Reinhard Gerer: Abschied vom lauten Schweiger
Viele Worte waren seine Stärke nicht. Vielsagende Blicke dafür umso mehr. „Man hat immer gewusst, woran man ist beim Gerer“, sagen Wegbegleiter. Das konnte schön sein. Und manchmal ganz schön stressig – wenn man etwa mit ihm in der legendären „Korso“-Küche arbeitete. Das sagen die vielen, die an seiner Seite gelernt haben und selbst zu Ruhm gekommen sind.
Viele Worte waren seine Stärke nicht. Vielsagende Blicke dafür umso mehr. „Man hat immer gewusst, woran man ist beim Gerer“, sagen Wegbegleiter. Das konnte schön sein. Und manchmal ganz schön stressig – wenn man etwa mit ihm in der legendären „Korso“-Küche arbeitete. Das sagen die vielen, die an seiner Seite gelernt haben und selbst zu Ruhm gekommen sind.
Heute aber ist das alles weit weg. Am 5. April dieses Jahres hat sich Reinhard Gerer für immer von dieser Welt verabschiedet. Jedoch bloß als greifbare Person. Denn von dem Vier-Hauben-Koch wird manches ewig in dieser irdischen Welt bleiben. Schließlich hat der Mann die österreichische Kochwelt nicht bloß nachhaltig verändert, er hat sie überhaupt erst ermöglicht. „Der Gerer war der erste in Österreich, wegen dem andere auch Koch werden wollen.“ Das sagen nicht bloß ehemalige Schüler.
Reinhard Gerer war in seinem Tun davon beseelt, ganz ohne jeglichen Schnörkel das Schönste aus jedem Produkt auf diesen einen Teller zu bringen. Das mag man als Perfektion verstehen. Doch im Rückspiegel der Vergänglichkeit erfasst man das gesamte Bild eines Lebens. Nicht bloß den Ausschnitt eines Berufslebens. Und dieses erzählt davon, dass es Reinhard Gerer in jeder Lebenslage um seine ganz eigene Interpretation kitschfreien Genusses ging. Sei es bei seiner Art, Bier zu veredeln. Mit einem Schuss Champagner. Sei es bei den allwöchentlichen Zusammentreffen am Blauen Montag, wie er es nannte. Beim Urbanek, am Naschmarkt. „Das war sein Ventil“, sagen jene, die ihn nun in Wien verabschiedet haben. Oder sei es beim Umgang mit Menschen. Smalltalk? So mancher musste schweigend Stunden neben dem Gerer verbringen, weil er eben nicht redete, wenn er nicht wollte. Als wäre jedes unnotwendige Wort dieser eine Schnörkel zu viel.
Wie laut sein Schweigen sein kann, spüren wir dieser Tage. Gute Reise, lieber Reinhard.