Berliner Spitzenköchin schmeckt die Branche nicht mehr
Sie kocht. Aber nicht in der Küche ihres Restaurants, sondern vor Wut. 2023 befand sich Dalad Kambhu mit ihrem Berliner Restaurant Kin Dee noch unter den Rolling Pin 100 Best Chefs Germany, heute hat sie der Gastronomie den Rücken zugekehrt. Schuld daran seien vor allem unbegründete Vorurteile, die ihr ihren Beruf nicht mehr schmackhaft machten.
Sie kocht. Aber nicht in der Küche ihres Restaurants, sondern vor Wut. 2023 befand sich Dalad Kambhu mit ihrem Berliner Restaurant Kin Dee noch unter den Rolling Pin 100 Best Chefs Germany, heute hat sie der Gastronomie den Rücken zugekehrt. Schuld daran seien vor allem unbegründete Vorurteile, die ihr ihren Beruf nicht mehr schmackhaft machten.
2017 eröffnete die bekannte Berliner Köchin ihr Restaurant „Kin Dee“ in der Berliner Lützowstraße und wurde für ihre Kochkünste 2019 mit einem Michelin-Stern belohnt. In ihrer kleinen Küche arbeiteten damals ausschließlich Frauen. „Da ist die Atmosphäre entspannter“, berichtete die in Texas geborene und in Bangkok aufgewachsene Kosmopolitin und Quereinsteigerin.
Ihr Konzept im Kin Dee? Eine möglichst authentische und doch verspielte thailändische Küche mit lokalen Produkten aus dem Berliner Umland.
Ein Kampf, der nicht gewonnen werden konnte
2023 verlor sie ihren Stern, den genauen Grund kennt die 38-Jährige nicht. Sie wollte ihn auch gar nicht wissen, denn das „patriarchalische System der Restaurant-Welt“ solle schließlich nicht ihren Wert bestimmen.
Im Gespräch mit dem Tagesspiegel teilt Kambhu mit, dass sie seit dem Verlust der Auszeichnung mit Rückschlägen zu kämpfen hatte:
Obwohl die Spitzenköchin dafür bekannt war, thailändisch zu kochen, machte ihr vor allem eines das Leben schwer: die französische Haute Cuisine, die für viele Gourmets noch immer als Maßstab für Qualität gilt. Es war ihr somit fast unmöglich sich als authentische thailändische Köchin durchzusetzen.
„Ich habe es satt, ständig meinen Erfolg rechtfertigen zu müssen und diese Kämpfe zu führen“
– Dalad Kambhu gibt den Kampf gegen Vorurteile auf.
Neben dem Widerstand in ihrer eigenen Branche nannte Kambhu aber auch persönliche Gründe für die Schließung: Der Stress der vergangenen Jahre habe ihre Gesundheit stark beeinträchtigt.
Außerdem habe sie bemerkt, dass seit der Pandemie weniger experimentierfreudige Touristen nach Berlin kämen, was sich auch schlecht auf ihre Einnahmen ausgewirkt habe.
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Ihr Statement zur Schließung des thailändischen Gourmetrestaurants „Kin Dee“
Kambhu schildert in ihrem Schließungs-Beitrag auf Instagram den Kampf, den sie tagtäglich kämpfen musste.
„Wie viele Restaurants auf der Welt haben die Möglichkeit, thailändisches Essen so zu servieren, wie wir es getan haben, mit einer Küche, in der nie mehr als drei bis vier Leute arbeiten (mich eingeschlossen), ohne die Arbeitszeit der Mitarbeiter zu missbrauchen? Wir konnten 4 Gänge mit 10 Gerichten (oder mehr) mit den allerbesten Produkten servieren, Kleinbauern unterstützen und die Preise auf der Speisekarte so gestalten, dass sie für das lokale Einkommen angemessen sind. Ich konnte unermüdlich daran arbeiten, Talente zu fördern und Frauen Chancen zu geben, die sie sonst nicht gesehen hätten. Ich musste fest auf dem Boden bleiben und mich weigern, mich dem westlichen Weg zu beugen, und das alles mit meinem Unternehmergeist.“
All das hat die ehemalige Sterneköchin dazu bewegt, den Löffel abzugeben. Sie möchte auch kein neues Restaurant eröffnen und spielt mit dem Gedanken wieder mit dem Modeln anzufangen.
Und wieder einmal verliert Berlin ein Spitzenrestaurant – ein Gastro-Weckruf an Politik und Gesellschaft. Der noch immer viel zu leise ist.