Wie Hotels und Restaurants Menschen in Not helfen
Temperaturen um den Gefrierpunkt und die Ausbreitung des Coronavirus sind eine tödliche Kombination für Menschen, die momentan auf der Straße schlafen müssen. In mehreren Städten wurde eine temporäre Lösung gefunden: Obdachlose in Hotelzimmern unterzubringen.
Temperaturen um den Gefrierpunkt und die Ausbreitung des Coronavirus sind eine tödliche Kombination für Menschen, die momentan auf der Straße schlafen müssen. In mehreren Städten wurde eine temporäre Lösung gefunden: Obdachlose in Hotelzimmern unterzubringen.
Schon über 80.000 Euro gesammelt
In Hamburg taten sich acht gemeinnützige Vereine unter dem Slogan #hotelsforhomeless zusammen, um Obdachlosen die Flucht aus der Kälte zu bieten. Nicht nur ein Dach über dem Kopf soll Menschen geboten werden, sondern Zukunftsperspektiven. Mittels persönlicher Betreuung und zusätzlicher Angebote wie Essen und Hygieneartikel sollen Obdachlose in die Gesellschaft zurückfinden.
Der Verein Strassenblues initiierte die Aktion und nahm 50.000 Euro aus eigener Tasche in die Hand, um den ersten 20 Obdachlosen zu helfen. Zusätzlich kann auf betterplace.org gespendet werden. Dort wurden schon über 80.000 Euro aufgebracht.
Was angebracht ist, sind kurzfristig Einzelzimmer im Hotel oder dezentrale Unterbringung in kleinen Einheiten. Langfristig ist ein Paradigmenwechsel notwendig.
Johan Graßhoff, Straßensozialarbeiter in Hamburg
„Wir haben genug für alle!“
In Hamburg gingen vergangene Woche mehrere hundert Menschen auf die Straße, um mehr Hotel-Öffnungen zu fordern. „Wir haben genug für alle!“, stand auf den Plakaten, und: „13“. Das ist die Zahl der bis dahin an Kälte verstorbenen Obdachlosen gewesen.
Nicht nur in Hamburg wird der Ruf nach kurzfristigen Lösungen laut. In Bochum etwa haben 32 Vereine und Initiativen einen Eilbrief an den Oberbürgermeister geschickt, damit Hotels für Obdachlose öffnen, berichtete der WDR.
In Dortmund wurde schon ein ähnliches Pilotprojekt gestartet. Die Schaffung von niederschwelligen Übernachtungsmöglichkeiten sei deshalb wichtig, weil herkömmliche Schlafstellen dort nicht jeden aufnehmen, berichteten die Ruhr Nachrichten. Paare, Hundebesitzer oder Obdachlose, die nicht in Dortmund gemeldet sind, seien ausgeschlossen.
Restaurants beliefern Bedürftige
Die Idee, coronabedingt geschlossene Betriebe für den guten Zweck einzusetzen, wird schon auf der ganzen Welt umgesetzt. Etwa in Kalifornien brachte das Project Roomkey während der Pandemie tausende Obdachlose in Hotelzimmern unter.
Restaurants haben aus der Not eine Tugend gemacht und kochen für Pflegeheime oder Notschlafstellen. Etwa das Grazer Gastrounternehmen Großauer verhinderte im April auf diese Weise, Lebensmittel wegzuwerfen, die durch Schließungen nicht für ihre geplante Verwertung genutzt werden können. In New York investierte die Non-Profit-Organisation Rethink Food Millionen in ein Programm, das 40 Restaurants dafür bezahlt, für Arme zu kochen. Eine Win-win-Situation: Restaurants können es sich dadurch leisten, Angestellte weiterzubeschäftigen.