„Werbung für Fast Food? Nie!“ – Johann Lafer
Fotos: Werner Krug
Mister Feelgood der Szene
Er ist der bekannteste Österreich-Export seit Falco: Der 56-jährige gebürtige Steirer Johann Lafer zieht mit Strahler-80-Lächeln und seiner Philosophie des guten Geschmacks seit 28 Jahren die deutsche TV-Nation in seinen Bann. 1976 machte sich Lafer mit 300 Mark in der Tasche auf zu unseren Nachbarn, spielte sich unter anderem in Eckart Witzigmanns Aubergine in die A-Liga der Pâtisserie, wurde 1983 Küchenchef im mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant Le Val d’Or und siedelte 1994 mit ebendiesem auf die Stromburg. Dort betreibt er auch noch ein Hotel, ein Bistro und seine Kochschule Table d’Or. Regelmäßig ist Lafer als TV-Koch zugange, er hat über 50 Kochbücher geschrieben, vertreibt über 300 Produkte, beschäftigt 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet mit der Unternehmensgruppe einen Jahresumsatz von weit über zehn Millionen Euro. Seit etwa einem Jahr leitet Lafer außerdem ein Mensa-Pilotprojekt für gesunde Schulverpflegung am Gymnasium Bad Kreuznach. Lafers ehrgeiziges Ziel ist es, dieses Konzept deutschlandweit als Franchise zu etablieren.
The L-World
Johann Lafer einfach als unternehmerisch begabten SpitzenKoch zu bezeichnen wäre so, als würde man Superman nur als fliegendes Strumpfhosentestimonial beschreiben. Und Lafer hat zwar notorisch wenig Zeit, dafür aber seine Prinzipien. über die haben wir mit ihm abseits der Leaders of the Year-Gala gesprochen.
Wenn man „Johann Lafer“ googelt, erhält man unfassbare 1.130.000 Suchergebnisse. Macht Ihnen diese Popularität nicht manchmal Angst?
Johann Lafer: Also diese Zahl höre ich zum ersten Mal. Aber gut, ich habe in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 83 Prozent, das ist schon enorm. Angst macht mir das aber nicht. Auch wenn man sich natürlich manchmal wünscht, einmal in Ruhe mit der Tochter einkaufen zu gehen, ohne dass die Leute vor der Umkleide lauern.
Viel Ruhe herrscht in Ihrem Leben aber ohnehin nicht, oder?
Lafer: Nein, aber die Wahrheit ist: Mich zwingt ja keiner, das zu tun, was ich mache. Ich habe Spaß daran und es gibt keinen Grund, aufgrund meines Terminkalenders depressiv oder traurig zu sein.
Da hat die Presse aber rund um Ihren 50. Geburtstag anderes kolportiert?
Lafer: Die Medien haben halt aus dem, was ich gesagt habe,…
Fotos: Werner Krug
Mister Feelgood der Szene
Er ist der bekannteste Österreich-Export seit Falco: Der 56-jährige gebürtige Steirer Johann Lafer zieht mit Strahler-80-Lächeln und seiner Philosophie des guten Geschmacks seit 28 Jahren die deutsche TV-Nation in seinen Bann. 1976 machte sich Lafer mit 300 Mark in der Tasche auf zu unseren Nachbarn, spielte sich unter anderem in Eckart Witzigmanns Aubergine in die A-Liga der Pâtisserie, wurde 1983 Küchenchef im mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant Le Val d’Or und siedelte 1994 mit ebendiesem auf die Stromburg. Dort betreibt er auch noch ein Hotel, ein Bistro und seine Kochschule Table d’Or. Regelmäßig ist Lafer als TV-Koch zugange, er hat über 50 Kochbücher geschrieben, vertreibt über 300 Produkte, beschäftigt 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet mit der Unternehmensgruppe einen Jahresumsatz von weit über zehn Millionen Euro. Seit etwa einem Jahr leitet Lafer außerdem ein Mensa-Pilotprojekt für gesunde Schulverpflegung am Gymnasium Bad Kreuznach. Lafers ehrgeiziges Ziel ist es, dieses Konzept deutschlandweit als Franchise zu etablieren.
www.johannlafer.de
The L-World
Johann Lafer einfach als unternehmerisch begabten SpitzenKoch zu bezeichnen wäre so, als würde man Superman nur als fliegendes Strumpfhosentestimonial beschreiben. Und Lafer hat zwar notorisch wenig Zeit, dafür aber seine Prinzipien. über die haben wir mit ihm abseits der Leaders of the Year-Gala gesprochen.
Wenn man „Johann Lafer“ googelt, erhält man unfassbare 1.130.000 Suchergebnisse. Macht Ihnen diese Popularität nicht manchmal Angst?
Johann Lafer: Also diese Zahl höre ich zum ersten Mal. Aber gut, ich habe in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 83 Prozent, das ist schon enorm. Angst macht mir das aber nicht. Auch wenn man sich natürlich manchmal wünscht, einmal in Ruhe mit der Tochter einkaufen zu gehen, ohne dass die Leute vor der Umkleide lauern.
Viel Ruhe herrscht in Ihrem Leben aber ohnehin nicht, oder?
Lafer: Nein, aber die Wahrheit ist: Mich zwingt ja keiner, das zu tun, was ich mache. Ich habe Spaß daran und es gibt keinen Grund, aufgrund meines Terminkalenders depressiv oder traurig zu sein.
Da hat die Presse aber rund um Ihren 50. Geburtstag anderes kolportiert?
Lafer: Die Medien haben halt aus dem, was ich gesagt habe, eine Sensation gemacht.
Was haben Sie denn gesagt?
Lafer: Ich habe damals einfach erkannt, dass ich ein bisschen zurückstecken muss. Aufgaben zu delegieren, damit ich nicht ausbrenne und etwas Freiraum gewinne. Das war wichtig, weil ab einer gewissen Größe kannst du einfach nicht mehr alles selbst machen. Wäre es nach mir gegangen, ich hätt ja auch noch entscheiden wollen, welche Farbe die Vase im Bistro haben soll.
Im Fernsehen sind Sie aber nach wie vor sehr präsent. Wie kommt es, dass die Popularität der Medial-Kulinarik immer noch ungebrochen ist?
Lafer: Kochsendungen sind eine Ersatzbefriedigung für alles, was man zu Hause nicht hat. Man sitzt daheim und streichelt sich den Bauch, aber man kocht halt nicht. Und zum Thema Essen und Trinken hat ja irgendwie auch jeder was zu sagen. Deshalb sind Kochshows krisensichere Formate. Kochen ist heute einfach mehr Entertainment, als das früher der Fall war. Ich habe mich da auch hineinleben müssen, weg von meiner klaren Präsentationsform, mehr Witz und Charme reinbringen. Das war nicht einfach, aber ich glaube, jetzt passt’s!
Finanziell passt es im Unternehmen Lafer ja auch bestens. Gibt es etwas, wofür Sie niemals Ihren Namen hergeben würden?
Lafer: Aber natürlich! Ich bewerbe grundsätzlich nur, wohinter ich auch zu 100 Prozent stehe. Denn die Menschen da draußen haben Vertrauen zu mir, das ist mein Vorsprung, und den will ich auch bewahren. Sie glauben ja gar nicht, welche millionenschweren Angebote ich schon bekommen habe! Hätt ich für McDonald’s Werbung gemacht, dann bräuchte ich wirklich nicht mehr zu arbeiten. Aber damit ruiniere ich mir ja meinen Ruf komplett, und ich kann hinter dieser Form der Kulinarik absolut nicht stehen.
Dafür aber hinter einem gesünderen Schulessen in Deutschland, Wie läuft denn Ihr Schulmensa-Projekt in Bad Kreuznach?
Lafer: Sehr gut. Wir geben zwar immer noch einen sechsstelligen Betrag im Jahr für dieses Projekt aus, aber das ist es wert, weil es sinnvoll und wichtig ist. Man muss halt erst ein Bewusstsein dafür schaffen, dass 4,20 Euro für ein gesundes Schulessen angemessen sind, und das ist bereits knapp kalkuliert. Trotzdem gebe ich diese Idee sicher nicht auf, im Gegenteil. Mit der Hochschule Fulda arbeiten wir gerade an einem entsprechenden Franchisekonzept das wir in ganz Deutschland umsetzen können. Und wissen Sie, abgesehen davon ist es ja auch ein schönes Kontrastprogramm und eine besondere Form von Anerkennung für mich, wenn da ein kleiner Bub vor mir steht und sagt „Johann, du bist super, weil dein Püree schmeckt viel besser als daheim!“.