Silvia Schneider darüber, warum die Gastro geil ist und sich Ehrgeiz bezahlt macht
Wie bereits berichtet, hat die ORF-Moderatorin & TV-Produzentin Silvia Schneider aus der Sendung Silvia kocht, die Kochlehre vor Kurzem mit Bravour bestanden.
In einem Exklusivinterview hat uns die 41-Jährige Einblicke in ihre bereichernde Lehrzeit gegeben. Schließlich gibt es immer weniger Kochlehrlinge und somit einen sich stark bemerkbar machenden Personalmangel. Ein Teufelskreis, den die gebürtige Linzerin ansprechen möchte.
Wie bereits berichtet, hat die ORF-Moderatorin & TV-Produzentin Silvia Schneider aus der Sendung Silvia kocht, die Kochlehre vor Kurzem mit Bravour bestanden.
In einem Exklusivinterview hat uns die 41-Jährige Einblicke in ihre bereichernde Lehrzeit gegeben. Schließlich gibt es immer weniger Kochlehrlinge und somit einen sich stark bemerkbar machenden Personalmangel. Ein Teufelskreis, den die gebürtige Linzerin ansprechen möchte.
Rolling Pin: Wie bist du auf die Idee gekommen, dass du die Kochlehre absolvieren möchtest?
Silvia Schneider: Ich darf im Rahmen der Sendung Silvia kocht, die ich für den ORF produziere, mit den besten Köchinnen und Köchen des Landes, aber auch über die Landesgrenzen hinaus arbeiten. Und man hört immer wieder die gleichen Sorgen, die all diese großartigen Gastronomen gemeinsam haben: keine Lehrlinge, schwierige Arbeitszeiten, wenig Motivation.
Und ich habe mir gedacht: Wie kann es mit der Gastro weitergehen? Was ist die Lösung? Wie bekommen wir mehr Lehrlinge?
Es wurde in den Sendungen viel von der neuen Gastro gesprochen. Damit sind Leute gemeint, die bereits längere Arbeitserfahrungen haben, schon etwas älter sind und dann einen Wechsel in die Gastro machen. Das sind Menschen, die schon einiges erlebt haben, wissen, wie man mit Druck umgehen muss und sich in einem anderen Bereich etablieren wollen.
Das fand ich sehr inspirierend und wenn ich schon von den Besten lernen darf, dann muss ich etwas für sie tun und für sie sprechen. Und deshalb habe ich mir diese Aufgabe gestellt und die Kochlehre absolviert. Ich wollte sehen, wie anstrengend, fordernd und hart es für mich ist. Der Prozess war sehr lehrreich, aber natürlich auch anstrengend.
Ich möchte für unsere Gastronomie ein Zeichen setzen: Das ist so ein geiler Job und die Leute, die dort arbeiten, sind solche “Arbeitstiere” und Künstler:innen.
– Silvia Schneider über ihre Erfahrungen in der Gastro
Ich hätte mir aber nicht gedacht, dass das Lernen ganz so schwierig wird. Zum Glück war mein Lehrbetrieb super. Ich durfte bei Drei-Hauben-Koch Christian Göttfried in der Linzer Innenstadt mitarbeiten. Cooler Lehrmeister, tolles Team, super Restaurant!
Aber auch die Vorbereitungskurse beim Wifi (Wirtschaftsförderungsinstitut) waren großartig – wir waren eine richtige Familie. Vor allem die jungen Leute, mit denen ich da zusammen gelernt habe, waren eine Inspiration. Nachdem sie gecheckt haben, wieso ich das trotz fertiger Ausbildung und Job mache, wieso ich dafür brenne, dann ist das Feuer auf sie übergegangen. Das war wirklich wunderschön!
RP: Wie lange hast du die Ausbildung gemacht?
Schneider: Ich habe ja Jus (Jura) studiert, was leider beim Prozess der Ausbildung nichts gebracht hat, weil ich die Berufsschulprüfung trotzdem machen musste. Da ist Wirtschafts-Rechnen inkludiert, Kaufmännisches-Rechnen, Wareneinsatz-Rechnen, Buchhalterisches Rechnen – dafür musste ich eine eigene schriftliche Prüfung machen.
Danach musste ich monatelang nebenbei beim Lehrbetrieb arbeiten und schlussendlich zur Prüfung antreten. Das ist eine normale Lehrabschlussprüfung (kurz: LAP) mit einem praktischen und einem mündlichen Teil. Ich war insgesamt also über ein Jahr damit beschäftigt, für die Kochausbildung zu lernen.
RP: Und das alles neben deinen Tätigkeiten als Moderatorin? Hat dein Tag mehr als 24 Stunden?
Schneider: Ich sage immer wieder: 24 Stunden ist richtig viel Zeit. Man kann in 24 Stunden total viel schaffen. Aber ja, es war anstrengend. Du stehst die ganze Zeit in der Küche, lernst in der Mittagspause oder erledigst deine Mails in den begrenzten freien Minuten. Und dann gehst du heim und lernst weiter. War schon heftig. Bei Dreh-Verpflichtungen musste ich mir aber freinehmen, die konnte ich nicht absagen.
Aber egal wie zeitintensiv die Ausbildung war – mir war es das für die Erfahrung definitiv wert.
RP: Was sind deine Highlight-Geschichten aus deiner Lehrzeit?
Schneider: Ein Highlight war die Erkenntnis, dass du mit einem Team, das du vorher nicht kanntest, von einem auf den anderen Tag alle Emotionen teilen kannst. Egal ob Freude, Wut, Enttäuschung oder Spaß. Das Team wird so schnell zur Familie, das ist wunderschön.
Ein anderes Highlight war, als ich zum ersten Mal an den Platz des Rotisseurs durfte. Hier wird das Fleisch gebraten und ist normalerweise eine Aufgabe des Chefs. Es war mir eine große Ehre, als mir Christian Göttfried so gezeigt hat, dass er sich auf mich verlässt.
Und auch der große Stress, den du am Abend in der Küche hast, wenn viele Bestellungen reingehen und dann wortlos die Handgriffe des Teams ineinandergreifen – es ist so ein schönes Gefühl.
Die Branche ist so cool und witzig – sicher ist es hart und anstrengend, aber du hast nach einem intensiven Tag so ein gutes Gefühl, wenn alles glatt gelaufen ist und die Kunden zufrieden sind.
– Die Moderatorin spricht über ihre jüngsten Erlebnisse in der Küche
RP: Was würdest du einem angehenden Koch / einer angehenden Köchin mit auf den Weg geben?
Schneider: Gebt nicht auf, Ehrgeiz macht sich bezahlt! Man darf sich außerdem für seinen Ehrgeiz nicht schämen – es ist etwas Gutes, wenn man motiviert an eine Sache herangeht. Gebt nicht auf, nur weil etwas nicht funktioniert! Aufzugeben ist ein viel schlechteres Gefühl, als die Glückseligkeit, wenn etwas nach langer Arbeit gelingt.
Einem Menschen, der nicht mehr ganz so jung ist, eher so wie ich, würde ich sagen: Koch / Köchin ist ein extrem erfüllender Beruf. Wenn du weißt, mit Druck umzugehen und wenn du kreativ bist und gerne im Team arbeitest – dann ist das genau deine Branche! Hier kannst du dich selbst verwirklichen und auch Kraft tanken.
RP: Wie bist du mit den harten Momenten in der Küche umgegangen?
Schneider: In meiner Sendung frage ich bei den Spitzenköchinnen und -köchen immer nach, ob in der Lehre mit einem geschrien wurde und ob die Chefs streng waren. Das Lustige ist, dass alle, die besonders strenge Lehrmeister:innen gehabt haben, im Nachhinein sagen, dass genau das notwendig war. Nur so ist ihnen die Perfektion am Ende des Tages gelungen.
Wenn man den Sinn hinter dem Druck versteht, merkt man gleich: Das habe ich gebraucht. Nur das hat mich weitergebracht.
RP: Was ist deine Botschaft an die österreichische Gastronomie?
Schneider: Ich möchte mich bei euch bedanken, für das, was ihr jeden Tag leistet. Ihr seid für viele Familie, Sozialarbeiter, Wärmespender, Essensgeber, Lächelschenker. Es ist einfach übermenschlich, was ihr leistet. Der Gast weiß gar nicht, was in der Küche alles passiert, damit er eine schöne Zeit haben kann.
Und ich hoffe natürlich auch, dass jede:r Ausbilder:in bei den Lehrlingen, die kommen, jegliche Vorbehalte zur Seite legt und motiviert an die Lehrzeit herangeht.
Es ist wichtig, dass die Ausbildenden in jedem Lernenden den Funken erwecken, den man für die Gastro haben sollte. Das ist bestimmt nicht immer leicht. Umso mehr ziehe ich meinen Hut vor diesen engagierten Menschen.
RP: Was sagst du zu den momentanen Problemen in der Gastro? Immer mehr gute Betriebe müssen schließen..
Schneider: Ich erlaube mir hier kein Urteil abzugeben. Die Expertise dazu fehlt mir. Gute Qualität fordert einen gewissen Preis und es gibt immer weniger Leute, die dazu bereit sind, für ein ausgezeichnetes Produkt den angemessenen Preis zu bezahlen. Einfach, weil viele Gäste die Wertigkeit nicht mehr wahrnehmen oder man es sich einfach nicht mehr leisten kann.
Es ist hier schwer die Balance zu halten, wie in jedem Unternehmen. Wenn der Gewinn nicht stimmt, dann geht´s nimmer. Da spielt so vieles zusammen: die richtigen Leute, das richtige, gute Produkt und der Kunde, der das schlussendlich zahlt.
Wir haben in Österreich ein so großes kulinarisches Erbe, ich wünsche mir, dass wir das retten und erhalten können. Ich hoffe, dass es niemals ein Wirtshaussterben geben wird. Unsere Kulinarik darf nicht sterben, sie ist ein Teil unserer Kultur!
Wenn wir den Begriff “Wiener Küche” hernehmen – das ist die einzige Küche, die nur nach einer Stadt benannt wurde. Es gibt weltweit keine weitere Küche, die nur nach einer Stadt benannt ist. Aber nicht nur die Wiener Küche – die gesamte österreichische Küche ist der Wahnsinn und muss leben!