Gastronomen protestieren gegen Lieferdienste

In Pandemie-Zeiten waren Lieferdienste die Retter der Gastronomie, nun scheinen sie zum Fluch zu werden. Wiener Wirte beklagen zu hohe Gebühren und restriktive Vertragsbedingungen.
Mai 1, 2024 | Fotos: Shutterstock

Kritisiert werden vor allem die beiden Unternehmen Foodora und Lieferando. Der Grund: Wirte beklagen eine regelrechte Erpressung. Die Auflagen der beiden Lieferdienste würden die Betriebe in die Verlustzone treiben.

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Besonders Lieferdienste wie Lieferando und Foodora ernten von den Wirten Kritik.

Kritisiert werden vor allem die beiden Unternehmen Foodora und Lieferando. Der Grund: Wirte beklagen eine regelrechte Erpressung. Die Auflagen der beiden Lieferdienste würden die Betriebe in die Verlustzone treiben.

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Besonders Lieferdienste wie Lieferando und Foodora ernten von den Wirten Kritik.

Horrende Gebühren

Viele Wiener Gastronomen verkaufen seit der Pandemie mehr als die Hälfte ihrer Speisen über Hauszustellungen.

Eigene Onlineportale aufzubauen und Fahrer einzustellen, können sich nur wenige leisten. Gäste, die früher direkt beim Wirt bestellten, verwenden heute ausschließlich große Portale, die den Betrieben „immense Gebühren“ abverlangen, wie ein Wiener Gastronom preisgibt.

Protestbrief an Politiker

Die Kommission betrage mittlerweile bis zu 35 Prozent, rechnete der Wirt der österreichischen Tageszeitung „Standard“ vor.

Zu Pandemiezeiten sei die Kommission noch bei vier Prozent gelegen. „Mit zehn Prozent können wir leben, alles jenseits der 18 Prozent ist nicht finanzierbar.“

Auch gebe es Aktivierungsgelder sowie Servicepauschalen. Wer den beiden Diensten keine Exklusivität garantiere, müsse außerdem mit höheren Zustellungskosten rechnen.

Der Gastronom führt nun einen Protest an und erhält dabei Unterstützung von über 60 Wirten. In einem offenen Brief an die Regierung fordern sie Unterstützung der Politik.

Die Betriebe überlegen sich auch, ihre Essenszustellung aus Protest temporär zu stoppen.

Lieferdienste weisen Kritik zurück

Die beiden Plattformen Foodora und Lieferando wiesen die Kritik der Wiener Wirte als überzogen und unrichtig zurück. Auch würden die Provisionen kaum die eigenen Personalkosten decken. Foodora sprach gegenüber dem „Standard“ von maximal 30 Prozent Provision. 

Lieferando sprach gegenüber dem „Standard“ von einer durchschnittlichen Kommission von 13 Prozent pro Bestellung, zusätzliche 17 Prozent fielen nur an, wenn die gesamte Logistik an Lieferando ausgelagert werde. Zudem würden die Provisionen kaum die eigenen Personalkosten decken.

„Lieferando lässt Restaurants die freie Wahl ohne Exklusivbindung, erhebt weder eine Aktivierungsgebühr noch laufende Grundgebühren, schreibt seinen Restaurantpartnern keine Mindestumsätze vor und bietet Sackerl zum vergünstigten Selbstkostenpreis, wobei Gastronomen auch eigene oder neutrale nutzen können“, hieß es seitens Lieferando in einer Stellungnahme.

Wirtschaftskammer anderer Meinung

In der Wiener Wirtschaftskammer ist die Angelegenheit unterdessen offenbar „kein großes Thema“, wie der Branchenobmann der Gastronomie, Peter Dobcak, am Donnerstag gegenüber ORF Wien sagte. Er kenne das Problem nur vereinzelt.

Den offenen Brief kenne er nicht und er wisse auch nicht, welche Wirte sich beschweren. Dobcak vermutete, dass es sich eher um kleinere Betriebe ohne viel Gastraum handelt, die ihr Geschäft hauptsächlich auf Lieferdienste aufgebaut haben.

Unterstützung kam indes vonseiten der Hotellerie.

„Volle Solidarität mit den Wirten, die milliardenschweren Zustelldienst-Konzernen ausgeliefert sind. Das muss ein Ende haben. Da braucht es eine Lösung“, schrieb Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, in einer Aussendung.

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