Paul Ivic: Sind Sie hier richtig?

Sternekoch und Veggie-Experte Paul Ivic über Gäste, die sich nicht damit beschäftigen, wo sie reservieren, und überrascht sind, wenn kein Fleisch auf der Karte ist.
Feber 24, 2017 | Fotos: beigestellt

Paul Ivic

Eines vorweg: Es macht mich glücklich, wenn unsere Gäste unser Restaurant zufrieden und begeistert verlassen. Es versetzt mich in einen wahren Gefühlsrausch. Die Wertschätzung unserer Gäste ist eben ein wesentlicher Teil unseres Lohns. Wenn dann auch noch das Verhältnis zwischen Umsatz und getätigtem Aufwand stimmt, beruhigt es mich und glättet einige Sorgenfalten. Gibt es etwas Schöneres als Gäste, die bereits Wochen im Voraus reservieren? Ganz klar, Gäste, die dann auch tatsächlich kommen und ordentlich konsumieren. Besser geht es gar nicht.

Wenn ich ein Restaurant besuche, erkundige ich mich in aller Regel bereits im Vorfeld, um mir ein Bild zu machen, was ich mir erwarten darf. Warum sonst sollte ich einen Tisch reservieren? Um festzustellen, dass die Preise höher sind, als mir der Abend selbst wert ist? Um trotz einer Gemüsephobie ein vegetarisches Restaurant zu besuchen in der Hoffnung, doch ein Steak zu bekommen? Wohl kaum, oder etwa doch? Bedauerlicherweise bei uns kein Einzelfall, paradox, nicht wahr?

Doch weit gefehlt. Dass die Gäste nicht wussten, wo sie eigentlich reserviert haben, merkt man insbesondere daran, dass nach längerem und ungläubigem Studieren der Karte diesen schlagartig bewusst wird, wo sie hineingeraten sind. Ratlose Blicke in Richtung der Servicemitarbeiter, gepaart mit nach unten gezogenen Mundwinkeln einer Angela Merkel, die Augenlider fest zusammengepresst, um die Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken. Dann die unvermeidliche Frage: „Gibt es denn hier kein Fleisch?“

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Eines vorweg: Es macht mich glücklich, wenn unsere Gäste unser Restaurant zufrieden und begeistert verlassen. Es versetzt mich in einen wahren Gefühlsrausch. Die Wertschätzung unserer Gäste ist eben ein wesentlicher Teil unseres Lohns. Wenn dann auch noch das Verhältnis zwischen Umsatz und getätigtem Aufwand stimmt, beruhigt es mich und glättet einige Sorgenfalten. Gibt es etwas Schöneres als Gäste, die bereits Wochen im Voraus reservieren? Ganz klar, Gäste, die dann auch tatsächlich kommen und ordentlich konsumieren. Besser geht es gar nicht.
Wenn ich ein Restaurant besuche, erkundige ich mich in aller Regel bereits im Vorfeld, um mir ein Bild zu machen, was ich mir erwarten darf. Warum sonst sollte ich einen Tisch reservieren? Um festzustellen, dass die Preise höher sind, als mir der Abend selbst wert ist? Um trotz einer Gemüsephobie ein vegetarisches Restaurant zu besuchen in der Hoffnung, doch ein Steak zu bekommen? Wohl kaum, oder etwa doch? Bedauerlicherweise bei uns kein Einzelfall, paradox, nicht wahr?
Doch weit gefehlt. Dass die Gäste nicht wussten, wo sie eigentlich reserviert haben, merkt man insbesondere daran, dass nach längerem und ungläubigem Studieren der Karte diesen schlagartig bewusst wird, wo sie hineingeraten sind. Ratlose Blicke in Richtung der Servicemitarbeiter, gepaart mit nach unten gezogenen Mundwinkeln einer Angela Merkel, die Augenlider fest zusammengepresst, um die Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken. Dann die unvermeidliche Frage: „Gibt es denn hier kein Fleisch?“
Glauben Sie mir, mir ist in solchen Momenten auch zum Heulen zumute. Nicht aus Solidarität, sondern weil ich daran denke, wie oft ich diesen Tisch anderen Personen, die unbedingt bei uns vegetarisch essen wollten, absagen musste. Dennoch bleiben wir professionell und versuchen, den Gast auch ohne Schnitzel zufriedenzustellen. Der ist nur leider immer noch irritiert und hat Angst, sich auf etwas eingelassen zu haben, was er so gar nicht wollte.
Bei der unvermeidlichen Frage „Gibt es hier kein Fleisch?“ ist mir jedes Mal zum Heulen zumute!
Paul Ivic über ignorante Gäste
So als würde Gevatter Tod anstelle seiner Sichel mit einer rohen Karotte winken und in der ganzen Dramaturgie dieser Situation sagen:„Mein Sohn, du musst heute mit mir gehen!“ Keine Frage, in mir stiege bei den Worten „Sorry, Paul, heute gibt’s nur Gemüse!“ ebenfalls die nackte Angst auf. Zu allem Überfluss hat unsere Arbeit auch noch ihren Preis. Ja, unsere Preise sind deutlich höher als die eines „Happy Meal“. Schließlich bekommen unsere Gäste qualitativ hervorragende Produkte und vor allem unsere persönliche Aufmerksamkeit.Es ist der Moment, in dem unvorbereitete Gäste am liebsten weglaufen würden.
Ich verstehe das! Hallo, es geht nur um Gemüse! Panik macht sich breit. Der Moment, in dem sich das Adrenalin, mit Ausnahme des Gehirns, in die Gefäße des Körpers pumpt und „Lauf um dein Leben“ schreit. Da hilft nur noch ein letzter Schluck Leitungswasser und sich an das Lauftraining mit Usain Bolt zu erinnern. Mal im Ernst, wir schreiben das Jahr 2017. Schon mal was von einer Website gehört, wo Preise, Speisekarte und Philosophie in aller Deutlichkeit nachzulesen sind?
Wenn Gäste trotz Reservierung das Lokal nach einem kurzen Blick in die Karte wieder verlassen, ist das schlicht und einfach geschäftsschädigend und für mich unverständlich. Oder hat jemand von Ihnen schon einmal probiert, zehn Minuten nachdem der Film begonnen hat, an der Kinokasse seine Karte zurückzugeben, weil man eigentlich doch keine Komödie sehen wollte? Wohl kaum! Auch als Gast sollten wir uns bewusst sein, dass solch unbedachtes Handeln den Gastgeber zwar nicht gleich ruiniert, aber doch geschäftlich schädigt.
Niemand, der ein Res­taurant betreibt, will seine Gäste bevormunden, ihnen schon gar nichts aufzwingen. Im Gegenteil, wir wollen, dass man uns glücklich verlässt, denn das streichelt nicht nur unser Ego, sondern auch unsere Seele. Und sind wir doch mal ehrlich: Es hat noch niemandem geschadet, sich dann und wann auf eine gefahrlose Entdeckungsreise einzulassen.
www.tian-restaurant.com

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