Was können wir lernen von … Cäsar?
Legendäre Gruppenführung
Er ist einer der berühmtesten Herrscher der Geschichte: der römische Imperator und glorreiche Feldherr Gaius Julius Cäsar. Aber wer glaubt, dass sich ein Cäsar nur lässig seinen Lorbeerkranz aufzusetzen brauchte, um seine Mannen zu Höchstleistungen anzutreiben, der irrt gewaltig. Für die Glanzparaden seiner Truppen musste auch er tief in die psychologische Trickkiste greifen. So wie bei einem seiner Feldzüge zu den Germanen.
Die galten im Römischen Reich nicht unbedingt als friedfertige Nachbarn, bei denen man gerne mal den Urlaub verbringt. Wilde Barbaren seien sie, skrupellos und unbesiegbar, erzählte man sich. Naturgemäß weckten diese Schilderungen bei Cäsars Legionen nicht gerade den Wunsch, besser gestern noch als morgen loszumarschieren und ihren Job zu erledigen. „Die Wege in Germanien sind zu eng“, argumentierten sie und versuchten, sich so aus der Affäre zu ziehen.
Cäsar blies deswegen zwar nicht seinen Feldzug ab, aber dass es kein einfaches „veni, vidi, vici“ werden würde, war ihm wohl auch klar.
Wer wird denn Angst haben?
Das ist so ähnlich, wie wenn du schon schlaflose Nächte hast, weil dein Team beim lukrativen Catering-Auftrag absolut nicht mitziehen will. Und das bei deinem Top-Priority-Kunden. Nun gut, er ist jetzt nicht als der umgänglichste Auftraggeber bekannt. Er schikaniert gerne das Personal und ist mit nichts zufrieden, aber Geschäft ist nun mal Geschäft. Und ein Trupp meuternder Mitarbeiter macht die Sache nicht einfacher. Doch keine Sorge, hier sind die Würfel noch längst nicht zu deinem Nachteil gefallen. Denn auch ein legendärer Chef wie Cäsar hatte seine liebe Not mit demotivierten Angestellten. Und das bereits 2000 Jahre vor unserer Zeit!
Also wie motivierte Cäsar seine geknickten Gefolgsleute, um ihr Leben für ihn zu riskieren? Cäsar schrie seine Soldaten weder an noch drohte er mit Strafen oder stellte Reichtümer in Aussicht – er peitschte seine Truppe verbal auf den Feldzug ein. Dazu rief Cäsar quasi sein mittleres Management, die Zenturionen, zu sich und motivierte sie mit einer psychologisch erstklassigen Rede.
Er relativierte die Horrorstorys über die germanischen Kämpfer, zählte ihre Schwachpunkte auf, wollte wissen, ob seine Soldaten etwa an seinen Führungsqualitäten zweifelten, und kündigte als Draufgabe auch noch an, dass er wegen der für die Römer untypischen Feigheit nur mit seiner Lieblingslegion Nummer zehn in die Germanenschlacht ziehen würde.
Cäsars Strategie ging auf und sein Heer besiegte die Germanen.
Verbaler Knock-out à la Cäsar
Sein zeitlos brillanter Schachzug ist auch beim konkreten Problem von großem Nutzen. Wie überzeugte Cäsar seine Truppen?
Er suchte als Erstes das Gespräch und erzeugte damit ein Gemeinschaftsgefühl mit seinen Mitstreitern. Denn besonders in Krisensituationen ist Vertrauen in den Vorgesetzten das Um und Auf für Motivation. Und sein indirekter Vorwurf der mangelnden Loyalität sorgte noch für die richtige Portion schlechtes Gewissen bei seinem Trupp.
Weiters drohte Cäsar weder mit Strafen wie Kündigung noch glänzte er mit einem cholerischen Ausbruch, somit brachte er seine Leute nicht gegen sich auf.
In Phase zwei demontierte er den Gegner. Na klar, auch der Auftraggeber des Caterings ist nur ein Mensch mit Schwachstellen! Und Feigheit vor dem Feind galt noch zu keinem Zeitpunkt der Geschichte als Soft Skill, auf den man besonders stolz ist.
Und schlussendlich: Schon Cäsar wusste, dass Anerkennung und Respekt als Hauptmotivationsfaktoren wichtiger sind als Geld. So köderte er seine Mitarbeiter mit der Drohung, dass sie wegen ihrer ungewohnten Feigheit wie unartige Kinder zu Hause bleiben müssen, während Cäsars brave Lieblinge mit ihm kommen dürfen. Die Karte „Liebesentzug“ galt schon zu allen Zeiten als Trumpf-Ass!