dass Sie von Dritten an ausgewählte Headhunter empfohlen werden. Mit ein bisschen Glück können Sie dann bald die „Kein Schwein ruft mich an“- Liedzeile aus Ihrem Hirn streichen.
Es soll ja aber auch Menschen geben, die sich in ihrem Job pudelwohl fühlen und gar nicht wechseln wollen. Wenn Sie trotzdem angerufen werden, freuen Sie sich – aber halten Sie still. Mit dieser Nachricht gleich zum Chef zu laufen, könnte ein Schuss ins Knie werden. Kein Boss hört gerne, dass ein Mitarbeiter abgeworben werden soll. Sofern Sie mit Ihrem Chef aber ein gutes, ehrliches Verhältnis pflegen und es an die nächste Gehaltsverhandlung geht, können Sie dieses Ereignis am Rande ins Feld führen, um Ihren Forderungen dezent Nachdruck zu verleihen.
Nicht warten, bis das Telefon klingelt
Kommt der Prophet nicht zum Berg…
… kommt der Berg zum Propheten. So muss laut Christian Schweinzer, CEO des Gastronomie-Recruiting-Spezialsten Blackrock, das Motto für wechselwillige Arbeitnehmer lauten, die nach Höherem streben. Wer nur darauf wartet, von einem Headhunter angerufen zu werden, lässt möglicherweise eine tolle Gelegenheit ungenutzt verstreichen.
Wie viel Prozent der Neubesetzungen in der Gastronomie werden heute Ihrer Schätzung nach über gezieltes Headhunting abgewickelt?
Christian Schweinzer: Bei Schlüsselpositionen kann man da ruhig von etwa 70 bis 80 Prozent ausgehen. Immer weniger Top-Betriebe können oder wollen sich Fehlbesetzungen leisten und beauftragen daher einen speziellen Recruiter, der die Suche nach dem geeignetsten Kandidaten für die jeweilige Position übernimmt.
Headhunting galt lange Zeit als sehr elitäre Form des Recruitings, es wurden fast ausschließlich Kandidaten für Top-Management-Positionen gesucht. Gilt das auch heute noch?
Schweinzer: Nein, gerade in der Gastronomie werden auch niedrigere Positionen gehuntet, also vom Sous Chef abwärts. Viele potenziell geeignete Bewerber für solche Low-Ranking-Stellen sind sich allerdings gar nicht bewusst, dass sie ins Beuteschema eines Recruiters fallen. Deshalb ist es auch wichtig, nicht darauf zu warten, bis das Telefon klingelt, sondern sich aktiv mit Headhuntern und spezialisierten Personalvermittlern in Verbindung zu setzen und auf sich aufmerksam zu machen. Im Normalfall hat der Recruiter ja immer Stellen parat, die zu besetzen wären, und man hat darüber hinaus die Möglichkeit, an Jobs zu kommen, die nicht ausgeschrieben sind.
Worauf muss ich als Arbeitnehmer achten, wenn ich mich mit einem Headhunter in Verbindung setze?
Schweinzer: Man sollte sich erst einmal erkundigen, ob der oder diejenige wirklich vertrauenswürdig und professionell ist. Vor allem, wenn man schon länger in einem Arbeitsverhältnis steht und wechselwillig ist. Oberstes Gebot in dieser Branche ist Diskretion, und man muss sichergehen können, dass die auch gewahrt wird. Anschließend macht es immer Sinn, erst einmal eine Initiativbewerbung zu schicken, in der übrigens der oder die letzten Arbeitgeber nicht zwingend erwähnt werden müssen. Die genauen Stationen werden ohnehin im unerlässlichen persönlichen Gespräch zwischen Kandidat und Recruiter durchbesprochen.
Gibt es so etwas wie einen Kapitalfehler, den man begehen kann, wenn man von einem Headhunter angerufen wird?
Schweinzer: Meiner Meinung nach kann man eigentlich nicht viel falsch machen, und es gibt auch keine Frage, die komplett negativ gewertet würde. Natürlich wird man auf Fragen nach der Gehaltshöhe oder dem Namen des Auftraggebers am Telefon abblitzen, das erfährt man in der Regel beim zweiten oder dritten Kontakt. Man sollte bei Erstanruf aber möglichst ungestört sprechen können, was, wenn man am Arbeitsplatz angerufen wird, natürlich nicht immer ganz einfach ist. Also im Zweifelsfall besser kurz halten und jedenfalls notieren, mit wem man gesprochen hat. Bevor erneut ein Kontakt zustandekommt, sollte sich der Angerufene unbedingt vergewissern, dass es die Firma beziehungsweise den Headhunter auch wirklich gibt und nicht etwa der eigene Arbeitgeber so austesten möchte, wie loyal der Mitarbeiter dem Unternehmen gegenüber ist.
Die Dos & Don’ts
Kopfwäsche oder Kopf der Bande?
Der Umgang mit Headhuntern will gelernt sein, denn mehr denn je zählt hier der viel zitierte erste Eindruck. Falls Sie noch nicht wissen, wie sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen und was sie in ihrem eigenen Interesse besser lassen sollten, drucken sie sich doch einfach diese Seite aus. Und lernen sie sie auswendig!
yes
1 Quick – and not dirty.
Wenn Sie am Arbeitsplatz nicht ungestört sprechen können, hinterlassen Sie dem Anrufer Ihre Mobilnummer und vereinbaren, wann er Sie noch am selben Tag erreichen kann. Wenn Sie ungestört sind, notieren Sie sich Eckpunkte des Gespräches und entscheiden Sie möglichst schnell, ob das gesuchte Profil zu Ihnen passt.
2 One hot minute.
Sie haben Lunte gerochen, denn die Eckdaten klingen verlockend? Zeit, dem Anrufer noch ein paar schöne Argumente zu liefern, warum er bei Ihnen goldrichtig liegt. Sie haben Ihre Mini-Bewerbung bereits in Ihrem klugen Köpfchen abgespeichert und schildern dem Recruiter kurz Ihren beruflichen Werdegang – und kurz bedeutet, die Präsentation dauert nicht länger als eine Minute!
3 Entspannungskünstler
Headhunter suchen nach High Potentials, finden sie und greifen dann zum Telefonhörer. So einfach ist das und deshalb gibt es auch keinen Grund, die Nerven zu schmeißen, wenn das Telefon klingelt. Sie sind ruhig und sachlich, zögern nicht, die eine oder andere Frage zu stellen und bleiben souverän. Wenn Sie einen angeregten Dialog aufrechterhalten, vermitteln Sie Offenheit und Interesse.
4 Drangeblieben
Sie haben nachgedacht und sind zum Entschluss gelangt, dass die neue Position Sie ernsthaft interessiert. Also schicken Sie Ihren detaillierten Lebenslauf gleich per Mail und warten nicht auf das persönliche Treffen mit dem Recruiter. Dadurch würden Sie den Prozess nämlich nur unnötig hinauszögern und sich selbst benachteiligen, da Ihnen andere Bewerber vielleicht zuvorkommen.
no
1 Paulchen Poser.
Ein Headhunter ruft Sie an. Super! Aber weil Ihr Ego Ihren Verstand totgeprügelt hat, tragen Sie die frohe Kunde gleich mal in die Welt – Stichwort Kollegen – hinaus. Damit erhöht sich zumindest mal die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bald wirklich eine neue Arbeitsstelle brauchen. Also: Behalten Sie die Neuigkeiten erst mal für sich – und halten Sie die Klappe.
2 Wortdurchfall
Dass der Mensch Worte aneinanderreihen kann, bedeutet nicht, dass er das auch immer tun sollte. Schon gar nicht beim Erstgespräch mit einem Headhunter. Hören Sie gefälligst zu und schwärmen Sie nicht zu sehr von Ihrer eigenen Genialität. Und fragen Sie bloß nicht: „Wie kommen Sie denn gerade auf mich?“ Das suggeriert nämlich, dass Sie sich selbst nicht für die Idealbesetzung halten.
3 Nervensäge.
Rückfragen zu stellen, ist in Ordnung, aber schonen Sie die Nerven Ihres Gegenübers und leben Sie damit, dass Ihnen in den ersten beiden Kontakten einige Informationen vorenthalten werden. Der Name des Auftraggebers etwa oder die genaue Höhe des Gehalts. Und langweiligen Sie den Anrufer nicht mit persönlichen Befindlichkeiten oder, noch schlimmer, lästern über Ihren aktuellen Arbeitgeber.
4 Versteckspielen
Schon mal darüber nachgedacht, dass auch Headhunter online recherchieren? Eben. Wenn Ihr Telefon also beharrlich schweigt, obwohl Sie eigentlich jede Menge zu bieten hätten, dann liegt das vielleicht auch daran, dass Sie im Netz – außer vielleicht mit einem facebook-Profil voller peinlicher Partyfotos – nicht existieren. Nützen Sie professionelle Portale wie LinkedIn oder Xing!