ROLLING PIN AWARDS 2019: MARIETTA STEGBUCHNER
Früh infiziert sich die junge Marietta Stegbuchner. Die ersten Symptome der folgenschweren Ansteckung tauchen in der Kindheit im oberösterreichischen Innviertel auf. Alle lässt sie rätseln: Hat etwas in der Imkerei, gar in der Schnapsbrennerei das Ganze ausgelöst? Erst als sie Jahre später einen Sommelier-Kurs absolviert, steht die endgültige Diagnose fest: Stegbuchner trägt den Genussvirus im Erbgut.
Kämpferin
Herausforderungen, die sie nur mit Kreativität, Leidenschaft und Höchstleistung meistern kann, mag Marietta Stegbuchner am liebsten. Eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau ist ihr erster Schritt in die Gastronomie. Die Liebe zum Wein eröffnet sich ihr bei der Arbeit in einem Salzburger Sternerestaurant. Erst Jahre später schreibt sie sich für einen Sommelier-Kurs ein. Seitdem aber geht es für Stegbuchner steil bergauf. In New York ist sie in Kurt Gutenbrunners Wallsé tätig, macht am Court of Master Sommeliers den Certified Sommelier. Seit 2016 berät sie Gäste im Überfahrt am Tegernsee. Der Feinschmecker zeichnet sie als eine der zwölf besten Sommeliers Deutschlands aus. Bald will sie ein neues Weinbuch präsentieren, später ein eigenes Restaurant eröffnen: „Das Schönste in der Gastronomie sind die unbegrenzten Möglichkeiten.“ Die Anzahl der Möglichkeiten misst Stegbuchner an der Entschlossenheit, sie zu nutzen.
Die heute 30-Jährige weiß mittlerweile, was Linderung verspricht. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen, spannenden Weinen“, sagt die Sommelière und verrät: „Besonders hoch schlägt mein Herz für deutsche und österreichische Weine – und natürlich die französischen Burgunderrebsorten.“ Das trifft sich gut. Deutschland, Österreich und Frankreich sind nämlich die Schwerpunktländer auf der Weinkarte des Überfahrt am Tegernsee.
EINZIGARTIG: DAS ÜBERFAHRT AM TEGERNSEE
Das Restaurant des Althoff-Hotels Seehotel Überfahrt wird zu Stegbuchners persönlichem Kurort. Seit Dezember 2016 hat sie den Posten als Chef-Sommelière inne. An ihrem derzeitigen Arbeitsplatz schätzt sie „einfach alles: Es ist ein einzigartiges Restaurant, das mich jeden Tag dazu anspornt, alles zu geben.“ Stegbuchner liebt es, hier zu arbeiten; sie liebt es, engagiert und mit vollem Einsatz bei der Sache zu sein.
Drei Michelin-Sterne hält das Überfahrt seit 2013, 2016 verleiht der Gault Millau dem Team rund um Küchenchef Christian Jürgens 19,5 Punkte. „Er hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz“, schwärmt Stegbuchner. Anerkennung für Leistungen und Loyalität „von uns Überfahrern“, wie sie die Brigade nennt, seien für ihn selbstverständlich.
CHEF-SOMMELIÈRE MIT LEIDENSCHAFT UND FLEISS
Wer die Chef-Sommelière noch inspiriert? „Ich bewundere Menschen, die jeden Tag aufs Neue alles in die Waagschale werfen, um ihre Ziele zu erreichen.“ Wahrscheinlich fühle sie sich deshalb so wohl hier im Überfahrt. Stegbuchner strahlt pure Leidenschaft aus, für den Wein, für ihre Arbeit – und für ihren Arbeitsort. „Momentan kann mich vom Tegernsee nichts wegbewegen“, resümiert sie, „ich habe hier beruflich und privat mein Glück gefunden.“
Ich habe hier beruflich und privat mein Glück gefunden.
Marietta Stegbuchner über ihre Arbeit im Überfahrt
Ein Heilmittel gegen ihren hartnäckigen Virus hat die Sommelière nicht entdeckt, aber das benötigt sie auch gar nicht mehr: „Weisheiten kann ich nicht verkünden, aber Aufgaben mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Fleiß anzunehmen, war für mich immer eine gute Wahl.“ Gäste und internationale Jurys scheinen diese Meinung zu teilen.
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