Bildschirm zum Abschlecken: Japanischer Forscher erfindet Geschmacksfernsehen
Wer Kochsendungen im Fernsehen enthusiastisch verfolgt, hat sich wohl schon öfters gewünscht, den Bildschirm schmecken zu können. Genau das soll eine neue Technologie ermöglichen, die vom Geschmacksforscher Homei Miyashita von der Meiji Universität in Japan entwickelt wurde.
„Taste the TV (TTTV)“ verwendet zehn verschiedene Behälter von synthetischen Geschmacksstoffen, die auf eine hygienische Folie auf einem Bildschirm gesprüht werden und – je nach Mischverhältnis – den vom Benutzer gewünschten Geschmack erzeugen. Für die Nachrichtenagentur Reuters demonstrierte eine Studentin Miyashitas den Vorgang: „Einmal Schokolade bitte“, wünscht sie sich von der Spracherkennungssoftware. Kurz darauf zeigt der Bildschirm der großen Apparatur ein Bild von Schokolade. Sie leckt ihn ab und bestätigt: Schmeckt auch so.
Fernlehre für Sommeliers
„Das Ziel ist es“, so Miyashita, „das Erlebnis, in einem Restaurant am anderen Ende der Welt zu speisen, während man zu Hause bleibt, zu ermöglichen.“ Dass man das Restauranterlebnis nicht vollständig mit synthetischen Geschmacksstoffen imitieren kann, ist zwar klar – die Anwendungsmöglichkeiten könnten aber vielfältig sein.
Etwa als Geschmacks-Spiel könnte das Gerät, das in der Herstellung rund 780 Euro kostet, vermarktet werden. Auch zur Ausbildung von Berufsgruppen wie Sommeliers könnte das Geschmacksfernsehen zum Einsatz kommen, meint der Forscher. Sein Team hat in der Vergangenheit schon ähnliche Geschmacks-Technologien verwendet, wie etwa eine geschmacksverstärkende Gabel. 2020 hat Miyashitas Team mit der Erfindung des Norimaki Synthesizer Schlagzeilen gemacht, der – ähnlich wie TTTV – Geschmack direkt auf die Zunge bringt, ohne, dass man essen muss.
Vom virtuellen Restaurant ist die Forschung noch weit entfernt, der Grundstein dafür ist aber schon gelegt.