Achtung, Junkies: Fast Food muss kein Schrott sein!
Es ist Sonntag Abend. Es regnet, der Fernseher ist an und der Magen knurrt. Moment, knurrt er wirklich oder hab ich einfach nur Lust etwas zu essen, weil Joey von Friends zum x-ten Mal genüsslich in seinen Burger beißt? Egal, ich greife zum Handy, bestelle das McDonald´s Menü auf und ab – zum Glück liefert er ja mittlerweile auch – und snacke als Vorspeise schnell ein paar Chips, die KitKat-Verpackung von vorher stecke ich elegant in den Couch-Schlitz. Und dann: der erlösende Klang. Meine Klingel läutet und meine Abend-Belohnung, nach dem anstrengenden Tag auf dem Sofa, kommt direkt zu mir ins Wohnzimmer.
Es ist Sonntag Abend. Es regnet, der Fernseher ist an und der Magen knurrt. Moment, knurrt er wirklich oder hab ich einfach nur Lust etwas zu essen, weil Joey von Friends zum x-ten Mal genüsslich in seinen Burger beißt? Egal, ich greife zum Handy, bestelle das McDonald´s Menü auf und ab – zum Glück liefert er ja mittlerweile auch – und snacke als Vorspeise schnell ein paar Chips, die KitKat-Verpackung von vorher stecke ich elegant in den Couch-Schlitz. Und dann: der erlösende Klang. Meine Klingel läutet und meine Abend-Belohnung, nach dem anstrengenden Tag auf dem Sofa, kommt direkt zu mir ins Wohnzimmer.
Doch ist das wirklich eine Belohnung? Ist es eine Belohnung, seinen Körper mit industriell hoch verarbeiteten Lebensmitteln zu stopfen, um für kurze Zeit sein Dopaminlevel zu erhöhen? Lohnt es sich wirklich, sich jeden Tag Süßigkeiten und Junk Food reinzupfeifen und fatale Folgen in Kauf zu nehmen?
Das Thema “Sucht nach Fast Food” ist aufgrund aktueller Studien in aller Munde. Doch “man muss zwischen Fast Food und Junk Food differenzieren”, wie Paul Ivic, Sternekoch des vegetarischen Restaurants Tian, im Austausch mit Rolling Pin erklärt. Weil: Ein Vollkornbrot mit Aufstrich ist ebenso “fast” zubereitet wie eine Tiefkühlpizza. Wenn nicht sogar schneller.
Die süchtig machende Droge “Junk Food”
Stell dir vor, ein vegetarischer Sternekoch, der für gesunde Ernährung steht, lungert auf einmal mit 20kg mehr vor dir in der McDonald’s-Warteschlange. Er ist genervt von der Wartedauer, schnaubt und verdreht die Augen. Was nach einem Traum klingt, war für Paul Ivic eine Zeit lang Realität: Inspiriert vom Film “Super Size Me” hat er sich eine Woche lang nur von Fast Food ernährt, als eine Art Selbstexperiment. Eine Woche lang? Nein, aus einer Woche wurde ein Monat. So schnell konnte er gar nicht blicken und schon schlitterte er in eine Junk-Food-Sucht. “Junk Food ist eine Droge. Die chemischen Zusatzstoffe, die industriell verarbeitet werden, haben die gleiche Auswirkung auf das Gehirn wie Kokain”, sagt er.
Die Ernährungsberaterin Wilkinson bestätigt genau das: Hochverarbeitete, industriell chemisch hergestellte Lebensmittel machen uns süchtig. Die Industrie hat das perfekte Fett-Zucker-Salz-Verhältnis eruiert, dem die Menschen nicht widerstehen können. Und warum? “Unser Körper kennt diese Kombination nicht aus der freien Wildbahn. Unser Gehirn und unsere Geschmacksknospen werden von dem Erlebnis (knusprige Chips beispielsweise) überwältigt. Sie sind für uns besonders attraktiv, weil wir in kürzester Zeit eine Menge Kalorien zu uns nehmen und so einen Dopamin-Ausschüttung bekommen, das Belohnungssystem im Gehirn wird stark angeregt.”
Dieser verdammte Ur-Instinkt
Die Spezialistin klärt im Gespräch mit Rolling Pin über die Hintergründe der Junk-Food-Sucht auf: “Für unser altes System sind solche Energiebomben überlebensnotwendig. Unsere Hardware ist noch immer so alt wie vor tausenden von Jahren und da war es nicht einmal üblich, ständig Zugriff auf süße Früchte zu haben. Unser Körper kommt unserer modernen Entwicklung nicht hinterher. Das große Problem ist, dass die Produkte eine hohe Energiedichte, aber eine geringe Nährstoffdichte haben. Und dann auch noch die schlechten Inhaltsstoffe wie Emulgatoren, Farbstoffe oder Nitrite, die krankheitserregend sein können.”
Fast Food ist nicht gleich Junk Food
Viele nehmen Junk Food als Ausrede, weil es bei Hunger sofort griffbereit ist. Fertiggerichte, Döner, Burger – all das ist schnell am Teller. ABER: Es gibt unzählige gesunde Mahlzeiten, die gleich schnell essbereit sind. Ivic hatte bei seinem Selbstversuch das gleiche Problem.
“Es war schwer, aus der Junk-Food-Abhängigkeit herauszukommen. Tiefkühlpizza ist in einem stressigen Alltag schnell und einfach zuzubereiten. Was mich aber gerettet hat: vorkochen, also Meal-Prep. Sobald ich Hunger verspürt habe, habe ich zu meinen vorgekochten Mahlzeiten gegriffen. Viel Gemüse, viel nährstoffreiches Getreide. Das sättigt nachhaltig und ist auch schnell gemacht. Tomate-Mozzarella mit Vollkornbrot, schneller geht’s fast nicht.”
Der Punkt: Auch, wenn es schnell gehen muss, kann man sich bewusst ernähren. Fast Food geht auch gesund. Was hier besonders wichtig ist: Durch Selbststudium oder mithilfe eines Experten / einer Expertin sein Bewusstsein für gesunde Ernährung erweitern.
Das appelliert auch die Ernährungsexpertin: “Bildung ist bei der Bewältigung von Junk-Food-Sucht das A und O. Was bedeutet ausgewogene Ernährung? Lies dich ein, hol dir professionelle Hilfe – vor allem bei Binge-Eating, hier muss der mentale Ursprung professionell behandelt werden. Finde nach der Bildung heraus, wo in deiner Ernährung etwas fehlt. Ein Tipp: Baue deine Mahlzeiten rund um das Eiweiß und die Farbe. Im Englischen sagt man: Eat the Rainbow. Schaue wovon du MEHR brauchst, nicht wovon du weniger brauchst. Wenn man gezielt auf etwas verzichtet und streng mit sich ist, möchte man von dem noch viel eher viel mehr.”
Fast Food per se muss also nicht ungesund sein. So vieles, was gesund ist, ist schnelles Essen. Das Problem ist somit nicht die Zeit, die wir nicht für gesunde Mahlzeiten haben, sondern die Industrie, die uns mit unserem Ur-Instinkt austrickst.
Und was passiert, wenn man doch einmal Lust auf Pommes, Schoki und Co hat?
“Verbote sind für mich nicht die Lösung, sondern das Bewusstsein über die Ausgewogenheit. Man muss sich, gleich wie beim Rauchen, der Konsequenzen bewusst sein. Du musst dir selbst sagen: Kommst du mit den Folgen klar? Bist du damit cool? Ich frage meine Patientinnen immer: Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Welche Person möchtest du in der Zukunft sein? Demnach ist es ok, mit Bewusstsein den Sonntagskuchen zu genießen oder ein paar Kekse zum Kaffee zu essen.
Paul Ivic: “Bei mir gibt es diese Lust nicht mehr. Sollte einmal ein Gedanken in diese Richtung erscheinen, denke ich sofort wieder daran, was für gesundheitsbeeinträchtigende Inhaltsstoffe da drinnen sind und wie lange es dem Körper danach schlecht geht. Da vergeht mir sofort der Appetit.”
Es gilt das Sprichwort: Der Mensch ist, was er isst. Also: Wer möchtest du sein? Eine frische, knackige, saftige, bunte Gemüse-Bowl oder ein labbriger, in Fett triefender Burger, bei dem das Gürkchen schief und weich ist?