Rückkehr der Sterne nach Österreich? Die Hintergründe im Michelin-Krimi

Feuerwerk am Sternehimmel? Nach einem hochkarätigen Tourismusgipfel in Salzburg sieht alles nach einer Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich aus. Wer aber steckt wirklich hinter diesem seit Jahren andauernden und hoch spannenden Kulinarik-Krimi?
April 17, 2023 | Text: Johannes Stühlinger

Aus kulinarischer Sicht war das Jahr 2009 in Österreich ein aus traurigen Gründen besonderes: Der Guide Michelin erschien das letzte Mal in einer eigenen Ausgabe. Seither werden nur noch Restaurants in Wien und Salzburg im „Guide Michelin Main Citys of Europe“ bewertet. Ein Schlag in die Magengrube aller anderen Top-Chefs des Landes. Und auch für den Tourismus.

Schließlich weiß man längst um die touristische Strahlkraft eines eigenen Guide Michelin: Ein Nächtigungsplus von 16 Prozent und Mehreinnahmen in der Höhe von ungefähr 48 Millionen Euro werden statistisch belegbar für Österreich ausgewiesen. Somit ist sonnenklar: Seit dem letzten Erscheinen kämpft ein namhaftes Konsortium aus Lieferanten, Gastronomen und Politikern um eine Rückkehr der international so renommierten „Roten Bibel“.

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Kehrt der Guide Michelin nach Österreich zurück?

Aus kulinarischer Sicht war das Jahr 2009 in Österreich ein aus traurigen Gründen besonderes: Der Guide Michelin erschien das letzte Mal in einer eigenen Ausgabe. Seither werden nur noch Restaurants in Wien und Salzburg im „Guide Michelin Main Citys of Europe“ bewertet. Ein Schlag in die Magengrube aller anderen Top-Chefs des Landes. Und auch für den Tourismus.

Schließlich weiß man längst um die touristische Strahlkraft eines eigenen Guide Michelin: Ein Nächtigungsplus von 16 Prozent und Mehreinnahmen in der Höhe von ungefähr 48 Millionen Euro werden statistisch belegbar für Österreich ausgewiesen. Somit ist sonnenklar: Seit dem letzten Erscheinen kämpft ein namhaftes Konsortium aus Lieferanten, Gastronomen und Politikern um eine Rückkehr der international so renommierten „Roten Bibel“.

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Kehrt der Guide Michelin nach Österreich zurück?

Und nun sieht es tatsächlich so aus, als wäre ein Durchbruch gelungen: Im Zuge eines hochkarätig besetzten Tourismusgipfels in Salzburg wurden – so wird von Teilnehmern hinter vorgehaltener Hand bereits leise euphorisch bestätigt – die Weichen für eine Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich tatsächlich gestellt. Schon nächstes Jahr könnte es also wieder Rot-Weiß-Rote Sterne im ganzen Land regnen.

Tatsächlich ging dieser nun in der Branche für Furore sorgenden Frohbotschaft ein viele Jahre dauernder Krimi voraus. Um diesen zumindest ansatzweise verstehen zu können, muss man sich jedoch erst einmal das System des Guide Michelin vor Augen führen. Im Gegensatz zu anderen Kulinarik-Führern arbeitet der Guide Michelin niemals mit Hobby-Testern, sondern ausschließlich mit explizit ausgebildeten Kostexperten. Klar, diese Tatsache verleiht den Sternen ihren wahren Wert. Gleichzeitig verschlingt sie aber auch Geld – Gehälter und Spesen sowie eine gewisse Infrastruktur müssen geschaffen und erhalten werden. Nur so ist der Guide Michelin der Lage, finanziell unabhängig und somit hochseriös operieren und auftreten zu können.

Über die benötigten finanziellen Mittel wird zwar von den federführenden Verhandlern noch der Mantel des Schweigens gehüllt, allerdings kann man von ungefähr 700.000 Euro pro Jahr ausgehen, die aufgewendet werden müssen. Auch wenn die Summe hoch erscheint, ist sie aufgerechnet auf den zu erwartenden positiven wirtschaftlichen Effekt eine minimale und sehr gut argumentierbare Investition. Trotzdem entpuppte sich eben dieser Betrag als regelrechter Zankapfel.

Einerseits lässt es der Guide Michelin nicht zu, dass diese Summe von privaten Geldgebern gestemmt wird. Das würde schnell einen Nachgeschmack von „gekauften Sternen“ provozieren. Andererseits legten sich andere Guide-Verleger in der Vergangenheit quer, indem sie polterten: „Wenn der Guide Michelin von der öffentlichen Hand Gelder bekommt, klagen wir und wollen die gleiche Summe!“ Motto: Gleiches Recht für alle. Allein, die Leidtragenden waren so am Ende jene, um die es geht: Die großartigen Chefs des Landes, die eben nicht in Wien oder Salzburg für höchstes Kochhandwerk sorgen.

Nun aber haben die Motoren des Sternecomebacks offenbar gesetzliche Grundlagen gefunden, wie ein Guide Michelin so finanziert werden kann, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt. Gastronom und ExNeosMandatar Sepp Schellhorn, Xavier Plotitza, CEO der Metro Österreich, Top-Köche wie Andreas Döllerer, Thomas Dorfer oder Wolfgang Neuhuber von der JRE-Agentur ART Redaktion sind nur ein paar Namen, die bereits seit Jahren an einem Comeback der Roten Bibel in Österreich arbeiten. Besuche bei Guide Michelin in Paris sowie unzählige politische Interventionen inklusive.

Gemeinsam dürfte man nun einen Schulterschluss zwischen den einzelnen Bundesländern geschafft haben, der eine Finanzierung aus Tourismusgeldern ermöglicht, welche zu keinen rechtlichen Turbulenzen führen sollte. Eine Sommelier-Plattform hat die harte Arbeit der stillen Helferlein vor den Vorhang geholt. Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler dürfte letztendlich die von Michelin vorgegeben Rahmenbedingungen geschaffen haben, welche eine eventuelle Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich ermöglichen.

Der aktuelle Stand ist, dass jedes Bundesland einen Anteil von ca. € 70.000,00 pro Jahr an eine offizielle Stelle der Republik Österreich zahlt, welche sich wiederum verpflichtet, den gesamten Marketingbeitrag an Guide Michelin zu entrichten.

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