Das war die Masterclass Stage auf den CHEFDAYS Germany 2019
Das ging schneller als gedacht“, stellt Christoph Kunz gleich zu Beginn fest. Dass die glücklichen Gäste, die das Ergebnis der Kochdemonstrationen verkosten durften, sich nicht lange zu Tisch bitten lassen, sollte allerdings niemanden überraschen, gibt sich hier doch unter anderem die Elite der 100 BEST CHEFS Germany den Kochtopf in die Hand. Dass Kunz später als Neueinsteiger auf Platz sechs landet, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber auch die anderen Ausnahmetalente werden einen beispiellosen Einblick in die neuesten Entwicklungen der deutschen Küche geben.
Masterminds in Herdaction
Granden der Branche wie Tim Raue, Bobby Bräuer und The Duc Ngo präsentierten einzigartige Gerichte. Auch die vielfach prämierten Küchen von Andreas Krolik, Jörg Sackmann, Alexander Koppe und Björn Swanson begeisterten die Besucher. Für jede Menge Geschmacksexplosionen sorgten genauso Thomas Schanz, Peter Hagen-Wiest, Steffen Mezger, Lucki Maurer und Wolfgang Müller. Kurzum: Bei den CHEFDAYS Germany 2019 blieb kein Stein auf
Das ging schneller als gedacht“, stellt Christoph Kunz gleich zu Beginn fest. Dass die glücklichen Gäste, die das Ergebnis der Kochdemonstrationen verkosten durften, sich nicht lange zu Tisch bitten lassen, sollte allerdings niemanden überraschen, gibt sich hier doch unter anderem die Elite der 100 BEST CHEFS Germany den Kochtopf in die Hand. Dass Kunz später als Neueinsteiger auf Platz sechs landet, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber auch die anderen Ausnahmetalente werden einen beispiellosen Einblick in die neuesten Entwicklungen der deutschen Küche geben.
Masterminds in Herdaction
Granden der Branche wie Tim Raue, Bobby Bräuer und The Duc Ngo präsentierten einzigartige Gerichte. Auch die vielfach prämierten Küchen von Andreas Krolik, Jörg Sackmann, Alexander Koppe und Björn Swanson begeisterten die Besucher. Für jede Menge Geschmacksexplosionen sorgten genauso Thomas Schanz, Peter Hagen-Wiest, Steffen Mezger, Lucki Maurer und Wolfgang Müller. Kurzum: Bei den CHEFDAYS Germany 2019 blieb kein Stein auf dem anderen, war doch das Motto des Symposiums in diesem Jahr Transformation. Und das demonstrierten die Meister selbst auf der Masterclass-Bühne eindrücklich.
Oder wer hätte gedacht, dass Veganismus einst zu einem der zentralen Themen on stage zählen würde? Da macht Tim Raue zwei Wochen lang eine vegane Diät und die ganze Gastro-Welt steht kopf. Aber Spaß beiseite. Mit Dogmen zu brechen, bedeutet immer auch, Innovation voranzutreiben. Und keine Sorge: Es ging auch ans Eingemachte. Denn eindimensional ist die Branche beileibe nicht. Das zeigt ein etwas tieferer Einblick in und Querschnitt durch die besten Küchen Deutschlands – oder wie Peter Hagen-Wiest es ausdrückt: „Ich versuche mal, Sie zu unterhalten.“ Und „wenn’s Beschwerden gibt, am besten gleich und direkt an mich“, rät Alexander Koppe. Dann kann die Kulinarik-Party ja losgehen.
Christoph Kunz: Zum Auftakt ein Shootingstar
Am Anfang eines Gerichts steht immer die Frage: „Wie hole ich den Gast noch ab, welche Sphären hat er noch nicht gesehen?“ Christoph Kunz, ROLLING PIN-Aufsteiger des Jahres, stellt sie gleich am Montagmorgen in den Raum. Der 33-Jährige gilt nicht zu Unrecht als Shootingstar der Münchner Fine-Dine-Szene: In der ersten Wertung des Alois räumt der Neo-Küchenchef zwei Sterne ab. „Wir verarbeiten ein Luxusprodukt und kombinieren es mit Produkten, die weniger bekannt sind“, erklärt der Küchenchef seine Linie. Die Gäste überzeugt er gleich darauf mit sagenhaften Gerichten rund um Gillardeau-Auster, Kalbszunge, Meerrettich und einem Gericht aus Stör, Jasmin und Ingwer.
Jörg Sackmann: Beginn einer neuen Ära
Wagemutiger gehen Jörg und Nico Sackmann an die Sache – zumindest, wenn es nach dem ersten Urteil des Herrn Papa geht: Vom Dessert, einer Kreation seines Sohnes Nico, zeigt er sich anfangs weniger begeistert. Konkret geht es um die Kombination von Erbse-Champignon, Oxalys und Original-Beans-Nougat. „Darüber habe ich am Anfang gesagt: Du kannst das so nicht machen! Isst das überhaupt jemand? Erbse, Champignons und Eis als Dessert?“, erinnert sich Sackmann. Aber das Gericht kommt gut an, im Restaurant Schlossberg des Hotels Sackmann sorgt das geradezu für eine Zäsur zwischen den Generationen – eine positive. Das Dessert ziert nun sogar die Titelseite des neuen Kochbuchs der beiden.
Tim Raue: Veganer sind ab jetzt willkommen
Ein einschneidendes Erlebnis hat auch Tim Raue hinter sich. Weil er seine Kochjacke nicht mehr zubekam, verordnete sich der Sternekoch – und neue Nummer eins der 100 BEST CHEFS Germany – eine zweiwöchige vegane Diät. Aber nicht nur das ändert seinen Blick auf die fleischlose Küche. „Wir haben ein Jahr lang ein Pop-up-Restaurant in Berlin gehabt. Von den Leuten zwischen 18 und 38 Jahren hat die Hälfte vegan gegessen“, erzählt Raue. „Da ist mir klar geworden: Die kommenden Generationen werden sich tatsächlich anders ernähren.“
Das bewegt ihn dazu, für eines seiner Gerichte eine vegane Alternative zu finden. Das glorreiche Ergebnis: ein Zusammenspiel von Topinambur, Soja und Erbse. Der Topinambur ersetzt das Kalbsbäckchen im Gericht. Es zu kreieren, glich laut Raue einer wahren Odyssee: „Wir haben neun Monate gebraucht, bis wir alle Produkte bekommen haben, damit es am Ende gleich schmeckt.“ Ein Glück: Denn das Publikum applaudiert.
Andreas Krolik: vegetarischer Vorreiter
Andreas Krolik ist dagegen einer, der sich schon lange auch der fleischlosen Küche verschrieben hat und in Deutschland als Vorreiter der vegetarischen Sterneküche gilt. Als einziger Sternekoch Deutschlands bietet Krolik seit rund vier Jahren im Lafleur auch explizit vegane Menüs mit sechs Gängen an. Wer dem Wahnsinn misstraut, kann auch einzelne Gerichte gegen vegane Alternativen austauschen.
„Meistens wählen die Leute dann das Pilzgericht“, erzählt Krolik, der heute unter anderem auch eines dieser Art kocht: Edelpilze in Form von Ravioli und Creme, Pilzbouillon, Spitzkohl und Quinoa-Haselnusscrunch. Außerdem bereitet Krolik „falschen Feta“ zu: „Frischer Tofu, den wir mit Olivenöl pressen“, erklärt er. Von Dogmen in Sachen Regionalität hält er allerdings nichts: „Wenn das Produkt nicht toll ist, hilft es mir auch nicht, dass es nur von fünf Kilometern weit weg kommt.“
Björn Swanson: Dogmen, ade
Dem schließt sich auch Björn Swanson aus dem Golvet an: „Wenn die Rote Bete aus Brandenburg scheiße ist – und die aus Frankreich gut: Warum soll ich dann ein anderes Produkt nehmen?“, fragt Swanson in die Runde, und setzt nach: „Ich steh auf Chili, und ich steh auf Koriander. Ich find Zitronen und Limetten geil!“ Kurzum: Regionalität ist wichtig, aber kein Ausschlusskriterium. Und auch sein Metier will Swanson klar definiert haben: „Wir wollen uns nicht Gourmetrestaurant schimpfen, wir sind ein gutes, gediegenes Restaurant!“ Essen sei für ihn Spaßhaben, das sollten auch seine Gäste merken.
Deswegen gibt es sein Vorzeigegericht Artischocke mit Aal auch inklusive Apéro. Ganz neue Maßstäbe setzt er auch in Sachen Mitarbeiterführung. „Bei uns gibt es ein 7-Gänge-Menü, das auf meinen Ideen beruht“, erzählt der Küchenchef. Gleichzeitig bietet das Restaurant auch ein 4-Gänge-Menü an, das ausschließlich seine Mitarbeiter kreieren und den Namen „Die Zukunft“ trägt.
Alexander Koppe: bodenständige Sterneküche
Die Zukunft, oder auch die Linie seiner Küche, hat für Alexander Koppe vom Berliner Restaurant Skykitchen viel mehr mit der Vergangenheit zu tun. „Ich bin gebürtiger Ostberliner. Und damals im Osten hatten wir nicht so viel“, erzählt er. Deswegen sei es ihm auch wichtig, immer ein bis zwei Gänge mit Komponenten, „die wir früher im Garten hatten“, im Menü anzubieten. Mittlerweile hat auch das Restaurant ein eigenes Gemüsefeld, in dem auch die Schmorzwiebel für den Hauptgang gewachsen ist.
Sie serviert Koppe zu Imperial-Bluttaube, Innereienpraline und Majoran. „Die Zwiebel haben wir in glühende Kohle gepackt, danach im Topf weitergeschmort, bis die Feuchtigkeit komplett raus war – und daraus haben wir Püree gemacht“, erzählt der Sternekoch. Das schwarze Püree sehe dann aus wie Sepia. Und apropos: Christoph Kunz hatte sich im Übrigen zuvor als Püreefetischist geoutet.
Lucki Maurer und Wolfang Müller: Intime Einblicke
Mit ganz anderen Fetischen sehen sich Deutschlands einziger Bio-Wagyu-Züchter Lucki Maurer und Sternekoch Wolfgang Müller konfrontiert. „Schwanz, Hummerschwanz“, sagt Maurer und erklärt: „Wir machen unsere große Leidenschaft.“ Erst im April wurde er für sein spektakuläres Restaurant-Konzept Stoi bei den ROLLING PIN Awards für das Gastronomiekonzept des Jahres geehrt. Aber zurück zum Hummerschwanz: Gewürzt wird der nämlich mit Botarga vom Stierhoden. „Hat schon jemand Kopf-Geficke?“, fragt Müller in die Runde, während er den getrockneten Stierhoden über den Hummer reibt. Doch spätestens als auch Frank Rosin vorbeikommt, um zu probieren, sind alle Zweifel aus dem Weg geräumt.
Bobby Bräuer: kulinarische Spitzenklasse
Zweifellos überzeugt auch Bobby Bräuer, der die Leitung der gesamten Gastro-Konzepte der BMW-Welt innehat – inklusive des 2-Sterne-Restaurants EssZimmer. Auf der Bühne bereitet er unter anderem Taube aus Anjou zu: viereinhalb Minuten bei 70 Grad sous-vide-gegart, kurz mit Aromaten gebraten und danach mit asiatischem Lack aus Mirin, Sake und Soja veredelt. Die Zuschauer staunen.
The Duc Ngo: Back to the roots
Asien spielt auch in der Küche von The Duc Ngo eine große Rolle. Auf der Masterclass-Stage kocht er ein Signature Dish aus Vietnam, aus Hanoi. „Aber ich werde es etwas verändern, weil ich ja seit 25 Jahren japanisch koche“, erklärt Ngo. Das Gericht: Bun Cha Ca, eine Nudelsuppe, die aus Fisch, Tomaten, Tamarinde und Dill besteht. Ngo verwendet dafür Zander, „der schmeckt so richtig umami“. Was die Produkte betrifft, legt der Multigastronom trotz asiatischer Küche großen Wert darauf, dass sie aus der Region stammen. „Einzig die Fischsauce kommt aus Vietnam“, ergänzt er.
Thomas Schanz: starke Aromen
Thomas Schanz aus dem Schanz Restaurant begeistert wiederum mit seiner Kreation rund um roh marinierte Langustine. Das Besondere: Er würzt sie einzig mit getrockneter Tintenfischtinte. „Die Tintenfischtinte haben wir unter der Wärmelampe getrocknet. Das sieht danach aus wie eine Vulkanwelt. Und dann wird sie zerhauen“, erklärt der Küchenchef. Was dabei herauskommt, multipliziert den Geschmack der Langustine.
Peter Hagen-Wiest: Unterhaltungs- & Kulinarikkünstler
Alle Gerichte der Masterclasses zeigen: Den Küchenchefs scheinen die Ideen noch lange nicht auszugehen. Woher die Inspiration kommt? Manchmal aus eher unerwarteten Gegebenheiten: „Ich mag M&M’s gerne, also haben wir die Leber mit Nüssen ummantelt“, erklärt zum Beispiel der gebürtige Österreicher Peter Hagen-Wiest aus dem Ammolite – The Lighthouse Restaurant. Zur Entenleber kombiniert er Spitzkohl, Erdnuss, Gerstenmiso.
Steffen Mezger: „Alles, was schmeckt, ist richtig“
Die Besucher finden’s grandios – und sind gleichzeitig ein wenig traurig, dass nun schon die letzte Performance der CHEFDAYS Germany 2019 ansteht: Die Bühne betritt Steffen Mezger, 2-Sterne-Koch der Residenz Heinz Winkler. Das vorgeführte Gericht: nichts Geringeres als eine Neuinterpretation von Surf’ n’ Turf – mit Hummer XO Creme, Limette und Lorbeer-Schaum. „Die XO-Creme basiert auf einem Hummerfond, der mit fermentierten Krustentieren, fermentierten Jakobsmuscheln und Chili angesetzt wird“, erklärt er. Und das kracht!
Denn in seinen Kreationen setzt er sich keine Grenzen. Was er an seinem Job „am geilsten“ findet, kann auch als Resümee für die Masterclass gelten: „Man kann immer wieder etwas Neues machen, man kann sich jeden Tag neu erfinden. Alles, was schmeckt, ist richtig.“