Alarmierende Umfrage: Belästigung in Gastro erschreckend häufig
Ich möchte kein „freu dich doch über das Kompliment“ mehr von meinem Chef hören müssen, nachdem mir von einem Gast eine Vergewaltigung angedroht wurde. Es ist nicht lustig, sondern meine traurige Realität als Frau. (Arbeitnehmerin, weiblich)
„Oft werden Dinge als Spaß abgetan oder Das ist halt die Gastro, Geh‘ bitte, stell dich nicht so an, Na das gibt doch zumindest gutes Trinkgeld, Dann solltest du vielleicht nicht in der Gastro arbeiten, wenn du das nicht aushältst.“ (Arbeitnehmerin, weiblich)
Mit Zitaten wie diesen macht die Arbeiterkammer Wien auf ein großes Problem in der Branche aufmerksam: sexuelle Belästigung gegenüber Arbeitnehmer:innen. Eine Umfrage, die im Winter 2023 durchgeführt wurde zeigt, dass 79 Prozent aller Frauen, die in der Gastro arbeiten, bereits sexuelle Belästigung erlebt oder beobachtet haben.
Ich möchte kein „freu dich doch über das Kompliment“ mehr von meinem Chef hören müssen, nachdem mir von einem Gast eine Vergewaltigung angedroht wurde. Es ist nicht lustig, sondern meine traurige Realität als Frau. (Arbeitnehmerin, weiblich)
„Oft werden Dinge als Spaß abgetan oder Das ist halt die Gastro, Geh‘ bitte, stell dich nicht so an, Na das gibt doch zumindest gutes Trinkgeld, Dann solltest du vielleicht nicht in der Gastro arbeiten, wenn du das nicht aushältst.“ (Arbeitnehmerin, weiblich)
Mit Zitaten wie diesen macht die Arbeiterkammer Wien auf ein großes Problem in der Branche aufmerksam: sexuelle Belästigung gegenüber Arbeitnehmer:innen. Eine Umfrage, die im Winter 2023 durchgeführt wurde zeigt, dass 79 Prozent aller Frauen, die in der Gastro arbeiten, bereits sexuelle Belästigung erlebt oder beobachtet haben.
Alarmierende Zahlen
Aufgrund der schockierenden Umfrage-Ergebnisse arbeitet die AK Wien gemeinsam mit der Gastro-Gewerkschaft vida und der Fachgruppe Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer nun an einem Schutzkonzept gegen sexuelle Belästigung in der Wiener Gastronomie.
An der Umfrage haben 881 Arbeitnehmer:innen teilgenommen – 72 Prozent davon Frauen und 26 Prozent Männer. Einige Personen wollten sich keinem Geschlecht zuordnen. Es ist die erste quantitative Erhebung zu sexueller Belästigung von Arbeitnehmer:innen in der Gastronomie im deutschsprachigen Raum.
Obwohl Ergebnis einer nicht repräsentativen Online-Umfrage, ist dieser Wert fast deckungsgleich mit einer repräsentativen US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2014. Demnach haben 80 Prozent aller weiblichen Servicekräfte schon einmal sexuelle Belästigung durch Gäste oder Mitarbeiter:innen im eigenen Betrieb erlebt.
Auch 54 Prozent der Männer in der aktuellen Online-Umfrage gaben an, sexuelle Belästigung erlebt oder beobachtet zu haben.
„Uns ist es bei der Umfrage aber weniger um eine repräsentative Erhebung des Ausmaßes gegangen, als um die Frage, was da eigentlich genau passiert, wenn etwas passiert, damit wir wissen, wo wir bei einem Schutzkonzept ansetzen müssen“, so Ludwig Dvořák, Bereichsleiter Arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz, AK Wien.
„Und leider hat sich auch hier wieder gezeigt, dass Arbeitgeber:innen ihrer gesetzlichen Verantwortung, ihre Mitarbeiter:innen vor sexueller Belästigung zu schützen, nicht nachkommen: 60 Prozent der Arbeitnehmer:innen gab an, dass die Arbeitgeber:innen bei Fällen von sexueller Belästigung nichts taten, obwohl sie ihnen gemeldet wurden. Und weil die Arbeitnehmer:innen keine Hilfe erwarten können, wurde sexuelle Belästigung in 28 Prozent der Fälle von vornherein nicht gemeldet.“
Arbeitgeber:innen als Täter
35 Prozent der Arbeitnehmer:innen gab an, dass Arbeitgeber:innen oder deren Vertreter:innen selbst Täter:in waren. In der Spitzen- und Massengastronomie, wo es mehr Hierarchien gibt, ist der Anteil noch höher. 48 Prozent gaben an, dass die Belästigung von Kolleg:innen ausging. 78 Prozent der Arbeitnehmer:innen sagten, dass Gäste die Täter:innen waren.
„Das Gesetz sagt klar: Arbeitgeber:innen müssen in jedem Fall im Rahmen ihrer gesetzlichen Fürsorgepflicht Abhilfe schaffen. Egal ob die Täter gut zahlende Gäste, leistungsstarke Kollegen, oder enge Vertraute auf Führungsebene sind. Wer hier nichts tut, macht sich mitschuldig. Dass der Arbeitgeber nichts unternimmt, ist schlicht ein Gesetzesverstoß, für den wir als AK vor Gericht – im Regelfall erfolgreich – Schadenersatz einfordern,“ so Dvořák.
Schutzkonzept geplant
Um Prioritäten für ein Schutzkonzept zu setzen wurde eine Online-Umfrage erstellt, wo Leute gefragt wurden, was ihnen helfen würde.
Vida-Frauenvorsitzende Olivia Janisch fasst diese Ergebnisse zusammen:
„Vonseiten der Arbeitnehmer:innen sagen 81 Prozent, dass sie sich eine klare Haltung im Betrieb wünschen, dass sexuelle Belästigung nicht toleriert wird. Eine Arbeitnehmerin hat es folgendermaßen auf den Punkt gebracht: Sie wünscht sich Info-Material unter dem Titel:,No respect, no service!‘. Aufseiten der Arbeitgeber steht der Wunsch nach Material, das direkt vor Ort eingesetzt werden kann, ebenso an erster Stelle.“
AK Bereichsleiter Dvořák sagt dazu: „Die Menschen brauchen aber auch einen besseren, gesetzlichen Schutz.“ Die Arbeitnehmer:innen haben in den offenen Antworten gehäuft höhere Strafen, eine konsequentere Handhabung und Erleichterungen bei der Durchsetzung gefordert, bis hin zum Entzug der Gewerbeberechtigung.
Erhöhung des Schadenersatzes
Er fügt dem hinzu: „Wenn Betriebe nachweislich keine Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung gesetzt haben, soll der Schadenersatz auf mindestens 5.000 Euro im Falle einer sexuellen Belästigung steigen. Dass vorbeugende Maßnahmen machbar sind, hoffen wir gemeinsam für die Wiener Gastronomie zeigen zu können. Gesetzliche Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz brauchen die Arbeitnehmer:innen aber in allen Branchen.“