Legende: So wurde Albert Roux zum ersten Sternekoch Englands
Bon Appetit oder Amen?
Die Ausgangslage von Albert Roux’ steiler Karriere war in doppelter Hinsicht vielversprechend: Im kulinarisch so ertragreichen Burgund geboren, wuchs der kleine Albert als Sohn eines Charcutiers, also eines Fleischveredlers, auf. Den Plan, Priester zu werden, verwarf der spätere Pionier leiblicher Genüsse schon bald – und machte stattdessen eine Kochlehre.
Durch seinen Taufpaten, der in London für die exzentrische Ehefrau König Edwards VIII., Wallis Simpson, kochte, verschlug es ihn in die englische Hauptstadt. Nicht irgendwohin, sondern in die Küche der illustren Nancy Witcher Langhorne Astor, der zweiten Frau, die jemals ins englische Parlament gewählt worden war. Obwohl der junge Roux dort ein œuf en cocotte, das für Englands Premierminister Harold Macmillan gedacht war, fallen ließ, bewies er durchaus ein Händchen in den Küchen illustrer Staatsmänner und -frauen.
Bon Appetit oder Amen?
Die Ausgangslage von Albert Roux’ steiler Karriere war in doppelter Hinsicht vielversprechend: Im kulinarisch so ertragreichen Burgund geboren, wuchs der kleine Albert als Sohn eines Charcutiers, also eines Fleischveredlers, auf. Den Plan, Priester zu werden, verwarf der spätere Pionier leiblicher Genüsse schon bald – und machte stattdessen eine Kochlehre.
Durch seinen Taufpaten, der in London für die exzentrische Ehefrau König Edwards VIII., Wallis Simpson, kochte, verschlug es ihn in die englische Hauptstadt. Nicht irgendwohin, sondern in die Küche der illustren Nancy Witcher Langhorne Astor, der zweiten Frau, die jemals ins englische Parlament gewählt worden war. Obwohl der junge Roux dort ein œuf en cocotte, das für Englands Premierminister Harold Macmillan gedacht war, fallen ließ, bewies er durchaus ein Händchen in den Küchen illustrer Staatsmänner und -frauen.
Exzentrische Schöngeister
Stationen wie die britische Botschaft in Paris oder ein achtjähriges Engagement als Privatkoch für den berühmten Major und Chricketer Peter Cazalet sorgten dafür, dass Albert Roux sein Können in den Dienst der exzentrischen Geschmäcke und Vorlieben von kompromisslosen Schöngeistern stellte – und stetig vertiefte. Sein jüngerer Bruder Michel arbeitete als Privatkoch für die sagenumwobene Familie Rothschild, vorwiegend in deren Pariser Dependance, aber auch immer wieder an der Côte d’Azur.
Als er Albert im Jahr 1964 in Kent besuchte, klapperten sie zusammen mit ihren Ehefrauen innerhalb einer Woche alle französischen Restaurants in London ab, die damals als das Nonplusultra in Sachen Fine Dine galten. Die Enttäuschungen, die mit jedem Besuch neue Ausmaße annahmen – „das Essen war schlecht und der Service noch grauenhafter“ –, bilden die Geburtsstunde des Le Gavroche.
Das Essen war schlecht und der Service noch grauenhafter.
Albert Roux über seine ersten Restaurantbesuche im London der 1960er-Jahre
Eins, zwei, drei
Der Drang, eigenhändig kulinarische Abhilfe zu schaffen, war den Roux-Brüdern und vor allem Albert nicht mehr auszureden. Als er schließlich 1966 von einem italienischen Restaurant in London erfuhr, das bald schließen sollte, rief er sofort seinen Bruder an – und überzeugte ihn, dort das beste französische Restaurant Englands aufzusperren. Beide kündigten ihre sicheren, prestigeträchtigen Jobs bei ihren aristokratischen Arbeitgebern, wurden von Freunden und Familie für verrückt erklärt und öffneten ein Jahr später mit ihren mageren Ersparnissen ihr eigenes Restaurant.
Ihre kompromisslose, produktorientierte French Cuisine brach in England gleich mehrere Rekorde: 1974 war das Le Gavroche das erste Restaurant, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, 1977 das erste mit einem zweiten und 1982 schließlich – nach einem Umzug in eine größere Immobilie – mit einem dritten. Klingende Namen wie Marco Pierre White oder Gordon Ramsay machten hier ihre schüchternen Anfangsschnitte. 1994 verlor das Le Gavroche zwar seinen dritten Stern, nachdem Alberts Sohn Michel Roux Jr. die Küchenleitung übernommen hatte. Doch bis heute gilt der Gourmettempel der Roux-Brüder als eine der sagenumwobensten Adressen weltweit.