Sommelier-Battle: André Drechsel vs. Mohamed Benabdallah
Die Auswirkungen des Klimawandels und der Wein – Wohin wird uns diese Reise wohl führen?
Die Auswirkungen des Klimawandels und der Wein – Wohin wird uns diese Reise wohl führen?
Drechsel: Viele Winzer hätten vor zehn Jahren anfangen müssen, sich darüber Gedanken zu machen. Jetzt sind die Böden trocken. Winzer, die schon länger nachhaltig arbeiten, bewässern nicht. Es geht darum, die Rebe gesund werden zu lassen. Das ist die Qualität, die sich durchsetzen wird. Aber wenn die Böden sterben, ist das Weinthema so oder so unser kleinstes Problem…
Benabdallah: Für uns birgt der Klimawandel Herausforderungen und Chancen. Länder wie Großbritannien können nun Weine aus vollreifen Trauben produzieren. Das war früher unmöglich. Der steigende Alkoholgehalt, bedingt durch die wärmeren Temperaturen, ist eine Herausforderung und dass man oft nicht ohne Bewässerung auskommt ebenso.
Sind biologische und biodynamische Bewirtschaftung die einzigen nachhaltigen Optionen, um Wein ökologisch zu keltern?
Benabdallah: Diese Arbeitsweise im Weingarten wird immer wichtiger und auch immer häufiger angewandt. Auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen, kein Wasser zu verschwenden, das ist essenziell. Biologisch arbeiten ist eine Alternative im Weinbau. Sie hilft dabei, die Reben für klimatische Herausforderungen zu wappnen.
Drechsel: Für mich ja, für uns ja. Im Kontext von Tian stehen wir für Nachhaltigkeit. Dabei geht es mir nicht um Zertifikate, sondern um die Arbeitsweise. Wir wollen Produzenten unterstützen, die im Einklang mit der Natur arbeiten. Es geht uns also nicht nur darum, dass man diese Einstellung schmeckt, ob beim Wein beim Saft oder dem Erdapfel.
Hinsichtlich Nachhaltigkeit: sollen wir nur noch Weine aus der Region trinken? Stichwort: Carbon Footprint?
Drechsel: Ich habe schon immer 80 Prozent aus der Umgebung bezogen. Aber mit „regional“ meine ich ebenso Ungarn und Slowenien. Ich versuche so, unsere einheimischen und guten Winzer zu pushen. Natürlich schenken wir dann und wann auch Weine aus Frankreich oder Spanien aus. In der Weinbegleitung sind wir aber regional.
Benabdallah: Der Klimawandel hat nicht nur mit dem Transport zu tun, auch wenn natürlich darauf geachtet werden soll, die Wege kurz zu halten. In Europa haben wir das Glück, ohnehin so viele gute Weine zu haben, dass es oft nicht notwendig ist, welche von sehr weit her zu holen. Wobei mein Augenmerk mehr auf der Art, wie Weine produziert werden, liegt – also ohne zu viel Chemie und Co. –, als von wo sie stammen.
Mohamed Benabdallah
Der 37-jährige Sommelier zeichnet seit 2017 für die Weinagenden im weltberühmten Restaurant Etxebarri verantwortlich. Davor war er im Restaurant Mugaritz tätig.
André Drechsel
Seit 2018 vermählt der Vorarlberger im Restaurant und Bistro Tian Natural-Weine mit vegetarischen Michelin-besternten Gerichten.