Mit Laib und Seele
Die marmorne Wendeltreppe und ausgesuchte antike Möbel sind der Eingang in das Büro und der Zugang zur Welt des Bäckerei-Unternehmers Martin Auer. Was schwer nach alter Tradition klingt, ist aber nur eine Seite des Brotlaibs. Ein Rockkonzertposter an der Türe, das große, minimalistisch-freche Skizzenbild auf grüner Wand hinter dem großen Schreibtisch sowie sein gläsernes Pendant zeigen, dass der Erbe der Auer-Dynastie ganz und gar nicht im Gestern verstaubt ist.
Martin Auer ist so vielseitig wie das über mehr als 100 Produkte fassende Sortiment seiner 27 Backfilialen. Die gedankliche und organisatorische Keimzelle des Imperiums, das seit der Grundsteinlegung so aufgegangen ist wie ein Hefeteig im Sommer, liegt am Grazer Dietrichsteinplatz und ist ebenso facettenreich wie der Chef selbst. Bodenständig, doch visionär; mit geschäftiger Atmosphäre, doch entspannt in seinem Tun. Die Kombination funktioniert: Seit Martin Auer vor etwa vier Jahren das Zepter von seinem Vater überreicht bekam, pushte er den Betrieb mit seinen kreativen Ideen und unternehmerischem Weitblick nach vorne.
Die Reise des
Die marmorne Wendeltreppe und ausgesuchte antike Möbel sind der Eingang in das Büro und der Zugang zur Welt des Bäckerei-Unternehmers Martin Auer. Was schwer nach alter Tradition klingt, ist aber nur eine Seite des Brotlaibs. Ein Rockkonzertposter an der Türe, das große, minimalistisch-freche Skizzenbild auf grüner Wand hinter dem großen Schreibtisch sowie sein gläsernes Pendant zeigen, dass der Erbe der Auer-Dynastie ganz und gar nicht im Gestern verstaubt ist.
Martin Auer ist so vielseitig wie das über mehr als 100 Produkte fassende Sortiment seiner 27 Backfilialen. Die gedankliche und organisatorische Keimzelle des Imperiums, das seit der Grundsteinlegung so aufgegangen ist wie ein Hefeteig im Sommer, liegt am Grazer Dietrichsteinplatz und ist ebenso facettenreich wie der Chef selbst. Bodenständig, doch visionär; mit geschäftiger Atmosphäre, doch entspannt in seinem Tun. Die Kombination funktioniert: Seit Martin Auer vor etwa vier Jahren das Zepter von seinem Vater überreicht bekam, pushte er den Betrieb mit seinen kreativen Ideen und unternehmerischem Weitblick nach vorne.
Die Reise des Backwerks
Damit das aber gelingen konnte, durfte er den Blick auf die Vergangenheit des Familienbetriebes nicht außer Acht lassen: Schließlich handelt es sich hierbei um die älteste Bäckerei der Steiermark und um eine der ältesten Österreichs. Seit 1346 wurde in der Auer-Zentrale am Dietrichsteinplatz Brot gebacken, mit Ende des zweiten Weltkrieges unter dem heute bekannten Namen Martin Auer. Was allerdings keiner hellseherischen Fähigkeit entsprang, sondern der Name des Großvaters war.
Bereits unter ihm und vor allem unter seinem Sohn zeigte sich das visionäre Denken der Familie: Trotz starker Präsenz der industriellen Backmittelmaschinerie der Nachkriegszeit – Brot musste primär satt machen – machte Martin Auer sen. den Laib wieder zu etwas Hochwertigem und kreierte das Landbrot, auch bekannt als klassisches Roggenbrot. Mehr noch: 1974 wurde die erste Auer-Filiale am Grazer Hauptplatz von ihm eröffnet. Was heute als selbstverständlich gesehen wird, war zu diesem Zeitpunkt eine völlige Neuheit: ein Unternehmen, mehr als eine Filiale.
Durch diese Strategien katapultierte sich die Firma in die Unabhängigkeit von der Backmittelindustrie. Martin, also der Dritte sozusagen, selbst stieg Ende der 1990er-Jahre ein und lernte das Handwerk von der Pieke auf. Doch der Apfel fällt im Falle Auer zunächst weit vom Stamm. Um sich entfalten zu können, streckte Martin Auer deswegen seine Fühler nach anderen Projekten aus, leitete mit seiner Frau Barbara verschiedene Cafés in Graz, eine eigene Bäckerei in Belgrad und absolvierte die Bäckermeisterprüfung – bis er dann 2012 den väterlichen Betrieb vollständig übernahm. Nicht aus Pflichtbewusstsein, sondern weil er die Vision hatte, „wohin es gehen könnte. Es war die Möglichkeit, etwas zu schaffen, zu verändern, zu kreieren“, so Auer. So führte er das Unternehmen in eine neue Ära. Heute sind insgesamt 240 Personen unter ihm tätig. Von der wachsenden Konkurrenz der Supermarkt-Ketten lässt sich der Visionär kein bisschen beirren. Anstatt sich anzupassen, zieht er sein Ding durch, denn „du machst, was dir am nächsten ist“.
Von der Seele des Brotes
Auer suchte sich zunächst ein Unternehmensleitbild. Etwas, was den Weg vorgibt und bei Entscheidungen die Richtung weisen kann. Nach langem Nachdenken und intensivem Suchen nach der idealen Aussage war es gefunden: „Gib dem Brot die Seele zurück“ steht nun in großen Lettern an der Hauswand neben seiner Filiale. „Das schließt viele Dinge ein, aber auch viele Dinge aus.“ Sowohl in der Produktherstellung als auch im Service. „Was ich meinen Mitarbeitern immer sage, ist: Es geht nicht darum, was ihr macht, sondern darum, warum ihr es macht.“ Ein hohes Maß an Vertrauen, aber auch Erwartungshaltung sind ebenso eng mit dieser Strategie verknüpft. Und tatsächlich: „Es war irrsinig toll zu sehen, wie die Mitarbeiter begonnen haben, sich damit zu identifizieren.“ Wie Auer selbst wollen sie keine Kunden zufriedenstellen, sondern Fans für sich und ihre Ideale begeistern.
Ein Weg dorthin ist direktes Feedback, sowohl positives als auch negatives – wer etwas zu sagen hat, kann das direkt über die Auer-Website erledigen. Doch nicht nur direkte Kundenanregungen werden von Auer in Betracht gezogen, sondern auch aktuelle Ernährungstrends. Gerade heute, wo sich Menschen mehr und mehr mit natürlicher und veganer Ernährung befassen, gleicht Auer sein Sortiment an, experimentiert und entwickelt neue Sorten – dafür nimmt er den Teig auch schon mit auf den Familienurlaub. Das Konsumbedürfnis seiner Kunden möchte er nicht nur beobachten, sondern veredeln, sprich, sich dort positionieren, wo es um mehr als nur den Basisnutzen eines Produktes geht: „Was nutzt unser Tun für die Welt da draußen?“ Diese Frage spinnt Martin immer weiter aus. Viele der Filialen wurden etwa zu Cafés mit unterschiedlichen Konzepten umfunktioniert und auch das Design der Firma unterzog sich einer Schönheitskur. „Das Wichtigste ist, dass die Leute sehen, dass der Spinner da im Büro wenigstens eine Ahnung davon hat, wohin die Reise geht.“
Wohin auch immer das sein mag, der Teig geht bestimmt mit ihm – und richtig gut auf.