René Antrag: Der Natur auf der Spur
Aufgewachsen ist er „im bodenständigen Osten“, wie René Antrag selbst sagt. „Mit viel Fußball und deutscher Genauigkeit“. Heute ist der gebürtige Sachse im Steirereck als gefeierter Sommelier tätig. Und längst zu einer der raren Weingrößen herangereift – im zarten Alter von 34 Jahren.
Aufgewachsen ist er „im bodenständigen Osten“, wie René Antrag selbst sagt. „Mit viel Fußball und deutscher Genauigkeit“. Heute ist der gebürtige Sachse im Steirereck als gefeierter Sommelier tätig. Und längst zu einer der raren Weingrößen herangereift – im zarten Alter von 34 Jahren.
Der Nachfolger der Sommelier-Legende Adi Schmid – die 2017 bekanntlich in Pension ging – ist also ohne Zweifel auf dem besten Weg, selbst eine zu werden. Für seine oft eigenwilligen, aber immer auf den Punkt gebrachten Weinpaarungen zu Heinz Reitbauers moderner österreichischer Küche wurde er im Jahr 2019 nicht nur von Rolling Pin, sondern auch vom Gault&Millau zum Sommelier des Jahres geadelt. Aktuell rangiert er auf #3 der AUSTRIA’S 50 BEST SOMMELIERS.
Ein Grandseigneur als Förderer
„Wenn du als Sommelier nicht ständig auf der Suche nach Neuem bist und lernen willst, dann ist das der falsche Job für dich“, sagt Antrag. Dass er seiner Neugierde freien Lauf lassen kann, hat er vor allem der Familie Reitbauer zu verdanken. „Sie sind ja auch Getriebene, die immer noch besser werden wollen. Das färbt natürlich ab.“ 2008 stieß Antrag zur schwarzen Brigade des Steirerecks, das heute mit zwei Michelin-Sternen und Platz zwölf der prestigeträchtigen World’s-50-Best-Liste ausgezeichnet ist.
Es gibt dort eine hervorragende Weintradition. Die ist zwar durch den Kommunismus verloren gegangen. Doch die kommende Generation erweckt dieses Erbe gerade zu neuem Leben.
René Antrag über sein Faible für ungarische Weine
Bald merkte Adi Schmid dem damaligen Commis de Rang René Antrag die Begeisterungsfähigkeit für vergorenen Traubensaft an. „Er nahm mich immer wieder mit auf Verkostungen“, erinnert sich Antrag, „wir haben viel unternommen und uns ständig ausgetauscht. Und nach ein paar Jahren habe ich dann die Weinkarte in der Meierei neu strukturiert.“
Neuer Naturstoff
Das Vertrauen des Mentors, so scheint es jedenfalls, wenn Antrag sich an die gemeinsame Zeit bis zu Schmids Pensionierung 2017 erinnert, verlieh seinem Musterschüler regelrecht Flügel. Denn kurze Zeit später bestellte der zukünftige Mister Wine die ersten eigenen Flaschen fürs Steirereck. Dass die nicht unbedingt den klassischen Geschmack des lang gedienten Grandseigneurs trafen, war kein großes Thema. „Ich habe von ihm die Tradition gelernt“, reflektiert Antrag, „und er von mir das, was es an Veränderungen auf dem Markt gibt.“ Heißt: die etwas unkonventionelleren Stoffe aus der Naturweinszene.
Eben das führte schließlich dazu, dass Weinverrückte nicht mehr nur „zum Schmid ins Steirereck“ gingen, sondern eben auch „zum René“. Letzterer machte sich zunehmend mit unbekannten Tropfen einen Namen. Sprich, mit Weinen aus dem benachbarten Ungarn, die in österreichischen (Spitzen-)Restaurants bis dato so gut wie keinen Platz hatten. „Dort gibt es eine hervorragende Weintradition, die zwar in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen ist. Doch die nächste Generation, die bei Weingütern in aller Welt lernt und zurückkehrt, erweckt dieses Erbe gerade zu neuem Leben“, ist Antrag überzeugt.
Man könnte meinen, Antrags Erfolg fuße vor allem auf der großen Bandbreite an Weinstilistiken, Regionen und Rebsorten, die er zu Heinz Reitbauers 14 Gerichten pro Menü ausschenkt. Doch in den letzten Jahren ist im Sommelier vor allem eine Wissenstiefe herangereift, die für Gäste eine ganz neue Art von Sommelerie erfahrbar macht. Das gelingt Antrag zudem ganz ohne jegliche besserwisserische Weinprofessor-Attitüde. „Mir wird immer klarer“, erklärt er, „dass wir Sommeliers das Sprachrohr der Winzer sind. Genau wie bei Fleisch oder anderen Lebensmitteln wollen die Gäste immer genauer wissen, woher das Produkt kommt, das ihnen aufgetischt wird.
Für mich als Sommelier bedeutet das, den Fokus vermehrt auf den Weingarten zu legen und nicht nur auf den Wein an sich. Dem Gast also auch spielerisch zu erklären, was im jeweiligen Weingarten vor sich geht, und nicht nur, wie der Wein schmeckt.“ Antrag sieht darin auch eine Methode, Vorbehalte gegenüber biologischen oder biodynamischen Weinen auszuräumen. Alles trüb und stinkig? Von wegen; „Es gibt“, verdeutlicht er, „so viele Bio-Weine, die völlig klassisch ausgebaut sind. Diese Zusammenhänge kann man Gästen auch ohne großes Trara erklären.“ Und vor allem: Über diese wissen nur die wenigsten Sommeliers so im Detail Bescheid, wie eben Antrag.
Hause im Weingarten
Der Grund dafür: Seit drei Jahren ist auch er, nun ja, Winzer! Im niederösterreischischen Perchtoldsdorf kaufte er mit seinem Freund Thomas Reither 0,3 Hektar eines Weinbergs. Dort kümmert sich der umtriebige Sommelier nun selbst um die Reben für einen pfiffigen Gemischten Satz, der bereits von sich reden macht. Außerdem plant der Neo-Weinmacher schon die nächsten Schritte der von ihm mitbegründeten Sommeliersvereinigung „Kalk und Kegel“. „Wir sind mittlerweile gestandene Sommeliers und das bedeutet auch, dass wir für die kommenden Generationen Verantwortung haben.“ Somit steht es „Schwarz auf Wein“: Mit Antrag als Mentor und Wegbegleiter braucht man sich um den österreichischen Sommelier-Nachwuchs keine Sorgen zu machen.
PODCAST:
René Antrags Weinwissen als Ohrenschmaus serviert? Hier!
www.rollingpin.com/podcast
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RENÉ ANTRAG
Der gebürtige Sachse René Antrag ist seit über 14 Jahren Ausnahmesommelier in Heinz Reitbauers Zwei-Sterne- Gourmettempel Steirereck. Aufgewachsen „im bodenständigen Osten, mit viel Fußball und deutscher Genauigkeit“, trat das Wunderkind des Weines 2017 in die Fußstapfen von Sommelier-Legende Adi Schmid. Dort hievte er Weinkarte und Weinbegleitung auf ein neues Level, das international von sich reden machte. Antrag erhielt für seine bahnbrechenden Wine-Pairings zahlreiche Auszeichnungen, aktuell rangiert er auf #3 der AUSTRIA‘S 50 BEST SOMMELIERS.